Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
strahlenden Augen an seinen Kommandanten. »Nick, wenn das stimmt …«
    Nick hob warnend die Linke. »Ja, wenn das stimmt, sind wir der größten unserer Sorgen ledig. Darum habe ich offen gestanden Mühe, es zu glauben.«
    »Die hätte ich wohl auch«, gab der bärtige Steuermann der Mary of Dover zurück, und als er grinste, sah er wie ein waschechter Pirat aus. »Aber es ist die Wahrheit, Mylord, seid versichert. Die Matrosen und die Hälfte der Offiziere waren von Anfang an unglücklich über unsere Befehle, denn sie stehen treu zu Prinzessin Mary. Oder zur Königin, wie ich wohl sagen sollte. Als dann gestern der Marschbefehl kam, kippte die Stimmung, und die Besatzungen drohten, die Offiziere, die weiter Northumberlands Befehlen folgen wollten, über Bord zu werfen. Da die meisten dieser großen englischen Helden nicht schwimmen können, gaben sie ihr Kommando zahm in unsere Hände. Und ich wurde ausgewählt, um zu Euch zu kommen und Euch im Namen der ganzen Flotte zu versichern, dass wir bereitstehen, um für Königin Marys Krone zu kämpfen. Ich war unterwegs nach Framlingham, als dieser Gentleman hier mir begegnete und mich freundlicherweise auf den richtigen Weg brachte.«
    »Ich glaub dir kein Wort, Freundchen«, knurrte Madog und sah ratsuchend zu Nick, der den Seebär keinen Herzschlag lang aus den Augen gelassen hatte.
    Schließlich nickte er und sagte: »Glaub ihm nur, Madog. Er ist unser Vetter.«
    »Wie belieben?«, fragte Madog verdattert.
    Der Seebär lachte und zeigte zwei Reihen bemerkenswert weißer Zähne. »Woher wusstet Ihr’s, Mylord?«, fragte er neugierig.
    »Ich fand mich plötzlich an deinen Vater erinnert. Du siehst ihm ähnlich, wenn du lächelst. Er besuchte uns in Waringham, als ich ein Knabe war, und erzählte uns von Afrika. Er nannte sich Edmund Edmundson, aber sein Vater hieß noch Edmund of Waringham.«
    Helmsby zückte einen furchteinflößenden Dolch und durchtrennte die Fesseln seines Gefangenen. »Nichts für ungut.« Er reichte ihm die Hand.
    Nicks Cousin schlug ein, ohne zu zögern. »Ihr wäret ein Narr gewesen, hättet Ihr es nicht getan«, gab er achselzuckend zurück und streckte dann seinerseits Nick die Rechte entgegen. »Arthur Edmundson. Mein Vater hat immer erzählt, du hättest ihm nicht glauben wollen, dass es gestreifte Pferde in Afrika gibt.«
    Lächelnd schlug Nick ein und entgegnete: »Er hatte recht. Das habe ich wirklich nie glauben können.«
    »Ich auch nicht«, gestand sein Cousin. »Bis ich sie selbst gesehen habe …«
    Nick winkte ab. »Oh, natürlich. Aber ich fürchte, wir müssen fürs Erste auf dein Seemannsgarn verzichten, Arthur. Wir haben nämlich morgen eine Schlacht zu schlagen.«

London, Juli 1553
    »Doch die Schlacht von Bury St. Edmunds fiel aus«, berichtete der Earl of Arundel mit bitterem Hohn. »Als der ruhmreiche Northumberland von der Meuterei der Flotte hörte, machte er kehrt und floh zurück nach Cambridge.«
    »Was blieb ihm anderes übrig?«, konterte Guildford Dudley aufgebracht, dem es nicht gefiel, mit welch offenkundiger Verachtung Arundel von seinem Vater sprach. »Seine eigenen Truppen drohten ebenfalls zu meutern. Sie waren schon in der Unterzahl, ehe die Flotte sich auf Marys Seite schlug. Und da fiel ihnen plötzlich ein, dass sie doch eigentlich Untertanen des papistischen Kaisers sind.«
    »Genau das hätte Euer Vater kommen sehen müssen«, erwiderte der Earl of Shrewsbury. »Aber wie heißt es so schön? Hochmut kommt vor dem Fall. Northumberland hat sich zu sicher gefühlt. Er hat die Unterstützung für Prinzessin Mary in der Bevölkerung kolossal unterschätzt. Auch und vor allem in der protestantischen Bevölkerung. Und jetzt, Gentlemen … sind wir am Ende.« Er verneigte sich vor Jane Grey, die so still und bleich wie eine Marmorstatue auf ihrem Thronsessel an der hohen Tafel saß. »Ich fürchte, das gilt auch für Euch, Madam.«
    »Was redet Ihr da?«, brauste deren Vater, der Duke of Suffolk, auf. »Die Meuterei der Flotte und der unerwartete Zulauf für Mary Tudor sind Rückschläge, keine Frage, aber am Ende sind wir nur dann, wenn wir uns davon beeindrucken lassen. Meine Tochter ist zur Königin proklamiert worden und wird wie geplant gekrönt, Mylords!«
    Arundel schüttelte den Kopf. »Heute früh war an der Kirche von Queenhithe ein Schriftstück angeschlagen, worauf zu lesen stand, Mary Tudor sei in allen englischen Städten und Grafschaften zur Königin ausgerufen worden, nur nicht in

Weitere Kostenlose Bücher