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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Schlange, um einen besseren Blick auf den Vergaser zu haben.
    »Diese Schraube hier hat sich vollständig herausge-
    dreht«, sagte er. »Ich meine, die Schraube, die im Notfall bewirkt, daß sich der Motor auf Leerlauf schaltet. Und als das Gestänge auseinanderfiel, hat der Abschalter deshalb das genaue Gegenteil bewirkt – die Umdrehungs-
    zahl ist nicht gesunken, sondern immer noch mehr angestiegen.«
    »Wie hat das passieren können?« sagte Luckman laut.
    »Besteht die Möglichkeit, daß sich eine solche Schraube von selbst ganz herausdreht, so weit wie in diesem Fall?
    Rein zufällig?«
    Ohne ihn einer Antwort zu würdigen, holte Barris sein Taschenmesser hervor, klappte die kleine Klinge heraus und fing an, die Leerlauf-Regler-Schraube wieder festzuschrauben. Er zählte laut mit. Zwanzig Umdrehungen, dann erst saß die Schraube wieder fest. »Um diese Vorrichtung, die aus dem Haltering und der Schraubenmutter besteht und das Verbindungsgestänge zum Gaspedal zusammenhält, loszumachen«, sagte er, »würde man Spezi-alwerkzeuge benötigen. Etliche sogar. Ich würde schätzen, daß es so ungefähr eine halbe Stunde dauern wird, um das hier wieder hinzukriegen. Ich habe allerdings alle dazu nötigen Werkzeuge in meiner Werkzeugkiste.«
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    »Deine Werkzeugkiste steht bei uns zu Hause«, sagte Luckman.
    »Ja.« Barris nickte. »Dann werden wir uns eben eine Tankstelle suchen müssen, wo wir uns entweder Werkzeuge leihen oder aber einen Abschleppwagen anfordern können. Ich würde vorschlagen, daß wir die Mechaniker aus der Werkstatt hierher holen, damit sie den Wagen gründlich überprüfen können, bevor wir wieder damit fahren.«
    »Hey, Mann«, sagte Luckman laut, »war das nun ei-
    gentlich ein Zufall, oder hat jemand absichtlich am Motor rumgespielt? Genau wie bei Bobs Cephskop?«
    Barris dachte angestrengt nach, wobei er immer noch sein verschlagenes, klägliches Lächeln zeigte. »Dazu kann ich nichts Definitives sagen. Sabotage an einem Wagen, böswillige Manipulationen, um einen Unfall her-beizuführen … « Er starrte Arctor an, die Augen unsichtbar hinter der grünen Sonnenbrille verborgen. »Wir wä-
    ren fast drauf gegangen. Wenn dieser Corvette auch nur ein kleines bißchen schneller gewesen wäre … Da hat ja kaum noch ‘ne Briefmarke dazwischengepaßt. Du hättest die Zündung sofort abstellen sollen, als du gemerkt hast, was los war.«
    »Ich hab’ die Automatik auf Leerlauf geschaltet«, sagte Arctor. »Sofort, als ich bemerkt hab’, daß da was nicht in Ordnung war. Aber ich hab’ im ersten Augenblick gar nicht geschnallt, was eigentlich passiert war.« Er dachte: Wenn es die Bremsen gewesen wären, wenn das Bremspedal unten geblieben wäre, dann hätt ich’s eher kapiert.
    Dann hätte ich gewußt, wie ich reagieren mußte. Aber 142
    das … das war irgendwie abartig.
    »Das hat jemand absichtlich gemacht«, sagte Luckman laut. Er wirbelte wütend herum und ließ die Fäuste ziellos durch die Luft sausen. »SO EINE ABGEWICHSTE
    SCHEISSE! Wir wären fast dran gewesen! Verdammte
    Scheiße, fast hätten sie uns erwischt!«
    Barris stand am Rand des Freeway, auf dem pausenlos der dichte Verkehr vorbeidröhnte, und nahm eine kleine Schnupftabakdose aus Schildpatt heraus, die bis obenhin mit T-Tabletten gefüllt war. Er schluckte etliche davon, hielt die Dose Luckman hin, der nur ein paar Tabletten nahm, und wollte sie dann an Arctor weiterreichen.
    »Vielleicht ist es gerade das, was uns langsam kirre macht«, sagte Arctor gereizt und weigerte sich, die Dose anzunehmen. »Was unsere Gehirne so versaut.«
    »Dope kann keine Verbindungsgestänge und keine
    mechanischen Sicherungen losschrauben«, sagte Barris, der die Schnupftabakdose immer noch Arctor hinhielt.
    »Am besten nimmst du wenigstens drei davon – sie sind Primo, aber mild. Mit ein bißchen Meth verschnitten.«
    »Tu endlich die verdammte Dose weg«, sagte Arctor.
    Er spürte, wie in seinem Kopf laute Stimmen sangen: eine schreckliche Musik, als wäre die Wirklichkeit um ihn plötzlich vergoren. Die dahinschießenden Wagen, die beiden Männer, sein eigener Wagen mit der offenstehenden Motorhaube, der Smoggeruch, das grelle, heiße Mit-tagslicht – das alles war irgendwie ranzig, fast so, als sei seine ganze Welt durch und durch in Fäulnis und Verwe-sung übergegangen. Diese seltsame Veränderung wirkte nicht eigentlich bedrohlich, und sie flößte Arctor auch 143
    keine Furcht ein, aber es machte ihn regelrecht krank, daß

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