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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Lichtung vollkommen still blieb.
    Und dennoch ging er auf diese Tür zu (denn darum handelte es sich natürlich, wieder eine Tür, doch würde diese für seinesgleichen immer verschlossen sein) und blieb erst stehen, als er das Ohr dagegendrücken konnte.
    Es war, als hätte er vor einer halben Stunde eine gute Dosis Acid eingeworfen, das jetzt allmählich voll zu wirken anfing. Seltsame Farben waberten über die Dunkelheit hinter seinen Augäpfeln. Er schien Stimmen zu hören, die aus langen, steinernen Schlünden gleichenden Korridoren murmelnd zu ihm sprachen – aus Korridoren, die mit flackernden elektrischen Fackeln erleuchtet wurden. Einst hatten diese Leuchtkörper des modernen Zeitalters ihren hellen Schein über alles erstrahlen lassen, aber jetzt waren sie nur noch trübe Flecken blauen Lichts. Er spürte Leere… Verlassenheit… Einsamkeit… Tod.
    Die Maschinen dröhnten unablässig, aber hatte das Geräusch nicht einen knirschenden Unterton? Eine Art verzweifeltes Pochen unter dem Summen wie die Rhythmusstörungen eines kranken Herzens? Ein Eindruck, als würden die Maschinen, die das Geräusch erzeugten – obschon weitaus komplizierter als die im Inneren des Bären –, langsam aus dem Gleichlauf kommen?
    »Alles ist still in den Hallen der Toten«, hörte sich Eddie mit leiser, brechender Stimme flüstern. »Alles ist vergessen in den Steinhallen der Toten. Sehet die Treppen, welche in der Dunkelheit stehen; sehet die Säle des Verfalls. Dies sind die Hallen der Toten, wo Spinnen ihre Netze bauen und große Maschinen eine nach der anderen verstummen.«
    Roland zog ihn grob zurück, und Eddie sah ihn benommen an.
    »Das reicht«, sagte Roland.
    »Was immer sie da drinnen stehen haben, läuft nicht mehr so gut, was?« hörte Eddie sich fragen. Seine zitternde Stimme schien von weit weg zu kommen. Er konnte immer noch die Kraft spüren, die aus diesem Kasten drang. Sie rief nach ihm.
    »Nein. Heutzutage läuft nichts mehr in meiner Welt so gut.«
    »Wenn ihr Jungs vorhabt, die Nacht über hier das Lager aufzuschlagen, müßt ihr auf meine Gesellschaft verzichten«, sagte Susannah. Ihr Gesicht war ein weißer Fleck im aschefarbenen Kielwasser der Dämmerung. »Ich gehe da rüber. Ich mag nicht, was ich in der Nähe dieses Dings empfinde.«
    »Wir lagern alle da drüben«, sagte Roland. »Gehen wir.«
    »Gute Idee«, sagte Eddie. Je weiter sie sich von dem Kubus entfernten, um so leiser wurde das Dröhnen der Maschinen. Eddie spürte, wie ihr Einfluß auf ihn schwächer wurde, auch wenn sie ihn immer noch riefen und einluden, die spärlich erleuchteten Korridore zu erforschen, die Freitreppen, die Säle des Verfalls, wo Spinnen ihre Netze bauten und die Kontrolleuchten eine nach der anderen dunkel wurden.
     
     
    29
     
    In dieser Nacht schlenderte Eddie im Traum wieder die Second Avenue entlang in Richtung Tom und Gerry’s Künstlerisches Delikatessengeschäft an der Ecke Second und Forty-sixth. Er kam an einem Schallplattenladen vorbei, wo die Rolling Stones aus den Lautsprechern dröhnten:
     
    »I see a red door and I want to paint it black,
    No colours anymore, I want them to turn black,
    I see the girls walk by dressed in their summer clothes,
    I have to turn my head until my darkness goes…«
     
    Er ging weiter und kam an einem Geschäft vorbei, das Reflections of You hieß – Dein Spiegelbild – und zwischen der Forty-ninth und der Forty-eighth lag. Er sah sich selbst in einem der Spiegel im Schaufenster. Er fand, daß er besser aussah als seit Jahren – das Haar ein wenig zu lang, aber ansonsten gesund und durchtrainiert. Aber die Kleidung… nn-nnn. Mann. Durch und durch Bärenkacke. Blauer Blazer, weißes Hemd, dunkelrote Krawatte, graue Bundfaltenhose… in seinem ganzen Leben hatte er keine derartige Yuppie-aus-der-Hölle-Uniform besessen.
    Jemand schüttelte ihn.
    Eddie versuchte, sich tiefer in den Traum zu verkriechen. Er wollte jetzt nicht aufwachen. Erst wenn er das Deli erreicht hatte und mit dem Schlüssel zu dem Feld voller Rosen durchgegangen war. Er wollte alles wiedersehen – die endlose rote Decke, den gewölbten blauen Himmel, wo die weißen Wolkenschiffe segelten, und den Dunklen Turm. Er fürchtete sich vor der Dunkelheit, die in dieser geisterhaften Säule wohnte und nur darauf wartete, jeden zu verzehren, der ihr zu nahe kam, aber er wollte den Turm dennoch wiedersehen. Mußte ihn wiedersehen.
    Aber die Hand hörte nicht auf, ihn zu schütteln. Der Traum wurde

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