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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Tür. Er kehrte ihr den Rücken zu und tastete, bis es ihm gelang, das Schloß umzudrehen. Er tastete noch eine Weile weiter, bis er auch noch den Riegel vorgeschoben hatte.
    Erst dann ließ er sich in eine sitzende Haltung hinabrutschen, er keuchte und stöhnte und schwor bei Gott und allen Heiligen und Engeln, daß er noch an diesem Nachmittag in die St. Anthony’s Kirche gehen würde, sobald einer der Bullen aufwachte und ihn von den Handschellen befreite. Er wollte beichten, Buße tun und das Abendmahl nehmen.
    Fat Johnny Holden wollte seinen Frieden mit Gott machen. Das war verdammt zu knapp gewesen.
     
     

    11
     
    Die untergehende Sonne wurde über dem Westlichen Meer zu einem Bogen. Sie schwand zu einer schmalen grellen Linie, die in Eddies Augen brannte. Wenn man lange genug in so grelles Licht sah, konnte man sich die Netzhaut auf Dauer verbrennen. Das war nur eine der interessanten Sachen, die man in der Schule lernte, Sachen, die einem halfen, einen befriedigenden Job zu bekommen, zum Beispiel halbtags als Barkeeper zu arbeiten, und interessante Hobbies, zum Beispiel ganztags auf der Straße nach Stoff zu suchen und nach dem Zaster, um ihn zu kaufen. Eddie hörte nicht auf hinzusehen. Er glaubte nicht, daß es noch lange eine Rolle spielen würde, ob er sich die Augen verbrannte oder nicht.
    Er flehte die Hexenfrau hinter ihm nicht an. Zunächst einmal hätte es sowieso nichts genützt. Zweitens würde es ihn entwürdigen, wenn er flehte. Er hatte ein entwürdigtes Leben geführt; er stellte fest, daß er sich in den letzten Minuten dieses Lebens nicht noch weiter entwürdigen lassen wollte. Und jetzt blieben ihm nur noch Minuten. Mehr war es nicht mehr, bis die helle Linie verschwinden und die Zeit der Monsterhummer anbrechen würde.
    Er hatte die Hoffnung aufgegeben, daß eine wundersame Verwandlung Odetta im letzten Augenblick zurückbringen würde, ebensowenig wie er noch hoffte, Detta würde einsehen, daß sein Tod sie mit ziemlicher Sicherheit in dieser Welt festsetzen würde. Bis vor fünfzehn Minuten hatte er geglaubt, daß sie bluffte; jetzt wußte er es besser.
    Nun, besser als zentimeterweise zu ersticken, dachte er, aber nachdem er die Hummerwesen Nacht für Nacht gesehen hatte, glaubte er eigentlich selbst nicht, daß das stimmte. Er hoffte, es würde ihm gelingen, ohne zu schreien zu sterben. Er glaubte auch nicht, daß das möglich war, aber er würde es versuchen.
    »Se wern gleich zudir kommn, Blassah!« kreischte Detta. »Wern jen’ Aujnblick kommn! Wirddes besse Essn wern, wasse Viecher je hattn!«
    Es war kein Bluff, Odetta kam nicht zurück… und der Revolvermann auch nicht. Letzteres schmerzte irgendwie am meisten. Er war sicher gewesen, er und der Revolvermann wären – nun, Partner, wenn nicht gar Brüder geworden, während sie am Strand entlang gereist waren, und Roland würde wenigstens einen Versuch unternehmen, ihm zu helfen.
    Aber Roland kam nicht.
    Vielleicht ist es nicht so, daß er nicht kommen will. Vielleicht kann er nicht kommen. Vielleicht ist er tot, von einem Wachmann in der Drogerie erschossen – Scheiße, das wäre ein Lachschlager, der letzte Revolvermann der Welt von einem Mietbullen abgeknallt – oder vielleicht von einem Taxi überfahren. Vielleicht ist er tot und die Tür ist verschwunden. Vielleicht blufft sie deshalb nicht. Vielleicht hat sie gar nichts mehr zu bluffen.
    »Wern jez jede Minute da sein!« schrie Detta, und dann mußte sich Eddie keine Sorgen wegen seiner Netzhaut mehr machen, denn der letzte schmale Lichtstreifen verschwand, zurück blieb nur ein Nachglimmen.
    Er sah in die Wellen, das grelle Phantombild verschwand langsam aus seinen Augen und wartete darauf, daß der erste Monsterhummer torkelnd aus den Fluten gekrochen kam.
     
     

    12
     
    Eddie versuchte, den Kopf wegzudrehen, um dem ersten auszuweichen, aber er war zu langsam. Es riß ihm mit einer Schere ein Stück aus dem Gesicht, matschte das linke Auge zu Gallert und legte in der Dämmerung den weißen Knochen frei, während es seine Fragen stellte, und die Wirklich Böse Frau lachte…
    Hör auf befahl Roland sich selbst. Solche Gedanken zu denken ist schlimmer, als hilflos zu sein; es ist eine Ablenkung. Und das darf nicht sein. Es könnte noch Zeit sein.
    Und es war noch Zeit. Während Roland in Jack Morts Körper die Neunundvierzigste hinunterschritt, die Arme schwingen ließ und die Kanoniersaugen fest auf das Schild mit der Aufschrift DROGERIE gerichtet hielt, ohne auf

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