Der dunkle Schirm
einem Einkauf begleiteten, stellte er den mysteriösen Sender auf ganz besondere Weise ein und drehte das Radio sehr laut, bevor er den Wagen parkte, ausstieg und sie allein im Wagen zurückließ. Wenn sie den Sender während seiner Abwesenheit wechselten, wurde er ganz komisch und weigerte sich, sich auf dem Heimweg mit ihnen zu unterhalten oder
ihnen auch nur eine Erklärung für sein Verhalten zu geben. Bisher hatte er es ihnen noch nie erklärt. Vielleicht begann das Radio ja zu senden, wenn es auf jene Frequenz eingestellt war, und am Empfänger saßen
(a) die Behörden
(b) eine private, paramilitärische Polit-Organisation 237
(c) das Syndikat
(d) Außerirdische einer höheren Intelligenzstufe.
»Womit ich nur ausdrücken will«, sage Barris, »daß er –«
»Ach Quatsch!« unterbrach Luckman ihn barsch. »Das
ist ein Wagen mit ‘nem ganz gewöhnlichen Sechszylin-dermotor, du Arsch. Wenn wir ihn in der Stadt abstellen, fährt ihn doch auch der Parkwächter. Warum dann nicht Bob? Du Arschloch.«
Natürlich hatte Bob Arctor ebenfalls veranlaßt, daß ein paar Zusatzgeräte in sein Autoradio eingebaut und gut getarnte Modifikationen daran vorgenommen wurden.
Aber er sprach nicht darüber. Eigentlich war es ja auch Fred gewesen, der das veranlaßt hatte. Jedenfalls war es auf Veranlassung von irgend jemandem geschehen, und nun vollbrachten diese Geräte ein paar Kunststückchen, die ein wenig denen ähnelten, die Barris’ diverse elektronische Geräte dessen eigener Aussage nach angeblich auch vollbrachten. Was sie aber natürlich in Wirklichkeit nicht taten.
Beispielsweise strahlt jedes Polizeifahrzeug auf der vollen Breite des Frequenzspektrums ein besonderes In-terferenzsignal ab, das in einem normalen Autoradio den gleichen Effekt erzeugt wie ein nicht hinreichend entstörter Motor. Jeder gewöhnliche Autofahrer würde höch-
stens mutmaßen, daß die Zündung des Polizeiwagens
defekt sei. In seiner Eigenschaft ab Geheimer RauschgiftAgent war Bob Arctor jedoch von der Gerätestelle der Behörden eine Apparatur ausgehändigt worden, die ihm, nachdem er sie ins Autoradio eingebaut hatte, eine Menge über das verriet, was um ihn herum vorging, wohin-238
gegen die Geräusche anderen Leuten – jedenfalls den meisten anderen Leuten – überhaupt keine Informationen gaben. Diese anderen Leute erkannten nicht einmal, daß das statische Rauschen ein Informationsträger war. Zuerst einmal verrieten die verschiedenen Untertöne Bob Arctor, wie weit das jeweilige Polizeifahrzeug sich seinem eigenen Wagen genähert hatte und zu welcher Ab-
teilung oder Behörde es gehörte – zur Stadtpolizei, zur Polizei des County, zur Autobahnpolizei, zur Bundespolizei oder wozu auch immer. Ferner empfing er auch die in einminütigen Abständen abgestrahlten Piepser, die zur Zeitkontrolle für Beamte in einem parkenden Fahrzeug dienten; dank dieser Signale konnten sie feststellen, wie lange sie schon warteten, ohne dauernd auf die Uhr zu schauen, was ja Verdacht erregen mochte. Das war zum Beispiel dann von Nutzen, wenn man beschlossen hatte, in exakt drei Minuten ein bestimmtes Haus zu stürmen.
Das zt zt zt im Autoradio verriet den Beamten präzise, wann diese drei Minuten verstrichen waren.
Er wußte auch über die AM-Station Bescheid, die pausenlos nur Top-Ten-Hits und ähnliches Zeug plus eine wahre Sturzflut von DJ-Gelaber sendete – DJ-Gelaber, das sich manchmal auf merkwürdige Weise in etwas
ganz anderes verwandelte. Wenn jemand das Radio auf diese Station einstellte und das Gedudel der Musik den Wagen erfüllte, dann würde dieser Jemand, falls er nur mit halbem Ohr zuhörte, den Eindruck gewinnen, einen ganz gewöhnlichen Popmusiksender mit typischem,
ödem DJ-Gelaber erwischt zu haben, und entweder nicht auf dieser Welle bleiben oder wenigstens nicht merken, 239
daß der vorgebliche Disc-Jockey manchmal in genau
demselben gedämpften Plauderton, in dem er sagte:
»Und hier ist eine Nummer für Phil und Jane, ein neuer Song von Cat Stevens, mit dem Titel –« plötzlich Sachen sagte, die eher klangen wie: »Blaues Fahrzeug, rücken Sie eine Meile weiter nach Norden in Richtung Bastan-chury vor. Alle anderen Einheiten –« und so weiter. Er hatte noch nie erlebt, daß einer der vielen Macker oder eine der Puppen, die mit ihm fuhren, irgend etwas davon bemerkt hatte – nicht einmal dann, wenn er aufgrund einer dienstlichen Anweisung dazu gezwungen war, den
Polizeifunk laufen zu lassen, weil
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