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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Earl of Arundel. Viele andere gute Männer. Sie werden nicht zulassen, dass Francis und Millicent etwas zustößt. Das wäre allein Northumberland zuzutrauen, und Northumberland sitzt in Cambridge und hat ganz andere Sorgen als deinen Sohn.«
    Nick wusste all das, aber es bot ihm wenig Trost. Seit sie Robin Dudley auf der Straße begegnet waren, war die Furcht seine ständige Begleiterin. Sie brachte ihn nachts um den bitter nötigen Schlaf und hatte ihm jeden Seelenfrieden gestohlen. Er wusste nicht mehr, welche Entscheidungen die richtigen, welche die falschen waren. »Fürchte dich nicht, Nick«, hatte Mary zu ihm gesagt, die natürlich genau wusste, wie es in ihm aussah. »Was immer kommen mag, es ist auf jeden Fall Gottes Wille, der geschieht.«
    Sie hatte natürlich recht. Und es gab Stunden, da der Gedanke ihm Trost spendete. Doch es gab andere Stunden, da er an Gottes Güte zweifelte. Gewiss war es gottgefällig, dass sie darum kämpften, die Beschützerin seiner einen wahren, katholischen Kirche auf den Thron zu bringen, aber Gottes Werk zu tun war keine Garantie für Gottes Beistand hier auf Erden. Tausende von Märtyrern, Tausende von Gräbern der christlichen Streiter, die vor den Toren Jerusalems gefallen waren, legten davon Zeugnis ab.
    Jetzt war indessen keine Zeit für Zweifel und düstere Gedanken. »Komm«, sagte Nick zu seinem Cousin. »Ich bringe dich zu ihr.«
    Das Hauptgebäude im Innern der Burgmauer war ein modernes Fachwerkhaus, dessen gesamte erste Etage von einer geräumigen, lichtdurchfluteten Halle eingenommen wurde. Dort saß Mary an der hohen Tafel auf der Estrade. Über ihrem Haupt prangte kein königliches Wappen, sie trug keine Staatsroben, und vor ihr stand kein Festmahl auf goldenen Platten und Tellern, sondern Briefe und Schreibutensilien lagen auf dem Tisch verstreut. Dennoch strahlte Mary Tudor eine königliche Würde aus, die nicht auf äußerliche Insignien angewiesen war, da sie von der tiefen inneren Überzeugung rührte, dass sie ihr zustand.
    Madog, der Mary seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hatte, blieb wie angewurzelt stehen und hatte sichtlich Mühe, sie nicht offenen Mundes zu bestaunen.
    Als sie aufschaute und die beiden Ankömmlinge entdeckte, legte sie die Feder beiseite und lächelte. »Mein lieber Pembroke! Welche Freude, dass Ihr gekommen seid.«
    Madog trat vor und sank auf ein Knie nieder. »Und ich bringe mehr als tausend Männer aus Kent, Hoheit, die Euch ebenso ergeben sind wie ich.«
    Sie forderte ihn mit einer Geste auf, sich zu erheben. »Die Treue der Männer von Kent überrascht mich – im Gegensatz zu der Euren –, denn Kent ist ein Ketzernest.«
    Das konnte Madog nicht bestreiten. »Viele Protestanten unterstützen Euren Thronanspruch, in London und im ganzen Süden.«
    Sie nickte. »Genau wie hier in East Anglia. Sie haben mir erklärt, es sei keine Frage der Religion, sondern des Erbrechts. Ich muss gestehen, dass ich die Prioritäten dieser Leute fragwürdig finde, aber ich kann auf ihre Unterstützung natürlich nicht verzichten. Ich betrachte es als Zeichen der Hoffnung, Pembroke. Wenn sie glauben, ich sei die wahre Königin, werden sie vielleicht auch einsehen, dass ich den wahren Glauben besitze.«
    Madog tauschte einen skeptischen Blick mit Nick. Das entging Mary nicht, und sie fügte mit einem mokanten Lächeln hinzu: »Ihr habt Zweifel, mein Freund? Dann scheint Ihr zu vergessen, dass ich aufgrund der unseligen Suprematsakte, deretwegen Lord Waringham und ich beinah den Kopf verloren hätten, Oberhaupt der englischen Kirche sein werde, sollte ich meine Krone erringen. Das heißt, ich kann die Rückkehr zum wahren Glauben mit einem einzigen Federstrich befehlen, wenn es mein Wunsch ist.«
    Madog stockte der Atem. »Ich muss gestehen, dass ich daran in der Tat noch nicht gedacht hatte, Hoheit. Aber Ihr habt zweifellos recht.«
    Sie vollführte eine wedelnde, fast ungeduldige Geste, die Nick an ihren Vater erinnerte, und sagte: »Nun, bevor wir uns den Kopf über meine Machtbefugnisse zerbrechen, muss ich meine Krone erst einmal bekommen. Was macht Northumberland?« fragte sie Nick.
    »Er ist nach Cambridge marschiert und rührt sich nicht, berichten unsere Späher«, antwortete er. »Offenbar wartet er auf Verstärkung. Er hat nur halb so viele Männer wie wir. Aber wenn er die Matrosen seiner Flotte, die in Yarmouth auf der Lauer liegt, an Land befiehlt und mit seiner Truppe vereint, dann kann er uns schlagen.«
    »Was, denkt Ihr,

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