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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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wie die Bewegung, mit der diese Welt an den Rändern der Tür vor ihnen vorüberschwebte. Die Tür waren die Augen der Herrin. Er sah durch sie hindurch, wie er durch Eddies Augen gesehen hatte, als sich Eddie im Mittelgang der Himmelskutsche dahinbewegte.
    Eddie dagegen war wie vom Donner gerührt. Der Revolver in seiner Hand zitterte und sank ein wenig nach unten. Der Revolvermann hätte ihn ihm mühelos wegnehmen können, tat es aber nicht. Er stand nur reglos da. Das war ein Trick, den er vor langer Zeit gelernt hatte.
    Jetzt machte der Blick durch die Tür eine dieser Wendungen, die der Revolvermann so schwindelerregend fand – aber Eddie fand diese unerwartete Drehung seltsam tröstlich. Roland hatte noch nie einen Film gesehen. Eddie hatte Tausende gesehen, und was er hier sah war einer dieser mitreißenden Filme mit beweglicher Kamera wie Halloween und Shining. Er wußte sogar, wie die Kamera genannt wurde, mit der sie das machten. Steadi-Cam. Das war es.
    »Krieg der Sterne gerade auch«, murmelte er. »Todesstern. Dieser verdammte Kerl, erinnerst du dich?«
    Roland sah ihn an, sagte aber nichts.
    Hände – dunkelbraune Hände – griffen in das, was Roland als Tür sah und was Eddie bereits als eine Art magischer Leinwand betrachtete… eine Leinwand, in die man unter den richtigen Umständen hineinspazieren konnte, so wie der Bursche in Purple Rose of Cairo einfach aus der Leinwand herausgekommen und in die echte Welt gegangen war. Verflixter Film.
    Bis jetzt war Eddie gar nicht klar gewesen, wie verflixt.
    Aber auf der anderen Seite der Tür, durch die er sah, war dieser Film noch gar nicht gemacht worden. Es war New York, okay das verkündete irgendwie schon der Tonfall der Taxihupen, so leise und fern sie waren, und es war ein New Yorker Kaufhaus, in dem er auch schon gewesen war, aber es war… war…
    »Es ist älter«, murmelte er.
    »Vor deiner Zeit?« fragte der Revolvermann.
    Eddie sah ihn an und lachte kurz. »Ja. Wenn du es so sagen willst, ja.«
    »Hallo, Miß Walker«, sagte eine zögernde Stimme. Der Blick durch die Tür schnellte so unvermittelt hoch, daß selbst Eddie ein wenig schwindlig wurde, und er sah eine Verkäuferin, die die Besitzerin der schwarzen Hände offensichtlich kannte – kannte, aber nicht leiden konnte oder fürchtete. Oder beides. »Kann ich Ihnen heute helfen?«
    »Den hier.« Die Besitzerin der schwarzen Hände hielt einen weißen Schal hoch. »Machen Sie sich nicht die Mühe, ihn einzupacken, Baby, stecken Sie ihn einfach in die Tasche.«
    »Bar oder Sch…«
    »Bar, es ist doch immer bar, nicht?«
    »Ja, fein, Miß Walker.«
    »Freut mich, daß Sie zufrieden sind, Liebste.«
    Die Verkäuferin verzog etwas das Gesicht. Eddie bekam es gerade noch mit, als sie sich abwandte. Vielleicht lag es einfach daran, daß die Verkäuferin von einer Frau so angesprochen wurde, die sie als ›hochgekommene Niggerin‹ betrachtete (und wieder lag es an seiner Erfahrung mit Kino und weniger am Wissen um geschichtliche Ereignisse oder das Leben auf den Straßen, wie er es kannte, das diesen Gedanken auslöste, denn dies war, als würde man einen Film sehen, der entweder in den Sechzigern spielte oder damals entstanden war, so wie der mit Sidney Steiger und Rod Poitier, In der Hitze der Nacht, aber es konnte auch etwas Einfacheres sein: Rolands Herrin der Schatten war, ob schwarz oder weiß, ein unhöfliches Miststück.
    Spielte auch keine Rolle, oder? Nichts machte irgend etwas aus. Ihm lag etwas an einem einzigen, und das war, wie er, zum Teufel, hier herauskommen konnte.
    Das war New York, er konnte New York fast riechen. Und New York bedeutete Stoff.
    Auch den konnte er fast riechen.
    Aber es gab da einen Haken, nicht?
    Einen verdammt großen Hurensohn von einem Haken.
     
     

    8
     
    Roland beobachtete Eddie genau, und wenngleich er ihn jederzeit mindestens sechsmal hätte töten können, hatte er beschlossen, still und stumm zu sein und Eddie sich die Situation alleine zusammenreimen zu lassen. Eddie hatte viele Eigenschaften, und viele waren nicht schön (als Mann, der ein Kind wissentlich in den Tod hatte stürzen lassen, kannte der Revolvermann den Unterschied zwischen schön und nicht schön ziemlich gut), aber Eddie war nicht dumm.
    Er war ein kluger Junge. Er würde dahinterkommen.
    Und so war es.
    Er sah Roland an, lächelte, ohne die Zähne zu zeigen, ließ den Revolver des Revolvermanns einmal am Finger kreisen und reichte ihn dann, den Griff voraus, an Roland

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