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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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vornehmen blauen Kleid und perfekt sitzender Giebelhaube – zweifellos Lady Shelton – sagte etwas, und Polly hörte abrupt auf zu lachen und setzte die kleine Prinzessin auf der wollenen Decke ab, neben der sie kniete. Elizabeth krabbelte auf ein zweites kleines Mädchen zu, das auf der Decke saß und etwas in der Hand hielt, das vielleicht ein kleines Kissen war. Erst mit einiger Verspätung ging Nick auf, dass es seine eigene Tochter sein musste, und er spürte ein eigentümlich heftiges Verlangen, die Deckung zu verlassen, auf den gepflegten Rasen zu stürmen und sein Kind aus der Mitte seiner Feinde zu reißen. Eleanor ließ ihr Spielzeug fallen, als Elizabeth bei ihr ankam, und patschte mit einer ihrer rundlichen Hände auf den Kopf ihrer Milchschwester. Es war eine ebenso ungeschickte wie zärtliche Geste, und Nick konnte nicht länger hinschauen.
    Mit langen Schritten und gesenktem Kopf ging er weiter zur Küche, bat eine der Mägde um den Kamillensud, und während er darauf wartete, erscholl in der Ferne Trompetenklang. Wenige Herzschläge später drang das Klappern vieler Hufe durchs Küchenfenster. Genau wie die Magd schaute Nick hinaus.
    »Heilige Barbara, steh den Köchen bei«, stieß die Magd hervor und schlug die Hände zusammen. »Da kommt der König.«
    »Und die Königin«, bemerkte Nick.
    Sie brummelte irgendetwas vor sich hin, das verdächtig nach »läufiges Luder« klang, und als sie Nick die Schale mit dem tiefgelben Sud reichte, lächelte er ihr zu.
    Sie scheuchte ihn aus der Küche. »Lauf, Junge. Sag Sir Jeremy Bescheid. Gott, was werden wir für Arbeit haben! Wieso wussten wir nichts davon?«
    Es war eine plötzliche Laune gewesen, die König Henry bewogen hatte, einen Ausflug aufs Land zu machen und seine kleine Tochter zu besuchen. Natürlich versetzte seine Laune den Haushalt in helle Aufregung. Der König und die Königin waren zwar nur mit ganz kleinem Gefolge gekommen, aber das bedeutete dennoch, dass von einer Stunde zur nächsten Essen für drei Dutzend zusätzliche Mäuler hergezaubert werden musste, ebenso viele Pferde untergestellt und versorgt sein wollten, und niemand konnte sagen, ob Henry und Anne über Nacht zu bleiben gedachten.
    »Carl, du gehst und öffnest den anderen Stall«, befahl Sir Jeremy mit vorgetäuschtem Gleichmut und überreichte dem Stallknecht einen rostigen Schlüssel. »Vergewissere dich, dass das Stroh in den Boxen ausreicht. Tamkin, Mickey, ihr holt Heu und Hafer und fangt an, die Krippen zu füllen. Wenn die Pagen die ersten Pferde herbringen, stellt sie ein, aber sattelt um Himmels willen nicht ab, bevor ich es euch sage. Wer weiß, ob der König nicht nach einer Stunde wieder fort will. Los, an die Arbeit.«
    In den ersten beiden Stunden hatten sie so viel zu tun, dass Nick kaum Zeit blieb, dem bohrenden Angstgefühl im Bauch Beachtung zu schenken. Im Eiltempo stellten sie die verschwitzten Tiere ein, die vom Hauptportal um den Palast herum zu den hinter dem Obstgarten versteckten Stallungen gebracht wurden. Kaum hatten sie die Pferde auf die Boxen verteilt, kam der Befehl zum Absatteln. Nick schärfte Mickey ein, die Trensen gründlich abzuspülen und zusammen mit den Sätteln vor den Boxen an die vorgesehenen Pflöcke zu hängen, damit sie nicht verwechselt werden konnten. Abgesehen davon, dass natürlich nicht jeder Sattel und jedes Zaumzeug jedem Pferd passten, waren nicht wenige kostbar beschlagen und mit Edelsteinen verziert, und es hätte sicher Verdruss gegeben, wenn eine der Damen aus dem Gefolge der Königin ein Zaumzeug mit Topasen abgab und eines mit Silberglöckchen zurückbekam.
    »Aber Tamkin, die Tiere sind alle ganz verschwitzt und staubig«, sagte Mickey nervös. »Wie sollen wir die denn alle geputzt kriegen?«
    »Tja, ich schätze, viel Schlaf bekommen wir diese Nacht nicht. Vielleicht besorgt Sir Jeremy uns ein paar Pagen, die uns helfen.« Und bitte, Gott, sorg dafür, dass mein Bruder nicht dabei ist. »Los jetzt, Mickey, vom Rumstehen wird die Arbeit nicht weniger.«
    Er trat in die Box des mächtigen Courser, den der König hergeritten hatte und vor dem Mickey sich fürchtete, nahm ihm den Sattel mit dem vergoldeten Knauf und die Decke mit dem königlichen Wappen ab, ging dann weiter und fand in der nächsten Box den Fuchs, den er seinem Paten vor drei Jahren geschenkt hatte. Sieh an, Suffolk ist auch hier , dachte er fast ein wenig amüsiert, fuhr dem Tier über die Stirnlocke und flüsterte: »Schön, dich zu sehen,

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