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Der dunkle Thron

Der dunkle Thron

Titel: Der dunkle Thron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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er mir seine Schwester geben würde, und er sagte: ›Ja, ja, warum nicht, irgendwann einmal, wenn ihre Trauerzeit um ist.‹ Aber er meinte es nicht ernst. Junge, er hat getobt, als er erfuhr, dass wir heimlich in Frankreich geheiratet hatten. Ich war sicher, es würde mich meinen leichtsinnigen Kopf kosten.«
    »Aber er hat Euch verziehen.«
    »Ja.«
    »Meinem Vater nicht.«
    »Nein.« Suffolk lächelte traurig. »Ich war und bin der einzige wahre Freund, den der König je hatte, Nick. Das ist der Unterschied. Und auch wenn Henry manchmal ein Hornochse ist, weiß er doch, dass nicht viele Könige einen echten Freund haben. Er konnte nicht auf mich verzichten.« Er strich sich kurz über den Bart. »Hör zu: Ich weiß, dass du einen Groll gegen den König hegst. Und ich verstehe dich auch. Aber das sollte dich nicht hindern, über mein Angebot nachzudenken. Bleib nicht hier bei dieser hochnäsigen Wachtel Yolanda Howard und ihrem Giftzahn von Tochter. Wie soll je wieder Frohsinn in dein Herz einziehen, wenn du in solcher Gesellschaft lebst?«
    Nick sah ihn überrascht an. Mit so offenen Worten hatte er nicht gerechnet. Es tat ihm gut zu hören, dass jemand außerhalb der Familie seine Gefühle für Sumpfhexe und Brechnuss teilte, doch er gab ihm die gleiche Antwort wie Sir Thomas: »Habt Dank für Eure Einladung, Mylord, aber ich muss hierbleiben. Ich will mich um meinen Bruder kümmern, damit er nicht so wird wie meine Stiefschwester. Und um das Gestüt. Ich weiß, dass ich etwas daraus machen könnte. Und ich will die Bücher meines Vaters lesen und sehen, ob ich nicht auf dem Weg ein paar der Gespräche nachholen kann, die er und ich nie geführt haben.«
    Suffolk klopfte ihm die Schulter. »Lauter gute Gründe. Du bist ein anständiger Kerl, Waringham. Wie dein Vater. Also bleib hier. Ich werde gelegentlich nach dir sehen, wenn ich kann.«
    »Einverstanden.«
    »Wirst du mir irgendwann erzählen, was es war, das sie von ihm wollten?«
    »Irgendwann«, versprach Nick. Wenn es dir nicht mehr gefährlich werden kann, fügte er in Gedanken hinzu, denn so ruppig ihre Bekanntschaft auch begonnen hatte, mochte er seinen Paten doch gern.
    »Sie haben es nicht bekommen, oder?«, fragte Suffolk.
    Nick schüttelte den Kopf und überraschte sich selbst, als er dabei lächelte.
    Der Herzog atmete tief durch. »Gott sei Dank.«

Waringham, Oktober 1529
    Nach einem hoffnungslos verregneten Sommer erlebte Kent einen goldenen Oktober. Die Sonne schien Tag um Tag von einem strahlend blauen Himmel und tauchte die Welt in sanftes, goldenes Herbstlicht, als wolle sie ihr Versäumnis der vergangenen Monate wettmachen.
    Nick war dankbar, dass sein täglicher Weg über den Mönchskopf nicht mehr durch knöcheltiefen Schlamm führte. Auf der kahlen Kuppe des Hügels hielt er einen Augenblick inne und sah sich um. Der Tain glitzerte im Sonnenlicht und floss gemächlich zwischen den Schaf- und Pferdeweiden dahin, bis er in den Wald von Waringham eintauchte, der sich weit nach Norden und Osten erstreckte und jetzt in den herrlichsten Herbsttönen leuchtete: rot, kupferfarben und gelb. Auf den frisch gepflügten Feldern säten die Bauern Wintergerste und Hafer.
    Als Nick den Tain überquerte, begegnete ihm ein junger Mann etwa in seinem Alter mit einer fetten Sau an einem Strick. Der Schweinehirte fegte den formlosen Filzhut vom Kopf und verbeugte sich im Gehen. »Mylord.«
    »Adam.« Nick lächelte ihm zu. »Auf dem Weg in den Wald?«
    Adam nickte. Im Herbst trieben die Bauern ihre Schweine in die Wälder, wo die Tiere nach Eicheln und Bucheckern wühlen konnten. »Wenn Ihr nichts dagegen habt«, sagte er schüchtern.
    »Woher denn?«, erwiderte Nick. »In Waringham haben die Bauern dieses Recht seit jeher.« Er hatte in der Bibliothek seines Vaters auch alte Abrechnungsbücher der Gutsverwaltung gefunden und studiert und auf diese Weise eine Menge über die Pachtverhältnisse und Traditionen in Waringham gelernt, was er zuvor nicht gewusst hatte. »Es wundert mich nur, dass du dich für eine Sau auf den weiten Weg machst. Wo sind eure übrigen Schweine?«
    »Vater hat sie alle verkauft, Mylord«, antwortete Adam. »Bis auf Jula hier.« Die Sau hatte an einem Grasbüschel zwischen zwei Ritzen der Brückenplanken geschnüffelt, doch als sie ihren Namen hörte, wandte sie den Kopf und sah Nick treuherzig an. Sie hatte ein schwarzes und ein rosa Schlappohr und kluge Augen.
    »Verkauft?«, wiederholte Nick ungläubig. »Aber wieso?« Gewiss,

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