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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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daß sie wie Höhlen wirkten. »Es ist nur, ich habe bisher noch nie jemanden erschossen… okay?«
    Daran solltest du dich besser gewöhnen, lag ihm auf der Zunge. Er schluckte es hinunter und richtete den Blick wieder auf die fünf Leutchen, die noch vor ihnen standen. Sie sahen ihn und Susannah mit einer Abart verdrossener Angst an, die nichtsdestotrotz haarscharf an Entsetzen grenzte.
    Scheiße, die meisten haben vergessen, was Entsetzen ist, dachte er. Freude, Traurigkeit, Liebe… genau dasselbe. Ich glaube nicht, daß sie überhaupt noch viel empfinden. Sie leben schon zu lange in diesem Fegefeuer.
    Dann dachte er an das Gelächter, die aufgeregten Schreie, den anhaltenden Beifall und revidierte seinen Gedanken. Es gab immer noch eines, das ihre Motoren in Gang brachte, eines, das ihre Knöpfe drückt. Prügler hätte das bestätigen können.
    »Wer hat hier das Sagen?« fragte Eddie. Er behielt die Kreuzung hinter der kleinen Gruppe genau im Auge, falls die anderen wieder übermütig werden sollten. Bis jetzt sah und hörte er nichts Beunruhigendes aus dieser Richtung. Er dachte sich, daß die anderen diese zerlumpte Gruppe wahrscheinlich ihrem Schicksal überlassen hatten.
    Sie sahen einander unsicher an, schließlich ergriff die Frau mit dem blutbespritzten Gesicht das Wort. »Das war Prügler, aber als die Göttertrommeln diesmal angefangen haben, ist Prüglers Stein aus dem Hut gezogen worden, und wir ham ihn tanzen lassen. Ich schätze, Winston wär als nächster dran gewesen, aber dem habt ihr’s mit euren gottverfaulten Waffen gegeben, so isses.« Sie wischte sich vielsagend Blut von der Wange, betrachtete es und richtete den verdrossenen Blick wieder auf Eddie.
    »Was meinst du, wollte Winston mir mit seinem gottverfaulten Speer antun?« fragte Eddie. Er stellte zu seinem Mißfallen fest, daß die Frau tatsächlich Schuldgefühle wegen seiner Tat in ihm weckte. »Meine Koteletten nachschneiden?«
    »Habt Frank und Lüstling auch getötet«, fuhr sie verdrossen fort, »und was seid ihr? Entweder Graue, was schlimm ist, oder zwei gottverfaulte Ausländer, was noch schlimmer ist. Wen haben die Pubes noch in der Nordstadt? Topsy, nehm ich an – Topsy der Matrose –, der is nich mehr da, oder? Hat sein Boot genommen und is flußab gefahrn, das isser, und Gott soll ihn dafür verfaulen lassen, sag ich!«
    Susannah hörte nicht mehr zu; ihre Gedanken kreisten voll entsetzter Faszination um etwas, das die Frau vorher gesagt hatte:… ist Prüglers Stein aus dem Hut gezogen worden, und wir harn ihn tanzen lassen. Sie erinnerte sich, wie sie Shirley Jacksons Story ›Die Lotterie‹ im College gelesen hatte, und ihr war klar, daß diese Menschen hier, die degenerierten Nachfahren der ursprünglichen Pubes, Jacksons Alptraum echt durchlebten. Sie waren zu keinen richtigen Gefühlen fähig, wußten sie doch, daß sie an einem so grausamen Auserwählen teilnehmen mußten, und das nicht einmal im Jahr, wie in der Geschichte, sondern zwei- oder dreimal täglich.
    »Warum?« fragte sie die blutige Frau mit schroffer, verängstigter Stimme. »Warum habt ihr das getan?«
    Die Frau sah Susannah an, als wäre diese die größte Närrin der Welt. »Warum? Damit die Geister, was innen Maschinen leben, nich die Körper von denen übernehmen, was hier gestorben sind – Pubes und Graue gleichermaßen –, und sie durch die Löcher innen Straßen raufschicken, damit se uns fressen. Jeder Narr weiß das.«
    »Es gibt keine Geister«, sagte Susannah und fand selbst, daß sich ihre Stimme wie ein sinnloses Quaken anhörte. Natürlich gab es welche. In dieser Welt gab es überall Geister. Dennoch blieb sie beharrlich. »Was ihr die Gottestrommeln nennt, ist nur ein Band, das in einer Maschine klemmt. Das ist alles.« Plötzlich hatte sie eine Inspiration und fügte hinzu: »Oder vielleicht machen die Grauen es absichtlich, habt ihr darüber schon mal nachgedacht? Sie hausen im anderen Stadtteil, richtig? Und auch darunter? Sie wollten euch immer fort haben. Vielleicht haben sie nur eine richtig wirksame Methode gefunden, wie ihr ihnen die Arbeit abnehmt.«
    Die blutige Frau stand neben einem Mann, der die scheinbar älteste Melone der Welt trug, dazu ein Paar ausgefranste Khakihosen. Nun trat er vor und sprach mit einer Patina guter Manieren zu ihr, die seine grundsätzliche Verachtung in einen Dolch mit rasiermesserscharfen Klingen verwandelte. »Da irren Sie sich, Madam Revolverfrau. Es existieren eine ganze Menge Maschinen

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