Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
dunkler, und aus dem Geruch von Autoabgasen auf der Second Avenue wurde der Geruch von rauchendem Holz – dünn, weil das Feuer fast erloschen war.
    Es war Susannah. Sie sah ängstlich aus. Eddie richtete sich auf und legte den Arm um sie. Sie hatten das Lager auf der anderen Seite des Erlenhains aufgeschlagen, in Hörweite des Bachs, der durch die Lichtung voll Knochenstaub floß. Auf der anderen Seite der glühenden Asche, die ihr Lagerfeuer gewesen war, lag Roland und schlief. Sein Schlaf war unruhig. Er hatte die dünne Decke zur Seite geworfen und die Knie fast bis zur Brust hochgezogen. Ohne Stiefel sahen seine Füße weiß und schmal und schutzlos aus. Der große Zeh des rechten Fußes fehlte, ein Opfer des Hummermonsters, das auch einen Teil seiner rechten Hand auf dem Gewissen hatte.
    Er stöhnte immer wieder denselben nuschelnden Satz. Nach einigen Wiederholungen wurde Eddie klar, es war der Satz, den er auch gesprochen hatte, als er auf der Lichtung zusammengebrochen war, wo Susannah den Bären erschossen hatte: Dann geh – es gibt mehr Welten als diese. Er verstummte einen Moment, dann rief er den Namen des Jungen: »Jake! Wo bist du? Jake!«
    Einsamkeit und Verzweiflung seiner Stimme erfüllten Eddie mit Grauen. Er schlang die Arme um Susannah und zog sie eng an sich. Er konnte ihr Zittern spüren, obwohl die Nacht warm war.
    Der Revolvermann drehte sich um. Sternenlicht fiel auf seine offenen Augen.
    »Jake, wo bist du?« schrie er in die Nacht hinaus. »Komm zurück!«
    »O Gott – er ist wieder hinüber. Was sollen wir machen, Suze?«
    »Ich weiß nicht. Ich wußte nur, ich konnte mir das nicht mehr alleine anhören. Er klingt so fern. So fernab von allem.«
    »Dann geh«, murmelte der Revolvermann, der sich wieder auf die Seite drehte und die Knie anzog, »es gibt mehr Welten als diese.« Er schwieg einen Augenblick. Dann hob sich seine Brust, und er brüllte den Namen des Jungen als langgezogenen Schrei hinaus, bei dem einem das Blut in den Adern gefror. Im Wald hinter ihnen flog ein großer Vogel mit ledernem Flügelschlag zu einem nicht so aufregenden Teil der Welt.
    »Hast du irgendwelche Vorschläge?« fragte Susannah. Ihre Augen waren weit aufgerissen und tränenfeucht. »Vielleicht sollten wir ihn aufwecken?«
    »Ich weiß nicht.« Eddie sah den Revolver des Revolvermannes, den dieser an der linken Hüfte trug. Die Waffe lag im Halfter auf einem Stückchen Tierhaut und war von dort, wo Roland lag, mühelos zu erreichen. »Ich glaube, das wage ich nicht«, sagte er schließlich.
    »Es treibt ihn in den Wahnsinn.«
    Eddie nickte.
    »Was sollen wir nur dagegen tun? Eddie, was sollen wir tun?«
    Eddie wußte es nicht. Ein Antibiotikum hatte die Infektion bezwungen, die der Biß des Hummerwesens verursacht hatte; jetzt brannte wieder eine Infektion in Roland, aber Eddie glaubte nicht, daß es ein Antibiotikum auf der Welt gab, das heilen konnte, was diesmal nicht mit ihm stimmte.
    »Ich weiß nicht. Leg dich zu mir, Suze.«
    Eddie warf ein Fell über sie beide, und nach einer Weile hörte ihr Zittern auf.
    »Wenn er den Verstand verliert, könnte er uns etwas antun«, sagte sie.
    »Als ob ich das nicht wüßte.« Diese unangenehme Vorstellung war angesichts des Bären über ihn gekommen – die roten, haßerfüllten Augen (hatte da nicht auch so etwas wie Umnachtung in diesen unergründlichen roten Tiefen gefunkelt?) und die tödlichen, schlitzenden Krallen. Eddies Blick wanderte zu dem Revolver, der so dicht neben der unversehrten linken Hand des Revolvermannes lag, und er mußte wieder daran denken, wie schnell Roland gewesen war, als er die mechanische Fledermaus auf sie herniederstoßen gesehen hatte. So schnell, daß seine Hand fast zu verschwinden schien. Wenn der Revolvermann wahnsinnig wurde und wenn er und Susannah zum Mittelpunkt dieses Wahnsinns wurden, hätten sie keine Chance. Überhaupt keine Chance.
    Er drückte das Gesicht an Susannahs warme Halskuhle und machte die Augen zu.
    Nicht lange danach hörte Rolands Brüllen auf. Eddie hob den Kopf und sah hinüber. Der Revolvermann schien wieder ruhig zu schlafen. Eddie betrachtete Susannah und sah, daß sie ebenfalls eingeschlafen war. Er legte sich neben sie, küßte zärtlich die Rundung ihrer Brüste und machte ebenfalls die Augen zu.
    Du nicht, Kumpel; du wirst lange, lange Zeit wach sein.
    Aber sie waren seit zwei Tagen unterwegs, und Eddie war todmüde. Er döste ein… und schlief.
    Zurück in den Traum, dachte er dabei. Ich

Weitere Kostenlose Bücher