Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
wir kommen zum Geschäft?«
    Ranulf blinzelte irritiert. »Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe …«
    »Mein Vater war überzeugt davon, dass er seinen Frieden mit Gott selber machen könne. Darüber hinaus hat er nichts getan, wofür er Gottes Strafe fürchten müsste. Nein, Vater Ranulf, ich bin nicht in Sorge um seine unsterbliche Seele. Um die Eure allerdings schon.«
    Ranulf stand abrupt auf. »Was soll das heißen? Was fällt Euch ein, Ihr …«
    »Ihr seid eine Schande für Euren Stand, Vater«, fiel Nick ihm ins Wort. »Geistliche wie Ihr sind schuld daran, dass so viele eigentlich gute Männer an der Kirche zweifeln und sich von Gott entfernen. Ihr seid ein Erpresser der schlimmsten Sorte: Ihr macht den Bauern Angst vor dem Fegefeuer und nehmt sie aus. Ihr sagt, wer den Zehnten nicht pünktlich zahlt, wer keine Messen für seine tote Frau lesen lässt oder wer keinen Ablassbrief kauft, der bekommt es mit Gottes Zorn zu tun. Und Ihr schert euch einen Dreck darum, ob die Menschen sich Gottes käufliche Vergebung auch leisten können.«
    Vater Ranulf hatte ihm mit leicht geöffnetem Mund gelauscht. Jetzt presste er wütend die Lippen zusammen. »Ihr mischt Euch in kirchliche Angelegenheiten. Das kann ausgesprochen gefährlich sein. Alles, was ich tue, tue ich zum Ruhme Gottes und seiner Kirche! Euch steht kein Urteil zu.«
    Nick zog eine Braue in die Höhe. »Inwieweit trägt Eure hübsche Uhr dort drüben zum Ruhme Gottes bei? Oder diese wundervollen silbernen Weinpokale? Ihr lebt in Saus und Braus, das weiß jedes Kind in Waringham, und ich sage Euch, so kann es nicht weitergehen.«
    »Was wollt Ihr denn tun, Söhnchen?«, fragte Ranulf amüsiert, blieb vor ihm stehen und verschränkte die Arme. »Wollt Ihr Euch beim Erzbischof über mich beschweren?«
    »Nein«, antwortete der junge Waringham. »Erzbischof Warham ist beinah achtzig Jahre alt und krank. Sein Archidiakon, der für Waringham zuständig ist, macht gemeinsame Sache mit Euch und kassiert einen Teil Eurer Profite, statt Euch Einhalt zu gebieten …«
    »Und woher glaubt Ihr all das zu wissen?«, höhnte Vater Ranulf, aber der offenkundige Schrecken in seinen Augen verriet ihn.
    »Ich habe meine Quellen«, gab Nick geheimnisvoll zurück. Tatsächlich war es Daniel, der Stallmeister, der Ranulf und den erzbischöflichen Prälaten zusammen gesehen, ungeniert belauscht und Nick von ihren unerhörten Machenschaften berichtet hatte. »Und bei alldem fühlt Ihr Euch vollkommen sicher, weil Kardinal Wolseys Diakon eine schützende Hand über Euch hält«, fuhr Nick fort. »Aber ich verrate Euch etwas, Vater Ranulf: Ihr werdet trotzdem aufhören, den Menschen von Waringham ihr schwer verdientes Geld abzuknöpfen. Ihr werdet dem alten Adam sagen, dass Ihr die restlichen Messen für die Seele seiner Frau umsonst lest. Ihr werdet den alten Weibern auch keine Fußwallfahrten nach Canterbury mehr aufbrummen, die sie nicht bewältigen können, um sie ihnen dann gegen einen entsprechenden Geldbetrag wieder zu erlassen. Und vor allem werdet Ihr nie wieder irgendeine Frau in Waringham erpressen, in Euer Bett zu steigen, damit Ihr ihren Vater beerdigt.«
    Vater Ranulf hatte ihm mit versteinerter Miene gelauscht. Bei der Aufzählung seiner Schandtaten fing ein Äderchen in seiner Schläfe an zu pochen, und sein Gesicht war vielleicht noch eine Spur blasser geworden. Aber beschämt wirkte er nicht. »Und warum sollte all das ein Ende haben, du unverschämter Hurenbengel?«
    Nick fühlte einen heißen Stich der Wut im Bauch. Keine Beleidigung hätte ihn derzeit härter treffen können als eine, die die Ehre seiner Mutter in Zweifel zog. Aber er schaffte es, sich zu beherrschen. Er gedachte nicht, sich den Sieg so kurz vor dem Ziel noch stehlen zu lassen. »Weil Ihr nicht der Einzige seid, der mächtige Freunde hat. Sir Thomas More hat mir seinen Rat und seine Hilfe angeboten, und ich werde nicht zögern, ihm zu schreiben, was hier vorgeht. Und dann werdet Ihr ein Fegefeuer auf Erden erleben, Vater Ranulf.« Er erhob sich unvermittelt, sodass sie fast Nase an Nase standen. Damit hatte der Priester nicht gerechnet, und er wich einen halben Schritt zurück. »Ihr solltet meine Entschlossenheit lieber nicht auf die Probe stellen«, riet Nick.
    »Du … du wagst es, mir zu drohen?« Ranulf schien vor Empörung auf einmal Mühe mit dem Atmen zu haben.
    »Ganz recht.« Nick wandte sich ab. Mit der Hand auf dem Türgriff blieb er noch einmal stehen, und er hoffte, seinem

Weitere Kostenlose Bücher