Der Dunkle Turm 3 - Tot
sagte Eddie.
»Weilste nur’n dummer weißer Junge bist«, sagte Detta, aber nicht unfreundlich. Sie studierte die Raute noch einen Moment, dann strich sie mit der Kohle rasch über alle Knöpfe mit geraden Zahlen, auf denen sie schwarze Schlieren hinterließ.
»Drei isse Primzahl, aber kein Produkt, wasse durch Multiplikation mit drei bekommst, kanne Primzahl sein«, sagte sie, und jetzt hörte Roland etwas Seltsames, aber Wunderbares: Detta verschwand aus der Stimme der Frau; sie wurde nicht von Odetta Holmes verdrängt, sondern von Susannah Dean. Er mußte sie nicht aus dieser Trance wecken; sie erwachte von selbst und ganz natürlich daraus.
Susannah strich mit der Kohle über die Vielfachen von drei, die übrig waren, nachdem alle geraden Zahlen durchgestrichen waren: neun, fünfzehn, einundzwanzig und so weiter.
»Dasselbe mit fünf und sieben«, murmelte sie, und plötzlich war sie wach und wieder ganz Susannah Dean. »Man muß nur noch die Übriggebliebenen durchstreichen, so wie fünfundzwanzig.« Die Raute auf dem Kontrollkästchen sah jetzt so aus:
1
2 3
4 5 6
7 8 9 10
11 12 13 14 15
16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28
29 30 31 32 33 34 35 36
37 38 39 40 41 42 43 44 45
46 47 48 49 50 51 52 53 54 55
56 57 58 59 60 61 62 63 64
65 66 67 68 69 70 71 72
73 74 75 76 77 78 79
80 81 82 83 84 85
86 87 88 89 90
91 92 93 94
95 96 97
98 99
100
»Da«, sagte sie müde. »Übrig sind alle Primzahlen zwischen eins und einhundert. Ich bin ziemlich sicher, das ist die Kombination, die das Tor öffnet.«
»IHR HABT EINE MINUTE, MEINE FREUNDE. IHR ERWEISST EUCH ALS VIEL DÜMMER, ALS ICH GEHOFFT HATTE.«
Eddie achtete nicht auf Blaine, sondern schlang die Arme um Susannah. »Bist du wieder da, Suze? Bist du wach?«
»Ja. Ich bin mitten in dem aufgewacht, was sie gesagt hat, aber ich habe sie trotzdem noch ein wenig weitersprechen lassen. Es schien unhöflich, sie zu unterbrechen.« Sie sah Roland an. »Was meinst du? Sollen wir es versuchen?«
»FÜNFZIG SEKUNDEN.«
»Ja. Versuch du die Kombination, Susannah. Es ist deine Lösung.«
Sie streckte die Hand zum oberen Ende der Raute aus, aber Jake hielt sie fest. »Nein«, sagte er. »Die Pumpe läuft rückswärts. Weißt du nicht mehr?«
Sie sah verblüfft drein, dann lächelte sie. »Ganz recht. Schlau, Blaine… und schlau von dir, Jake.«
Sie beobachteten stumm, wie sie nacheinander jede Zahl drückte, angefangen mit siebenundneunzig. Ein leises Klick war zu hören, wenn ein Knopf gedrückt wurde. Nachdem sie den letzten gedrückt hatte, folgte keine nervöse Pause; das Tor in der Mitte der Absperrung rollte sofort auf seiner Schiene zurück, schepperte laut und ließ von irgendwo oben Rostflöckchen auf sie herabregnen.
»WIRKLICH NICHT SCHLECHT«, sagte Blaine bewundernd. »ICH FREUE MICH SCHON SEHR. DARF ICH VORSCHLAGEN, DASS IHR EUCH RASCH AN BORD BEGEBT? IHR SOLLTET SOGAR BESSER LAUFEN. ES BEFINDEN SICH MEHRERE GASVENTILE IN DIESER GEGEND.«
4
Drei Menschenwesen (eines trug ein viertes auf der Hüfte) und ein kleines Pelztier liefen durch die Öffnung in der Barriere und rannten auf Blaine, den Mono, zu. Dieser stand summend auf dem schmalen Bahnsteig, halb darüber und halb darunter, und sah wie eine gigantische Patrone aus – in einem unangemessenen Rosaton bemalt –, die im offenen Verschluß eines Gewehrs lag. In der Weite der Krippe sahen Roland und die anderen wie Pünktchen aus. Über ihnen kreisten Taubenschwärme – die nur noch vierzig Sekunden zu leben hatten – unter dem uralten Dach der Krippe. Als sich die Reisenden dem Mono näherten, glitt eine gekrümmte Sektion der rosa Hülle beiseite und bildete eine Tür. Dahinter lag ein dicker, hellblauer Teppichboden.
»Willkommen an Bord von Blaine«, sagte eine sanfte Stimme, als sie in die Kabine hasteten. Sie kannten die Stimme alle; es war eine etwas lautere, etwas selbstbewußtere Version des kleinen Blaine. »Preist das Imperium! Bitte vergewissern Sie sich, daß Sie Ihre Transitkarte greifbar haben, und vergessen Sie nicht, Schwarzfahren ist ein
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