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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Waringham ist heute früh nach Sevenelms geritten, um dort zwei Pferde zu verkaufen, und wir erwarten ihn erst morgen zurück.«
    Dudley fluchte unfein, schien einen Moment nicht zu wissen, wie er fortfahren sollte, und fragte dann: »Seid Ihr Janis Finley?«
    »Ganz recht.«
    »Könnte ich Euch einen Moment unter vier Augen sprechen?«
    »Das wäre wohl kaum angemessen, Sir Jerome«, wies sie ihn zurecht, und es ärgerte sie, wie steif und altjüngferlich sie klang. Das unverhoffte Auftauchen dieses Fremden brachte sie aus der Fassung. Und die Erkenntnis, dass sie ihre generelle Furcht vor Männern immer noch nicht überwunden hatte, machte sie wütend. »Sagt, was Ihr zu sagen habt«, forderte sie ihn frostig auf.
    »Schön, ganz wie Ihr wollt. Ihr müsst schleunigst verschwinden, Schwester. Der Bischof von London hat einen Haftbefehl gegen Euch erlassen, und er weiß, wo Ihr zu finden seid. Ich bin geritten wie der Teufel. Aber sie können jederzeit hier sein.«
    »Wie lautet der Vorwurf?«
    Dudley konnte ihr nicht länger ins Gesicht sehen und schlug den Blick nieder. »Mord, Schwester. Es geht um … Sir Edmund Howard.«
    Allein der Name reichte aus, um Janis mit namenlosem Schrecken zu erfüllen. Von einem Moment zum nächsten spürte sie kalten Schweiß auf der Stirn und am Rücken, und es kam ihr vor, als wanke der massive Steinfußboden unter ihr. Doch sie erwiderte: »Dann sollen sie kommen, Sir Jerome. Ich habe keine Veranlassung davonzulaufen.«
    »Ihr versteht nicht«, entgegnete er ungeduldig. »Es steckt mehr dahinter als diese alte Geschichte. Das hier ist eine politische Intrige. Gegen Nick, nehme ich an, obwohl ich sie selbst noch nicht so recht durchschaue. Jedenfalls geht es den Bischof von London überhaupt nichts an, ob Ihr irgendwen umgebracht oder in Streifen geschnitten und an die Schweine verfüttert habt, denn das fällt in die Zuständigkeit des Sheriffs. Die ganze Sache ist faul. Aber was auch immer dahinterstecken mag, meine Schwiegermutter hat den Stein ins Rollen gebracht, nachdem sie Euch hier begegnet ist. Lady Yolanda Howard. Glaubt Ihr mir jetzt, dass Ihr in Schwierigkeiten seid?«
    »Ja.« Janis ließ die Tischkante los, an der sie sich unauffällig festgehalten hatte, weil ihre Knie so butterweich geworden waren, und machte zwei unsichere Schritte auf ihn zu. »Ich weiß, ich bin in Schwierigkeiten. Aber ich weiß nicht, ob ich Euch trauen kann.«
    »Ihr habt gar keine andere Wahl«, gab Jerome kurz angebunden zurück. »Holt Euren Mantel, ich bitte Euch inständig. Ich bringe Euch zu Nick nach Sevenelms, dann könnt Ihr mit ihm beraten, wie es weitergehen soll.«
    Janis’ Mantel lag auf der Fensterbank. Sie griff danach, warf ihn sich über die Schultern und band ihn zu. »Vergebt mir, Susanna«, bat sie.
    Deren Miene war voller Sorge. »Unsinn. Beeilt Euch, Kind. Ich kehre morgen nach Hampton Court zurück und berichte der Königin.«
    »Habt Dank.«
    »Schnell«, drängte Jerome, nickte Susanna Horenbout knapp zu und führte Janis eilig hinaus.
    Doch es war zu spät.
    Auf der Treppe hörten sie erhobene Stimmen aus der Halle. Voller Schrecken verharrten sie im gewendelten Schatten und spähten durch die weit geöffnete Doppeltür in den hell erleuchteten Saal.
    »Janis wer?«, fragte Simon gelangweilt. »Nie gehört.«
    Obwohl sie vor Angst kaum noch Luft bekam, verspürte Janis einen kleinen, freudigen Stich. Sie hätte nie im Leben gedacht, dass ausgerechnet Simon Neville sie decken würde.
    Die vier bewaffneten Männer in der Livree des Bischofs von London bildeten einen bedrohlichen Halbkreis um ihn, und der vordere stieß ihn hart mit beiden Händen vor die Brust. »Besser für dich, du lügst mich nicht an, Pfaffe«, schnauzte er.
    Die Schulkinder, die vermutlich mit Simon auf dem Weg in die Kapelle zur Vesper gewesen waren, standen in einem unordentlichen Knäuel zusammengedrängt und verfolgten die Szene mit bangen Blicken. Janis entdeckte Francis in der vordersten Reihe. Er war blass, seine Miene angespannt, und unauffällig schob er Millicent Howard in seinen Rücken.
    »Besser für dich, du fasst mich nicht an, Holzkopf«, konterte Simon in größter Gelassenheit. »Auch wenn die Heiden über England gekommen sind, ist es immer noch eine Todsünde, Hand an einen Priester zu legen.«
    Vollkommen unbeeindruckt zückte der Soldat sein Schwert und setzte ihm die Klinge an die Kehle. »Rück die Nonne raus, Pfaffe, oder ich lass dir die Luft ab.«
    Einige der Kinder

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