Der Dunkle Turm 3 - Tot
bewußt. Vorerst verlange ich nicht mehr.«
»Kann man sich eines Dings bewußt sein, an das man nicht glaubt?« fragte Eddie.
Roland lächelte. »Sei einfach nur aufgeschlossen.«
»Das kann ich.«
»Roland?« Das war Jake. »Glaubst du, Oy könnte auch Teil unseres Ka-tet sein?«
Susannah lächelte. Roland nicht. »Ich bin momentan nicht einmal imstande, auch nur eine Vermutung anzustellen, aber ich will dir eines sagen, Jake – ich habe viel über unseren pelzigen Freund nachgedacht. Ka beherrscht nicht alles, und Zufälle sind immer noch möglich… aber das plötzliche Auftauchen eines Billy-Bumblers, der sich noch an Menschen erinnert, scheint mir kein Zufall zu sein.«
Er drehte sich zu ihnen um.
»Ich werde anfangen. Eddie wird als nächster sprechen und dort fortfahren, wo ich aufgehört habe. Dann Susannah. Du, Jake, sprichst als letzter. Einverstanden?«
Sie nickten.
»Prima«, sagte Roland. »Wir sind Ka-tet – eins aus vielen. Das Palaver soll beginnen.«
20
Sie redeten bis Sonnenuntergang und machten nur einmal Pause für eine kalte Mahlzeit, und als es vorbei war, hatte Eddie das Gefühl, als hätte er zwölf harte Runden mit Sugar Ray Leonard hinter sich. Er zweifelte nicht mehr daran, daß sie ›Khef geteil‹ hatten, wie Roland sagte; er und Jake schienen buchstäblich das Leben des anderen in Träumen gelebt zu haben, als wären sie zwei Hälften eines Ganzen.
Roland fing damit an, was unter den Bergen geschehen war, wo Jakes erstes Leben in dieser Welt zu Ende gegangen war. Er erzählte von seinem Palaver mit dem Mann in Schwarz und Walters verschleierten Worten über das Tier und jemand, den er den Zeitlosen Fremden nannte. Er erzählte von dem seltsamen, erschreckenden Traum, den er gehabt hatte, ein Traum, in dem das gesamte Universum von einem Strahl fantastischen weißen Lichts verschlungen worden war. Und wie am Ende dieses Traums nur ein einziger purpurner Grashalm übriggeblieben war.
Eddie sah zur Seite zu Jake und war verblüfft über das Wissen – das Wiedererkennen – in den Augen des Jungen.
21
Während seines Deliriums hatte Roland Teile seiner Geschichte in Eddies Gegenwart herausgeplappert, aber für Susannah war sie völlig neu, und diese lauschte mit aufgerissenen Augen. Als Roland die Worte wiederholte, die Walter zu ihm gesprochen hatte, sah sie Bruchstücke ihrer eigenen Welt wie Reflexionen in einem zerbrochenen Spiegel: Automobile, Krebs, Raketen zum Mond, künstliche Befruchtung. Sie hatte keine Ahnung, was das Tier sein konnte, aber den Namen des Zeitlosen Fremden erkannte sie als Variation des Namens von Merlin, dem Magier, der angeblich den Aufstieg von König Arthur unterstützt hatte. Es wurde immer seltsamer.
Roland erzählte, wie er aufgewacht war und festgestellt hatte, daß Walter schon lange tot war – die Zeit hatte irgendwie einen Sprung vorwärts gemacht, möglicherweise hundert Jahre, möglicherweise fünfhundert. Jake hörte fasziniert zu, als der Revolvermann schilderte, wie er zum Westlichen Meer gelangt war, wie er zwei Finger der rechten Hand verloren und Eddie und Susannah auserwählt hatte, ehe er auf Jack Mort gestoßen war, den dunklen Dritten.
Der Revolvermann gab Eddie ein Zeichen, worauf dieser die Geschichte mit dem Angriff des großen Bären fortsetzte.
»Shardik?« warf Jake ein. »Aber das ist der Titel eines Buchs. Eines Buchs in unserer Welt! Es wurde von dem Mann geschrieben, der das berühmte Buch über Kaninchen geschrieben hat…«
»Richard Adams!« rief Eddie. »Und das Buch über die Häschen hieß Watership Down – Unten am Fluß! Ich habe gewußt, daß ich den Namen kenne! Aber wie kann das sein, Roland? Wie kann es sein, daß die Menschen in deiner Welt etwas aus unserer wissen?«
»Es existieren Türen, oder nicht?« antwortete Roland. »Haben wir nicht schon vier davon gesehen? Glaubt ihr, sie hätten vorher nie existiert und würden nicht wieder existieren?«
»Aber…«
»Wir alle haben die Hinterlassenschaften eurer Welt in meiner gesehen, und als ich in eurer Stadt New York war, sah ich die Spuren meiner Welt in eurer. Ich sah Revolvermänner. Die meisten waren träge und langsam, aber sie waren dennoch Revolvermänner und eindeutig Mitglieder ihres eigenen uralten Ka-tet.«
»Roland, das waren nur Bullen. Du warst ihnen haushoch überlegen.«
»Dem letzten nicht. Als Jack Mort und ich uns in der unterirdischen Bahnstation befanden, hat der mich fast erledigt. Ich habe
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