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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Korb ist bei den Wachen, sie müssen ihn erst durchsuchen, sagen sie. Ich hoffe, sie stehlen nichts.«
    Er schüttelte den Kopf. »Höchstens ein bisschen.«
    Er lehnte sich auf seinem Scherenstuhl zurück und sah von Laura zu Meg Roper. Sie hatte sich verändert in dem Jahr seit der Hinrichtung ihres Vaters. Der Schalk, der immer in ihren Augen gefunkelt hatte, war verschwunden. Aber die enorme Kraft ihrer Persönlichkeit war ungebrochen und zog ihn so magisch an wie eh und je.
    »Wie geht es in Chelsea, Lady Meg?«
    Sie atmete tief durch. »Es ist still geworden. Man erkennt das Haus kaum wieder. Aber niemand behelligt uns, und wir kommen zurecht. Nächsten Monat hoffe ich, die Schule wieder eröffnen zu können. Jetzt, wo die Dinge besser werden.«
    »Werden sie das?«, erwiderte er skeptisch.
    Die beiden Frauen wechselten einen Blick. Dann ergriff Laura seine Hand. »Ich glaube schon. Auch für dich, Bruder. Wenn du dich dazu entschließt.«
    Er befreite seine Hand, nicht grob, aber bestimmt. »Ich ahne, wohin das hier führt. Und ich kann nicht fassen, dass ihr euch dafür hergebt …«
    »Mylord, Ihr müsst versuchen, unvoreingenommen anzuhören, was wir zu sagen haben«, bat Meg Roper eindringlich. »Eure Schwester hat sich für gar nichts hergegeben. Sie ist hier, weil ich sie um ihre Begleitung gebeten habe, und sie hat gleich gesagt, ich könne mir den Weg sparen. Aber das konnte ich eben nicht. Um Euretwillen muss ich mein Glück versuchen, vor allem aber um Prinzessin Marys willen.«
    Nicks Magen verkrampfte sich. »Mary? Was ist mit ihr?«
    »Sie ist in Hunsdon in Hertfordshire und hat einen bescheidenen eigenen Haushalt. Durch die veränderte … Stellung ihrer Schwester hat niemand mehr Anlass, sie ständig zu drangsalieren. Aber ihr Leben war nie in größerer Gefahr als jetzt. Wenn sie nicht nachgibt, kann es gut sein, dass sie Euch bald im Tower Gesellschaft leisten wird. Und sie wird ihn ebenso wenig verlassen wie Anne Boleyn.«
    Nick schwieg. Ihm fiel einfach nichts ein, was er darauf hätte erwidern können. Das Ausmaß seines eigenen Scheiterns machte ihn sprachlos.
    »Die neue Königin ist es, die mich zu Euch schickt«, setzte Meg Roper wieder an. »Ich kenne sie schon lange. Sie ist eine wundervolle Frau, glaubt mir.«
    Er nickte. Das konnte er aus persönlicher Erfahrung bestätigen.
    »Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Blutvergießen zu beenden und die Wunden zu heilen, die die letzten Jahre geschlagen haben. Vor allem Frieden innerhalb der königlichen Familie zu stiften. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, dass Cromwell diese Bemühungen mit Argwohn betrachtet, aber derzeit ist der König so bezaubert von seiner neuen Gemahlin, dass sie sein Ohr hat, nicht Cromwell. Schon seit Monaten wirkt sie auf den König ein, um Mary die Chance zu eröffnen, Frieden mit ihrem Vater zu schließen. Jetzt endlich ist der König bereit, seiner Tochter zu vergeben. Sie sogar an den Hof zurückkehren zu lassen. Stellt Euch vor, was das für Mary bedeuten würde, Mylord. Ein Ende der Verbannung und die Rückkehr zu dem Vater, den sie ja trotz allem immer noch liebt, nicht wahr?«
    »Ja.« Er musste sich räuspern. »Das tut sie.«
    »Aber der König hat eine Bedingung.«
    »Er will ihren Eid auf das Thronfolgegesetz und die Suprematsakte.«
    Lady Meg schüttelte den Kopf. »Er wäre mit einer schriftlichen Erklärung zufrieden, in welcher sie die Ungültigkeit der Ehe ihrer Eltern anerkennt und dem Papst das Bestimmungsrecht über die englische Kirche abspricht.«
    »Das ist doch das Gleiche«, wandte er ungeduldig ein.
    »In abgeschwächter Form«, entgegnete sie. »Für den König ist es ein enormes Entgegenkommen. Er ist es nicht gewöhnt, Kompromisse zu machen. Die wenigsten Männer sind das, und Könige schon gar nicht. Lady Jane … die Königin, meine ich, hat fast so etwas wie ein Wunder bewirkt. Aber Mary weigert sich.«
    Er verschränkte die Arme. »Ich bin nicht überrascht.«
    »Cromwell und Norfolk waren bei ihr«, berichtete Laura beklommen. »Und Norfolk hat die Beherrschung verloren und ihr angedroht, ihren Kopf gegen die Wand zu schlagen, bis sie unterzeichnet. Wäre Cromwell nicht dazwischengegangen, hätte er es getan, berichtet Chapuys’ Quelle. Beide Männer fürchteten sich davor, dem König Marys Absage zu überbringen, verstehst du. Norfolk und Cromwell sitzen momentan nicht so fest im Sattel, dass sie es sich leisten könnten, ihn zu enttäuschen. Ich weiß nicht … was

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