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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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geheimnisvolles Leiden hatte den damals Vierzehnjährigen wochenlang ans Bett gefesselt, ohne dass seine Ärzte sich je einig wurden, ob es nun die Masern oder die Pocken oder beides waren, und er hatte sich niemals richtig erholt. »Wir sollten uns nichts vormachen, Francis«, sagte Nick schließlich. »Er hat die Schwindsucht.«
    »Ja, ich weiß.« Der Junge schwieg einen Moment, ehe er seinen Bericht fortsetzte: »Wie es aussieht, wird der Hof den Sommer in Greenwich verbringen, aber Eleanor und Bess … Lady Elizabeth, meine ich, wollen für ein paar Wochen nach Hatfield.«
    »Freiwillig in die ländliche Einöde?«, fragte Nick argwöhnisch. »Was hecken sie nun schon wieder aus?«
    »Das weiß Gott allein«, bekannte Francis lächelnd.
    Nick erhob sich und legte mit einem unterdrückten Laut des Missfallens die Hand ins Kreuz. »Du meine Güte, ich bin erledigt. Warte nicht, bis du ein alter Mann von siebenunddreißig bist, eh du auf Reisen gehst, mein Junge. Es ist ein anstrengendes Vergnügen. Und jetzt muss ich gehen. Ich habe deinen Bruder und deine Schwester noch nicht einmal gesehen.«
    »Vater«, sagte Francis hastig, ehe Nick sich abwenden konnte. »Wirst du zu Norfolk reiten und ihn fragen? Du hast gesagt, du tust es, wenn du zurück bist.«
    »Ich meinte nicht innerhalb der ersten Stunde nach meiner Heimkehr, Francis«, protestierte Nick.
    »Aber bald?«
    Nick betrachtete seinen Sohn und seufzte leise. »Du bist so hartnäckig wie eh und je. Ich bin nicht besonders erpicht darauf, Norfolk aufzusuchen, weißt du.«
    »Du hast es versprochen«, beharrte der junge Mann.
    »Ich muss verrückt gewesen sein. Ihr seid einfach noch zu jung.«
    »Du warst auch erst achtzehn, als du Mutter geheiratet hast.«
    »Ich war neunzehn, und dein Argument ist von äußerst zweifelhafter Überzeugungskraft, denn obwohl deine Mutter eine großartige Frau ist, war diese Ehe nicht gerade das, was ich einen nachahmenswürdigen Erfolg nennen würde.«
    Aber Francis hatte sein Pulver noch nicht verschossen. »Robin Dudley und seine Frau waren achtzehn, als sie geheiratet haben.«
    »Ich weiß …«
    »Und jetzt heiratet sein Bruder Guildford Lady Jane Grey, und Guildford ist genauso alt wie ich, Lady Jane erst sechzehn.«
    Das amüsierte Funkeln verschwand aus Nicks Augen. »Was sagst du da?«
    »Guildford Dudley und Jane Grey«, wiederholte Francis geduldig. »Es ist beschlossene Sache, sagt Eleanor. Jane wollte nicht, aber ihr Vater hat sie so lange verdroschen, bis sie eingewilligt hat.«
    »Hm. Ich schätze, niemand müsste deine Millicent zur Kirchentür prügeln …«, murmelte Nick, seine Gedanken meilenweit fort.
    »Vater …« Francis klang beschwörend. »Du hast es versprochen . Also. Wirst du ihren Großvater fragen?«
    »Wie es aussieht, bleibt mir nichts anderes übrig.«
    Aus der Halle hörte er Füßescharren, Schemelrücken und das Murmeln junger Stimmen – die typischen Geräusche des Schulunterrichts. Doch er trat nicht ein, um Lehrer und Schüler zu begrüßen. Stattdessen hastete er die Treppe hinauf. Er nahm immer zwei Stufen auf einmal. Obwohl die mörderischen Treppen inzwischen erneuert worden waren, war das doch immer noch streng verboten, aber es sah ihn ja niemand.
    Er öffnete die Tür zu seinem Privatgemach, und augenblicklich lösten Isaac und Isabella sich von ihrer Mutter und stürmten auf ihn zu.
    »Vater! Vater!«
    Nick hockte sich hin und schloss seine beiden Kleinen selig in die Arme. Über ihre Köpfe hinweg tauschte er einen Blick mit seiner Frau, die auf der Fensterbank saß und sie beobachtete.
    »Vater, was hast du mir mitgebracht?«, fragte der siebenjährige Isaac aufgeregt. »Mutter wollte es nicht verraten.«
    »Ich fürchte, dann wirst du dich gedulden müssen, bis sie es in all ihrem Gepäck wiedergefunden hat. Es kann nicht so lange dauern, es sind höchstens ein Dutzend Truhen …«
    »Ja, nur die meisten enthalten den Wein, den du gekauft hast«, behauptete seine Gemahlin.
    Nick raunte seinem Sohn verschwörerisch zu: »Glaub ihr kein Wort. Die Truhen sind voller Seidenballen und Bücher und Bilder, für die wir gar nicht genügend Wände haben, und in einem Winkel hier und da liegt vielleicht auch das eine oder andere Geschenk für euch.«
    Dann nahm er sein Nesthäkchen auf den Arm und stand auf. »Und was ist mit dir, Isabella? Bist du gar nicht neugierig auf dein Geschenk?«
    Sie lächelte. »Doch.« Es war ein verhaltenes, fast schüchternes Lächeln. Sie legte den

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