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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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leisten, aber auch, um Madogs Vorhaltungen aus dem Weg zu gehen.
    Doch als er bei Einbruch der Dämmerung im anhaltenden Nieselregen auf die Burg zurückkam, stellte er fest, dass die Vorwürfe ihm noch ein wenig länger erspart bleiben würden, denn er hatte schon wieder einen Besucher.
    »Nanu?«, sagte er, als er den Fremden zusammen mit Simon Neville am Tisch in seinem Gemach entdeckte. »Kann ich Euch helfen, Sir?«
    Der Mann stand hastig auf. »Ihr werdet Euch vermutlich nicht erinnern, Mylord …«
    Nick erkannte ihn, sobald er die Stimme hörte. »Vater Anthony Pargeter!« Er trat lächelnd auf ihn zu und ergriff seine Rechte mit beiden Händen. »Den Mann, der mich aus der Themse gefischt und vor Cromwells Bluthunden versteckt hat, werde ich schwerlich vergessen.«
    Der Priester lächelte erleichtert. »Lange her.«
    Über acht Jahre, erkannte Nick ungläubig, als er kurz nachrechnete. Und am Tag von Thomas Mores Hinrichtung ein Jahr später hatten sie sich zum letzten Mal gesehen. Er wies einladend zum Tisch. »Nehmt wieder Platz, Vater.« Er selbst setzte sich auf seinen bevorzugten Sessel mit dem Rücken zum Kamin. »Es ist schön, Euch wiederzusehen. Aber ich nehme an, dies ist kein Besuch aus alter Freundschaft.«
    »Nein«, gestand Vater Anthony. »Ich bin auf der Flucht, Mylord.«
    »Ihr?«, fragte Nick verwundert. »Vor wem, um Himmels willen?«
    Der Priester zögerte, und Simon ermunterte ihn: »Sprecht nur ganz offen. Lord Waringham ist kein Freund des Bischofs von London.«
    »Nein, das ist wahr«, räumte Nick ein. »Aber ich dachte, Bischof Bonner habe uns vorübergehend von seiner Gegenwart erlöst und vertrete die Interessen der Krone am Hof des Kaisers?«
    Anthony Pargeter nickte. »Das stimmt, Mylord. Doch seine eiserne Faust ist trotzdem noch spürbar in der Stadt. Ich liege schon seit Langem im Streit mit seinem Diakon, der für St. Matthew zuständig ist, weil ich mich geweigert habe, meine Gemeindemitglieder zu bespitzeln und sie bei ihm anzuzeigen, wenn sie nicht oft genug zur Beichte kommen. Das geht ihn nichts an, versteht Ihr, und den Bischof auch nicht. Ich bin der Seelsorger meiner Gemeinde, und ich achte schon auf meine Schäfchen.«
    »Daran zweifle ich nicht«, erwiderte Nick.
    Vater Anthony beugte sich in seinem Eifer ein wenig vor. »Ihr werdet Euch erinnern, dass ich kein großer Freund der Reform bin, Mylord. Aber Bonners Feuereifer in seinem Krieg gegen die Reformer ist mir nicht geheuer. Er ist ein grausamer Mann. Er will die Irregeleiteten nicht bekehren, sondern aufhängen.«
    »Oder verbrennen«, murmelte Nick bitter. »Auch wenn sie noch Kinder sind.«
    Der Priester entspannte sich sichtlich und sank in seinen Sessel zurück. »Ich merke, wir sind eines Sinnes.«
    »Und warum musstet Ihr nun fliehen?«
    »Ich …« Vater Anthony sah beschämt auf seine Hände hinab, fuhr dann aber fort: »Ich habe einen Metzger versteckt, den der Bischof suchen ließ, weil er angeblich Fleisch in der Fastenzeit verkauft hat. Das hat er nicht getan, Mylord. Doch Bonner lässt die Fleischer verhaften und foltern, um ihnen die Namen der Kunden abzupressen, die angeblich an Fastentagen Fleisch gekauft haben. Dann verhaftet er diese Kunden und lässt auch sie foltern, bis sie ihre Nachbarn anschwärzen, gegen die Sechs Artikel verstoßen zu haben oder sonst irgendetwas. Und so weiter. Ich glaube, Bischof Bonner träumt davon, der ganzen Stadt die Daumenschrauben anzulegen.«
    Nick konnte das ohne Mühe glauben, denn er hatte die Grausamkeit in Bonners Augen aus nächster Nähe gesehen. »Also habt Ihr den Fleischer versteckt. Und seid aufgeflogen?«
    »Ja«, bekannte Vater Anthony. »Ich würde meine Hand für meine Gemeindemitglieder ins Feuer legen. Niemand von ihnen hat mich verraten. Aber offenbar … hat sich herumgesprochen, dass ich in meinem Haus hin und wieder Flüchtlingen Unterschlupf biete.«
    »So wie mir damals«, gab Nick zurück. »Und selbstverständlich werde ich das gleiche für Euch tun, Vater. Seid mein Gast.«
    Der Priester nickte. »Danke, Mylord. Das ist sehr großzügig. Doch bin ich nicht zu Euch gekommen, um einen Gefallen einzufordern.«
    »Das sieht Euch ähnlich«, spöttelte Nick. »Dennoch habt Ihr ein Anrecht auf meine Hilfe, und ich bin froh, mich erkenntlich zeigen zu können.«
    »Ich nehme an, auf Dauer wird mir nichts anderes übrig bleiben, als auf den Kontinent zu gehen. Nach Paris vielleicht. Mein Französisch ist recht brauchbar, denke

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