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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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seine Schultern und wölbte sich ihm entgegen. Sie hatte die Augen fest zugekniffen, und in den Wimpern schimmerten immer noch Tränen, aber auch ihre Furcht hatte sich in fiebrige Gier verwandelt, und sie umklammerte ihn mit den Schenkeln, um ihn noch tiefer in sich aufzunehmen.
    Schließlich lag er im taufeuchten Gras auf dem Rücken, entspannt und immer noch ein wenig außer Atem. Er zog Polly näher, bis ihr Kopf auf seiner Schulter lag, und erklärte ihr, warum er hergekommen war. »Ich weiß nicht, wie weit der König gehen wird, um Mary zu zwingen, den Thronfolgeeid zu leisten«, bekannte er leise. »Aber wie ich ihn kenne, wird er genau so weit gehen, wie er muss, um seinen Willen zu bekommen.«
    »Du willst nicht im Ernst sagen, die Prinzessin muss um ihr Leben bangen?«
    »Doch, Polly. Genau das will ich sagen. Vielleicht irre ich mich. Aber das Risiko besteht. Darum muss jemand da sein, der den Kontakt zwischen ihr und dem kaiserlichen Gesandten hält, denn der Schutz des Kaisers mag das Einzige sein, was sie und ihre Mutter retten kann, wenn es zum Äußersten kommt.«
    Polly dachte lange nach. Sie war ein kluges Mädchen, wusste Nick, aber die Welt von Politik und Thronfolgestreitigkeiten war fremd und undurchschaubar für sie. Von suspekt ganz zu schweigen. Schließlich sagte sie: »Ich glaube, ich kann halbwegs verstehen, warum du meinst, du musst es tun, aber was ist, wenn sie dich hier finden? Noch mal lassen sie dich nicht entwischen.«
    »Nein, vermutlich nicht. Aber für dich und Eleanor besteht keine Gefahr. In ein paar Tagen wird sich hier herumsprechen, dass Tamkin der Stallknecht und Polly die Amme eine Liebschaft haben, das ist ja nichts Ungewöhnliches. Niemand wird sich wundern, wenn wir nach Feierabend zusammen im Wald verschwinden, und du kannst mir Nachrichten der Prinzessin ausrichten. Lass uns einfach abwarten, wie es geht. Wenn mich jemand erkennt, werde ich ein Pferd stehlen und verschwinden, wenn ich kann. Aber ihr könnt hierbleiben, wenn du willst, oder nach Hause gehen …«
    »Wo Edmund Howard, dieser Mistsack, das Sagen haben wird«, warf sie düster ein.
    »Wird er nicht«, widersprach Nick und erklärte ihr, welche Vorkehrungen er für Waringham getroffen hatte. »Und wenn du nicht weiter weißt, geh zu Laura und Philipp nach London.«
    »London?« , fragte sie erschrocken und bekreuzigte sich, als brächte der Name Unglück. »Keinen Fuß werd ich mit meinem armen Kind in diese fürchterliche Stadt setzen.«
    Nick musste lachen und küsste ihr die Schläfe. »Es zwingt dich ja auch nichts dazu.« Er gähnte verstohlen. »Herrje, ich bin völlig erledigt. Ich sollte zusehen, dass ich ein paar Stunden Schlaf bekomme.«
    Polly richtete sich auf und sah kopfschüttelnd auf ihn hinab. »Lord Waringham als Pferdeknecht. Wenn deine Stallburschen zu Hause das wüssten.« Ein kleines Lächeln hellte ihre besorgte Miene auf.
    Mit einem Grinsen kam er auf die Füße. »Ich glaube, sie wären nicht so erschüttert wie Daniel«, bemerkte er und zog einen kleinen Brief aus der eingenähten Tasche am Ärmel seines Kittels. »Hier. Sieh zu, ob du ihn Mary in einem unbeobachteten Moment zustecken kannst. Sie soll ihn lesen und sofort verbrennen. Wenn du kannst, bring mir eine Antwort. Morgen Abend um die gleiche Zeit wieder hier.«
    Polly nickte, drückte kurz seine Hand und verschwand dann raschelnd zwischen den Apfelbäumen.
    Stümperhaft zu reiten war viel schwieriger, als Nick angenommen hatte. Sir Jeremy hatte ihm und den beiden anderen Stallburschen befohlen, vier Pferde zu satteln, um eine Stunde ins Gelände zu reiten, und Carl hatte dafür gesorgt, dass Nick Lord Ashbys großen Braunen bekam, einen höchst eigenwilligen Wallach, dessen Maul so empfindsam war wie ein Stück altes Leder und der in einem fort zackelte. Sowohl der Stallmeister als auch die beiden jungen Burschen beobachteten ihn aus dem Augenwinkel, und Nick musste feststellen, dass sein Reiterinstinkt, vor allem jedoch sein Stolz nicht zuließen, sich von dem Wallach auf der Nase herumtanzen zu lassen. Sie hatten die Koppel vor dem Stall kaum hinter sich gelassen, da hatte er klargemacht, wer das Kommando hatte, und Lord Ashbys stolzes Ross wurde lammfromm.
    »Guck dir das an, Carl«, hörte Nick Mickey murmeln.
    Carl brummte angewidert.
    Sir Jeremy gab keinen Kommentar ab, doch als sie zurückkamen und er Nick die Zügel seines Pferdes in die Hand drückte, bemerkte er: »Lord Ashby würde es sich bestimmt etwas

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