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Der dunkle Schirm

Der dunkle Schirm

Titel: Der dunkle Schirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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lassen, wie die von Eulen. Und die Überwachungsmikrophone werden die total abstrusen, geisteskranken Verschwörerpläne aufzeichnen, die er gemeinsam mit ihnen ausheckt und die vorse-hen, das Herrenklo an der nächsten Standard-Tankstelle in die Luft zu jagen, indem man die Toilette mit Plastiksprengstoff füllt – aus gott weiß was für hirnverbrannten Gründen auch immer. Vielleicht passiert diese Art von Zeug jede Nacht, während er zu schlafen glaubt, und ist am Tag aus seiner Erinnerung wie weggewischt.
    Bob Arctor, mutmaßte er, mag mehr über sich selbst
    erfahren, als er zu erfahren bereit ist, mehr als über Don-234
    na mit ihrem Lederjäckchen und über Luckman mit seinen modischen Klamotten und sogar über Barris – vielleicht geht Jim Barris ja einfach nur schlafen, wenn keiner in der Nähe ist, und schläft so lange, bis die anderen wiederauftauchen.
    Aber daran vermochte er nicht zu glauben. Da war es schon wahrscheinlicher, daß Barris unter dem ganzen Müll in seinem Zimmer – das wie alle anderen Räume
    des Hauses jetzt erstmals rund um die Uhr überwacht wurde – einen verborgenen Sender hervorzauberte und ein kryptisches Signal an jene Bande von kryptischen Arschlöchern abstrahlte, mit denen er laufend aus irgendeinem Grunde konspirierte, aus denen Leute wie er oder sie halt zu konspirieren pflegten. Vielleicht, überlegte Bob Arctor, bilden sie eine andere Abteilung der Behörden.
    Andererseits würden Hank und die Jungs im Haupt-
    quartier nicht allzu glücklich sein, wenn Bob Arctor jetzt, da die Kameras und Monitoren geschickt und unter hohem Kostenaufwand montiert worden waren, sein Haus
    verließ und nie wieder gesehen ward; nie auf einem der Bänder auftauchte. Er konnte deshalb nicht einfach verschwinden, um seine eigenen Überwachungspläne auf
    Kosten der ihren durchzuführen. Schließlich waren sie die Geldgeber dieses Projekts.
    In dem Drehbuch, das hier verfilmt wurde, würde im-
    mer nur er der Starschauspieler sein müssen. Arctor –
    actor – Schauspieler, dachte er. Bob, der Schauspieler, der gejagt wird; er, der Staatsfeind Nummer eins.
    Es heißt, daß man seine eigene Stimme nicht wieder-
    erkennt, wenn man sie zum erstenmal auf Tonband hört.
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    Und wenn man sich selbst auf einem Videoband sieht –
    oder, wie in diesem Fall, in einem 3-D-Hologramm –, dann erkennt man sich ebensowenig wieder. Man hat
    sich vorgestellt, ein großer fetter Mann mit schwarzen Haaren zu sein, und statt dessen ist man eine winzige, dünne Frau mit Glatze … kann das so weit gehen? Ich bin sicher, daß ich Bob Arctor erkennen werde, dachte er, und sei es auch nur an den Kleidern, die er trägt, oder durch einen Eliminationsprozeß. Das, was nicht Barris oder Luckman ist und hier wohnt – das muß Bob Arctor sein. Falls es nicht einer der Hunde oder eine der Katzen ist. Ich werde versuchen müssen, mein professionell ge-schultes Auge immer auf etwas gerichtet zu halten, das aufrecht geht.
    »Barris«, sagte er, »ich mach’ mal ‘n Abflug. Viel-
    leicht kann ich ja irgendwo ‘n paar Schnäppchen ma-
    chen.« Dann tat er so, als erinnere er sich plötzlich daran, daß er im Moment keinen Wagen hatte; er verzog passend zu diesem Gedanken sein Gesicht. »Luckman«, sag-te er, »läuft dein Falcon eigentlich wieder richtig?«
    Luckman überlegte. »Nein«, sagte er dann nachdenk-
    lich, »ich glaube nicht.«
    »Kann ich deinen Wagen haben, Jim?« fragte Arctor
    Barris.
    »Ich frage mich … ob du mit meinem Wagen klar-
    kommen kannst«, sagte Barris.
    Barris brachte diesen Einwand immer vor, wenn je-
    mand versuchte, seinen Wagen auszuleihen. Er hatte
    nämlich daran geheime Modifikationen vornehmen las-
    sen, deren Natur er nie näher erläuterte und die sowohl 236
    (a) die Radaufhängung
    (b) den Motor
    (c) den Gaszug
    (d) die Hinterachse
    (e) das Getriebe
    (f) das elektrische System
    (g) die Vorderachse und die Lenkung als auch
    (h) die Uhr, den Zigarettenanzünder, den Aschenbe-
    cher und das Handschuhfach betrafen. Besonders das
    Handschuhfach. Barris hielt es immer verschlossen.
    Auch das Radio war auf raffinierte Weise verändert worden (aber das Warum und das Wie blieben unerklärt).
    Wenn man einen Sender einstellte, hörte man immer nur Piepser, und zwar stets in Abständen von einer Minute.
    Alle Druckknöpfe brachten nur diese eine Sendung herein, die keinen Sinn ergab. Und merkwürdigerweise
    spielte dieser Sender nie irgendwelche Rockmusik.
    Manchmal, wenn sie Barris zu

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