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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sich ihm als Seufzen eines Liebhabers. Er sah benommen zu dem grinsenden Neuankömmling auf. Das lose Stück Kopfhaut schwang und baumelte.
    »Stört dich das? Es muß dich ja stören. Hier!« Fannin ergriff das hängende Stück Haut, riß es ruckartig von Quicks Kopf und entblößte dabei ein bleiches Stück des Schädels. Ein Geräusch wie von reißendem Stoff war zu hören. Quick schrie.
    »Aber, aber; es tut nur einen Augenblick weh.« Der Mann hockte jetzt vor Quick auf den Fersen und sprach zu ihm wie ein nachsichtiger Vater zu einem Kind, das einen Splitter im Finger hat. »Ist es nicht so?«
    »J-j-ja«, murmelte Quick. Und es stimmte. Die Schmerzen ließen bereits nach. Und als Fannin die Hand wieder nach ihm ausstreckte und die linke Gesichtshälfte streichelte, war Quicks Zurückzucken nur ein Reflex, den er rasch unter Kontrolle brachte. Während die Hand ohne Linien ihn streichelte, spürte er, wie frische Kraft in ihn einströmte. Er sah voll dumpfer Dankbarkeit und mit zitternden Lippen zu dem Neuankömmling auf.
    »So ist es besser, Andrew? Oder nicht?«
    »Ja! Ja!«
    »Wenn du mir danken willst – und ich bin ganz sicher, daß du das willst –, mußt du etwas sagen, das ein alter Bekannter von mir immer gesagt hat. Letztendlich hat er mich verraten, aber eine Zeitlang war er ein guter Freund, und ich halte sein Andenken immer noch im Herzen. Sag: ›Mein Leben für dich‹, Andrew – kannst du das sagen?«
    Er konnte es, und er sagte es; es schien, als könnte er gar nicht mehr aufhören, es zu sagen. »Mein Leben für dich! Mein Leben für dich! Mein Leben…«
    Der Fremde berührte ihn wieder an der Wange, aber diesmal schoß ein Stromstoß unsäglicher Schmerzen durch Andrew Quicks Kopf. Er schrie.
    »Tut mir leid, aber die Zeit ist knapp, und du hast dich angehört wie eine kaputte Schallplatte. Andrew, ich möchte dich gerne ohne Umschweife fragen: Würde es dir gefallen, den Bengel zu töten, der auf dich geschossen hat? Ganz zu schweigen von seinem hartgesottenen Freund, der ihn hierhergebracht hat – ihn am allermeisten. Sogar das Vieh, das dir das Auge ausgekratzt hat, Andrew – würde dir das gefallen?«
    »Ja!« antwortete der ehemalige Ticktackmann. Er ballte die Hände zu blutigen Fäusten. »Ja!«
    »Das ist gut«, sagte der Fremde und half Quick auf die Füße, »denn sie müssen sterben – sie mischen sich in Dinge ein, in die sie sich nicht einzumischen haben. Ich habe gedacht, daß Blaine sich ihrer annehmen würde, aber die Lage ist so außer Kontrolle geraten, daß man sich auf nichts mehr verlassen darf… wer hätte schon gedacht, daß sie überhaupt so weit kommen würden?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Quick. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wovon der Fremde redete. Und es war ihm auch einerlei; ein Hochgefühl strömte durch sein Denken wie eine erlesene Droge, und nach den Schmerzen der Apfelpresse genügte ihm das. Es genügte vollkommen.
    Richard Fannin schürzte die Lippen. »Bär und Knochen… Schlüssel und Rose… Tag und Nacht… Zeit und Gezeiten. Genug! Genug, sage ich! Sie dürfen dem Turm nicht näher kommen!«
    Quick taumelte rückwärts, als der Mann die Hände so schnell wie ein Blitz ausstreckte. Eine zerriß die Kette mit der winzigen Pendeluhr im Glasgehäuse; die andere streifte ihm Jake Chambers’ Seiko vom Unterarm.
    »Die werde ich an mich nehmen, ja?« Fannin der Zauberer lächelte hinreißend, ließ die Lippen aber über den schrecklichen Zähnen. »Oder hast du Einwände?«
    »Nein«, sagte Quick, der die letzten Symbole seiner langen Führerschaft ohne Widerstand aufgab (sogar ohne zu bemerken, daß er es tat). »Nur zu.«
    »Danke, Andrew«, sagte der dunkle Mann leise. »Aber jetzt müssen wir uns sputen; ich rechne in den nächsten fünf Minuten oder so mit einer drastischen Veränderung der Atmosphäre dieser Umgebung. Bevor das geschieht, müssen wir beim nächsten Spind sein, wo Gasmasken aufbewahrt werden, und das dürfte knapp werden. Ich könnte die Veränderungen problemlos überleben, aber ich fürchte, du würdest Schwierigkeiten haben.«
    »Ich verstehe nicht, wovon du redest«, sagte Andrew Quick. Sein Kopf hatte wieder zu pochen angefangen, und seine Gedanken kreisten.
    »Das ist auch nicht nötig«, sagte der Fremde aalglatt. »Komm, Andrew – ich denke, wir sollten uns beeilen. Hektischer, hektischer Tag, was? Mit etwas Glück wird Blaine sie auf dem Bahnsteig rösten, wo sie zweifellos noch stehen – er ist im Lauf der

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