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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Gesicht war nicht anzusehen, wie sehr seine eigene Unverfrorenheit ihn erschreckte.
    »Alles, was ich tue, geschieht mit dem Segen des Papstes«, ereiferte sich Vater Ranulf.
    »Oh ja. Vor allem Eure frommen Bettgeschichten.«
    »Du kannst mir keine Angst einjagen, Bürschchen.«
    »Bitte. Wie Ihr wollt. Aber ich nehme an, Ihr wisst, wie Sir Thomas über raffgierige Priester wie Euch denkt. Falls nicht, lest seine Utopia . Er besitzt das Vertrauen des Königs und des Kardinals. Die Protektion Eures alten Studienfreundes wird keinen Pfifferling wert sein, wenn Sir Thomas anfängt, sich für Eure Amtsführung zu interessieren.«
    Und damit ging er hinaus. Das Herz schlug ihm bis zum Halse. Hastig zog er die Tür hinter sich zu und blieb einen Moment mit gesenktem Kopf davor stehen, um sich zu sammeln.
    »Oh, Mylord«, flüsterte Polly. »Das habt Ihr großartig gemacht.« Sie stand am Feuer, einen gusseisernen Topf in der Hand, und sah ihn mit leuchtenden Augen an.
    Nick lächelte matt. »Die Frage ist nur, ob es etwas nützt.«
    Das Gleiche sagte Daniel, als Nick ihm zwei Stunden später von dem Zusammenstoß erzählte. »Und es könnte dich teuer zu stehen kommen, ihm so zuzusetzen. Dein Vater hat jedenfalls nicht gewagt, sich mit ihm anzulegen«, fügte der Stallmeister düster hinzu.
    Sie saßen nebeneinander auf dem Zaun, der die Koppel vor dem Stallgebäude der Zweijährigen einfriedete, und aßen ein Stück Brot und Ziegenkäse.
    »Aber was blieb mir denn anderes übrig?«, entgegnete Nick ratlos. »Was hätte ich deiner Meinung nach zu Adam sagen sollen? ›Seht selber zu, wie ihr mit dem diebischen Pfaffen zurechtkommt?‹«
    Daniel hob die Schultern. »Vielleicht. Für das Verhältnis zwischen deinen Bauern und der Kirche bist du jedenfalls nicht zuständig. Auch als Lord Waringham nicht.«
    »Nein«, stimmte Nick bitter zu. »Und weil das so ist und niemand sich freiwillig einmischt, werden Missstände und Willkür immer schlimmer. Darum wird es Zeit, dass der Adel und die einflussreichen Bürger diese Dinge endlich zu ihrer Angelegenheit machen. Es ist falsch, das Feld allein den Ketzern zu überlassen. Das sagt auch Sir Thomas.«
    »Ja, und was er sagt, ist in deinen Augen so unumstößlich wie das Wort Gottes, ich weiß«, bemerkte Daniel gereizt.
    Nick beendete sein karges Mittagsmahl schweigend, dann sprang er vom Zaun und wechselte das Thema. »Daniel, ich habe beschlossen, das Gestüt wieder zu vergrößern.«
    Der junge Stallmeister stieg ebenfalls vom Zaun und wischte sich die Brotkrümel aus dem kurzen Bart. »Wozu? Wir bekommen die Gäule ja doch nicht verkauft. Kein Pferdemarkt mehr.«
    »Nicht hier«, räumte Nick ein. »Also bringen wir die Pferde in Zukunft dorthin, wo es Käufer gibt. Zum Pferdemarkt nach Smithfield. Der findet jeden Freitag statt.«
    Daniel betrachtete ihn ungläubig. »Dein Kopf steckt voller Flausen, wenn du das offene Wort vergeben willst, Mylord. Wie stellst du dir das vor? Wie willst du die Pferde nach London schaffen? Wo stellst du sie unter?«
    »Ich besitze ein Haus in London. An der Shoe Lane, das ist ganz in der Nähe von Smithfield. Dort bringe ich sie donnerstags hin und am nächsten Morgen in aller Frühe zum Markt.«
    »Ich habe noch nie gehört, dass kostbare Schlachtrösser auf einem gewöhnlichen Pferdemarkt verkauft werden.«
    Nick schüttelte langsam den Kopf. »Davon rede ich auch nicht. Die Zeit der Schlachtrösser ist vorüber, Daniel. Niemand braucht solche Tiere mehr, denn heutzutage tragen keine Ritterheere die Schlachten mehr hoch zu Ross Mann gegen Mann aus. Krieg führt man jetzt mit Geschützen und Fußtruppen. Oder mit Schiffen.«
    Daniel nickte. »Ich weiß. Nur der König und seine Höflinge, die noch Turniere reiten, brauchen weiterhin solche Riesen auf vier Beinen, die einen Mann in schwerer Rüstung tragen können und furchtlos durch Feuer und Schlachtgetümmel gehen.« Seine Wehmut war nicht zu überhören.
    Nick empfand genauso. Die Vorstellung, dass diese wundervollen, ausdauernden und starken Kreaturen aus der Welt verschwinden könnten, deprimierte ihn auch. Doch er antwortete: »Der Markt ist zu klein geworden, und uns steht er ohnehin nicht offen. Und um dir die Wahrheit zu sagen: Je weniger wir mit dem König und seinem Hof zu tun haben, desto glücklicher werde ich sein. Nein, wir konzentrieren uns auf die Zucht erstklassiger Reitpferde.«
    »Die genauso viel Hafer fressen wie Schlachtrösser, genauso viel Pflege brauchen, genauso

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