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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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fingen an zu weinen.
    Janis sah Jerome in die Augen, schüttelte den Kopf und ging zwei Stufen hinab, ehe er sie am Ellbogen erwischte, zurückzog und einen Finger an die Lippen legte.
    Simon verschränkte die Arme unter der mörderischen Klinge. »Also. Nur zu. Die Nonne, die du suchst, gibt es hier nicht. Aber wenn du mich tötest, gibt es mehr als zwei Dutzend kleine Zeugen. Ich möchte wirklich nicht in deiner Haut stecken.«
    Der Soldat zögerte noch einen Augenblick. Dann steckte er seine Waffe ein und nickte zweien seiner Gefährten zu. Sie packten Simon an den Armen, und der Anführer schlug ihm die Faust ins Gesicht.
    »Das ist der Moment«, wisperte Jerome Dudley. »Jetzt können wir uns vorbeischleichen.«
    Janis sah ihn an, als hätte er sich plötzlich in einen der schleimigen Hundekadaver verwandelt, die bei Ebbe in London das Flussufer zierten, und sie schüttelte seine Hand ab. Dann stieg sie die verbliebenen Stufen hinab und trat in die Halle. »Hier bin ich, Sergeant. Seid so gut und lasst ab von Vater Simon. Ihr macht den Kindern Angst.«
    Der Sergeant verlor augenblicklich das Interesse an seinem Opfer und fuhr zu ihr herum. »Ihr seid Janis Finley?«
    Sie nickte.
    Er musterte sie von Kopf bis Fuß, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, das ihr einen heißen Druck auf dem Magen verursachte. »Der Bischof von London schickt mich, Schwester. Ich muss Euch verhaften.«
    Sie nickte wieder. Sie brachte kein Wort heraus. Und als sie erkannte, dass sie insgeheim immer auf diesen Tag der Abrechnung gewartet hatte, wollte die Verzweiflung ihr den Mut rauben, den sie jetzt so dringend brauchte. Sie sah an der Schulter des Sergeants vorbei auf eines der großen Glasfenster, hinter dem sich allmählich Dunkelheit sammelte, und betete stumm.
    Jerome Dudley und Anthony Pargeter betraten die Halle.
    »Simon, wo bleibt ihr denn …?«, begann Anthony und verstummte abrupt, als er sah, dass der Sergeant Janis die Hände fesselte. »Was … hat das zu bedeuten?«, fragte er.
    Simon fuhr sich mit dem Ärmel über die blutige Nase. »Diese Gentlemen schickt der Bischof von London«, erklärte er und warf Anthony einen warnenden Blick zu, denn auch nach diesem ließ Bischof Bonner ja immer noch fahnden. Anthony wurde noch eine Spur blasser.
    Aber die Männer des Bischofs nahmen kaum Notiz von ihm. Der Sergeant legte Janis die Hand auf die Schulter. »Auf geht’s, Schwesterlein. Ein kleiner Ritt durch die Nacht.«
    »Wenn Ihr glaubt, ich lasse Schwester Janis allein mit vier Strolchen wie Euch nach London reiten, dann irrt Ihr euch«, teilte Simon ihm mit, und ehe der Sergeant protestieren konnte, übernahm Simon kurzerhand das Kommando. »Francis.«
    Der Junge trat vor ihn und streifte die Männer des Bischofs mit einem verächtlichen Blick. »Ja, Vater?«
    »Geh nach unten. Jacob soll mein Pferd satteln. Beeil dich.«
    Francis lief hinaus.
    »Simon …«, begann Janis, aber er schüttelte den Kopf.
    »Du kümmerst dich um die Kinder«, trug er Anthony auf.
    »Natürlich.«
    »Dudley, würdet Ihr nach Sevenelms reiten? Waringham ist dort.«
    »Sicher, Vater. Wo ist der Steward?«
    »Er begleitet ihn. Das tut er sonst nie. Aber ausgerechnet heute war niemand hier, der diesen Gentlemen hätte Einhalt gebieten können. Seltsamer Zufall.« Er traktierte den Sergeant mit einem argwöhnischen Blick, den dieser geflissentlich ignorierte.
    »Simon«, wiederholte Janis, und ihre Stimme klang so scharf, dass alle sie anschauten. »Ich will nicht, dass du das tust«, sagte sie kategorisch. Was sie meinte, war: Ich will nicht, dass du siehst, was sie tun werden.
    Aber er missachtete ihre Wünsche, und Janis hatte keine Macht, etwas dagegen zu tun. Sie hatte über gar nichts mehr Macht. Also ließ sie sich widerstandslos abführen und versuchte, sich ganz tief in ihr Innerstes zurückzuziehen, wo sie allein war mit sich und mit Gott, und wo nichts, was die Männer des Bischofs mit ihr taten, sie berühren konnte.
    Doch der Sergeant und seine Gefährten waren harmloser, als sie taten. Womöglich lag es auch daran, dass sie als Männer des Bischofs gewohnt waren, einem Priester zu gehorchen. Simon Nevilles Autorität, gepaart mit seinem adligen Missfallen, reichte jedenfalls aus, um sie weit genug einzuschüchtern, dass sie Janis zufrieden ließen.
    Jerome und Madog hatten Nick nach London begleitet. Schweigend hatte er Jeromes Bericht vom Vorabend gelauscht und auch erfahren, was dem vorausgegangen

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