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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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von der Fensterbank und stellte ihn auf die Füße.
    »Ja, Sir.«
    »Du wirst es nicht vergessen?«
    »Nein, Sir.«
    »Was geschieht, wenn ich dich beim Zuwiderhandeln meiner weisen väterlichen Anweisungen ertappe?«
    »Irgendetwas, das ich lieber nicht erleben möchte«, antwortete Francis mit einem ergebenen Seufzer, und man konnte hören, dass er seinen Vater zitierte. »Und das es wahrscheinlich überhaupt nicht gibt, schätze ich, denn es passiert nie.«
    »Wenn du so klug bist, wie du gern von dir behauptest, wirst du es nicht herausfordern.«
    »Da hast du bestimmt recht.«
    Nick fuhr ihm lachend über den Schopf. »Verschwinde schon.«
    Der Junge ging gemessenen Schrittes zur Tür, warf ihm über die Schulter einen koboldhaften Blick zu und entschwand dann auf der Treppe.
    »Sei lieber vorsichtig, Söhnchen«, raunte Nick ihm hinterher, ehe er seine Aufmerksamkeit auf die drei Männer am Fenster richtete und feststellte, dass Jerome Dudley ihn anstarrte, als wäre ihm plötzlich eine zweite Nase gewachsen.
    »Was ist?«, fragte Nick entgeistert.
    »Du …« Jerome schüttelte den Kopf und räusperte sich. »Entschuldige, Nick. Ich hatte nur bis heute keine Ahnung, dass du so ein hingebungsvoller Vater bist. Es hieß immer, du hättest keinerlei Interesse an deinen Kindern.«
    »›Hingebungsvoll‹ ist maßlos übertrieben«, wehrte Nick verlegen ab.
    »Ich sehe, was ich sehe«, konterte Jerome.
    Nick blickte kurz zur Tür. »Es ist … Es liegt an Francis, nicht an mir.« Er ertappte Madog und Simon bei einem amüsierten Blick. »Kommt schon, ihr wisst genau, dass es so ist«, beharrte er.
    Doch ihm war sehr wohl bewusst, dass das nur die halbe Wahrheit war. Sicher, Francis war ein Kind, das leicht zu lieben war. Das war indes keine ausreichende Erklärung für den radikalen Wandel seiner Gefühle für seinen Sohn. Nick erinnerte sich, dass er Francis abgelehnt hatte, weil er die Ehe mit der Mutter des Jungen als Schande betrachtete. An diesem Empfinden von Schmach hatte sich auch nichts geändert, nur spielte es für ihre Beziehung überhaupt keine Rolle mehr. Nick hatte erkannt, dass Gott ihm mit diesem Jungen eine neue Chance gegeben hatte. Seinen Bruder hatte er verloren, weil nicht genug Vertrauen zwischen ihnen bestanden, weil mehr als ein Jahrzehnt unausgesprochener Vorwürfe und empfundener Zurückweisung eine Kluft zwischen ihnen aufgerissen hatte. Mit Francis wollte Nick es besser machen. Und er musste oft daran denken, was Laura einmal zu ihm gesagt hatte: Francis ist wie weiche Tonerde; du kannst ihn formen. Ob ein Edelmann aus ihm wird, liegt allein bei dir . Mit jedem Tag wurde ihm klarer, wie recht sie gehabt hatte.
    Nick wies einladend auf den klobigen Tisch in der Mitte der Halle, an dem in der Zeit nach der Aufhebung der Klöster die obdachlosen Wanderer beköstigt worden waren, die es aber kaum noch gab. Jetzt war die Halle von Waringham meistens wieder verwaist. »Was führt dich her?«, fragte er Jerome, nachdem sie Platz genommen hatten.
    »Es ist genau das eingetreten, was Suffolk schon im Herbst prophezeit hat, Nick. Es gibt Krieg.«
    »Wirklich?« Nick wandte den Kopf zur Tür und rief: »Josephine! Hier ist die Luft ziemlich trocken!« Dann sah er Dudley wieder an. »Krieg mit Frankreich?«
    »Na ja, das ist es, was der König eigentlich will: unsere Besitzungen in Frankreich zurückerobern. Zumindest die Normandie. Aber ehe wir damit beginnen können, müssen die Schotten in ihre Schranken gewiesen werden, damit wir uns nicht in einen Zweifrontenkrieg verstricken. Der Duke of Norfolk wird eine Armee nach Norden führen.«
    »Der Duke of Norfolk ist wirklich ein Glückspilz«, bemerkte Nick. »Jedes Mal, wenn eine Ehe des Königs mit einer von Norfolks Nichten ein böses Ende nimmt, findet Norfolk einen Krieg, den er für Henry führen kann, damit der ihm verzeiht. Damals gegen die Aufständischen der Gnadenwallfahrt, jetzt gegen die Schotten.«
    Jerome widersprach ihm nicht. »Suffolk ist der Ansicht, du solltest mit nach Schottland gehen, Nick. Wenn er Norfolk bittet, wird der dir ein Kommando anbieten.«
    Josephine kam mit einem großen Weinkrug in die Halle und füllte ein paar der schlichten Zinnbecher. »Willkommen zu Hause, Mylord«, sagte sie, als sie Nick seinen Becher gab.
    »Danke. Sei so gut und hab ein Auge auf den Bengel. Ich habe ihm gesagt, er muss den Fuß schonen und soll nicht rennen.«
    »Oh, da seh ich schwarz«, gab sie trocken zurück.
    Er erwiderte ihr

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