Der dunkle Thron
Bock kümmern. Und Gottes Segen für eure Kinder. Mädchen oder Jungen?«
»Von jedem eins.«
»Sie bekommen von mir jeder einen Schilling zur Taufe.«
»Danke, Mylord. Das ist gut von Euch. Aber was ich wirklich brauche, ist mehr Lohn.«
»Ja, ich weiß.« Nick rang einen Moment mit sich. Zwei gute Ernten hintereinander und die Erträge aus dem Gestüt hatten ihm ein kleines Polster beschert, nur hatte er schon wieder neue, hochfliegende und vor allem kostspielige Pläne. Doch er wusste, Jacob arbeitete für zwei, und Nick wollte ihn nicht verlieren. »Was sagst du zu Sixpence pro Woche mehr?«
Jacob nickte ohne großen Enthusiasmus. »Ist gut.«
»Es ist nicht meine Schuld, dass du so viele Kinder hast, Jacob«, erinnerte Nick ihn.
»Wohl wahr«, musste Jacob grinsend einräumen und führte Esteban in den neuen Stall.
Nick hatte den Weg zum Bergfried erst zur Hälfte zurückgelegt, als Francis ihm entgegenkam, hinkend, aber pfeilschnell. »Vater! Du bist wieder da!« Unmittelbar vor ihm bremste er ab.
Nick legte ihm lächelnd die Hände auf die Schultern. »Vom Pferd gefallen, habe ich gehört?«
»Hach, Jacob muss aber auch immer gleich alles ausplaudern.« Er ergriff Nicks Hand und zerrte ihn Richtung Bergfried. »Warst du bei Prinz Edward und Mutter und Eleanor?«
»Nein, dieses Mal nicht. Der Haushalt des Prinzen ist immer noch in Hatfield, und ich hatte keine Zeit, um hinzureiten.«
»Dann warst du bei den armen Waisenkindern?«
»Richtig.«
»Und bei Onkel John in London?«
»Auch.«
»Und bei Laura und Philipp und Giselle und Judith und Cecil?«
»Schon wieder richtig.«
»Und beim König?«
»Wie bei allen Heiligen kommst du darauf?«
»Sir Jerome hat erzählt, dass der König alle möglichen Lords zu sich gerufen hat. Ich dachte, dich auch.«
»Nein.«
»Warum nicht?«
Nick schüttelte den Kopf. »Du hattest deine fünf Fragen, mein Sohn.«
»Aber wieso …«
»Francis of Waringham, wir haben eine Abmachung. Immer nur fünf Fragen auf einmal. Schon vergessen?«
»Nein«, gestand der Junge und fügte achselzuckend hinzu. »Immerhin wär’s ja möglich, dass du nicht richtig mitgezählt hast.«
»Oh, wärmsten Dank. Ich war vielleicht keine große Leuchte in der Schule, aber bis fünf zählen kann ich, weißt du. Mir gefällt überhaupt nicht, wie du humpelst. Tut’s weh?«
»Nicht mehr so wie zuerst.«
»Wann ist es passiert?«
»Vorgestern.«
Sie hatten die Tür zum Bergfried erreicht, und Nick wandte Francis den Rücken zu und hockte sich hin. »Los, komm. Huckepack.«
Dass Francis ohne Einwände auf seinen Rücken kletterte, verriet Nick mehr über den wahren Zustand des Knöchels als die Antworten des Jungen. Er trug ihn die Wendeltreppe hinauf und entdeckte Simon, Madog und Jerome in der Halle. Sie standen an einem der zu bunten Fenster zusammen und waren anscheinend in eine angeregte Debatte vertieft.
»Seid ihr sicher, dass dieser Fuß nicht gebrochen ist?«, fragte Nick zur Begrüßung.
Francis knuffte ihn auf die Schulter und zischte: »Es ist nichts, hab ich doch gesagt …«
Die drei Männer hießen Nick willkommen und lächelten ihm zu, aber Nick sah trotzdem, dass sie besorgt waren.
»Wäre der Fuß gebrochen, könnte Francis nicht darauf laufen, Nick«, erwiderte Simon.
»Blödsinn. John sagt, viele Verkrüppelungen seien durch unerkannte Brüche verursacht.« Er ließ Francis geschickt von seinem Rücken auf die Fensterbank gleiten, drehte sich zu ihm um und zog ihm den Schuh aus. Dann legte er die Hand um den kleinen Fußknöchel und sah seinem Sohn ins Gesicht. »Zähne zusammenbeißen.«
»Aber …«
»Francis.«
»Also meinetwegen.«
Nick befühlte den Knöchel und drehte ihn behutsam. Dabei ließ er den Jungen keinen Lidschlag aus den Augen, um zu sehen, wann es wehtat und wann nicht. Natürlich war er kein Arzt, doch wer ein Leben lang mit Pferden gearbeitet hatte, verstand mehr von Knochenbrüchen als so mancher Doktor. Zufrieden gab er Francis schließlich seinen Schuh zurück. »Alles in Ordnung. Aber du wirst eine Woche lang weder rennen noch reiten.«
»Das ist ein Scherz«, protestierte Francis entsetzt.
»Ich fürchte, nein.«
»Aber warum nicht?«
»Weil ein verstauchtes Gelenk dein Leben lang eine Schwachstelle bleiben kann, wenn du es nicht auskurierst.«
»Oh.« Francis nickte. Wie immer war er einsichtig, sobald man ihm eine Sache zu seiner Zufriedenheit erklärt hatte.
»Wirst du gehorchen?«, erkundigte sich Nick, hob ihn
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