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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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das Halfter unter dem Busen.
    »Gut, aber nicht perfekt«, sagte sie schließlich. »Ich habe einen verfehlt.«
    »Wirklich?« Er ging zu dem Findling und hob das verbliebene Stück Stein hoch. Er betrachtete es, dann warf er es ihr zu.
    Sie fing den Stein mit der Linken; die Rechte behielt sie am Halfter der Waffe, wie er mit Wohlgefallen sah. Sie schoß besser und natürlicher als Eddie, hatte diese spezielle Lektion aber nicht so schnell gelernt wie Eddie. Wäre sie während der Schießerei in Balazars Nachtklub bei ihnen gewesen, hätte sie es vielleicht. Jetzt, stellte Roland fest, lernte sie auch das. Sie betrachtete den Stein und sah die kaum zwei Millimeter tiefe Kerbe an der oberen Ecke.
    »Du hast ihn nur gestreift«, sagte Roland und kam zu ihr zurück, »aber manchmal reicht das. Wenn man einen Menschen streift, aus dem Gleichgewicht bringt…« Er verstummte. »Warum siehst du mich so an?«
    »Du weißt es nicht, was? Du weißt es wirklich nicht.«
    »Nein. Dein Denken ist mir häufig verschlossen, Susannah.«
    In seiner Stimme klang nichts Defensives mit, und Susannah schüttelte resigniert den Kopf. Der rasende Ringelreihen ihrer Persönlichkeit raubte ihm manchmal den Nerv. Sein scheinbares Unvermögen, jemals etwas anderes auszusprechen als das, was ihm gerade durch den Kopf ging, bewirkte dasselbe bei ihr. Er war der offenste Mensch, dem sie jemals begegnet war.
    »Na gut«, sagte sie, »dann will ich dir sagen, warum ich dich so ansehe, Roland. Weil du mir einen üblen Streich gespielt hast. Du hast gesagt, du würdest mich nicht schlagen, könntest mich nicht schlagen, selbst wenn ich gemein wäre… aber entweder hast du gelogen, oder du bist dumm, und ich weiß, daß du nicht dumm bist. Die Menschen schlagen nicht immer mit der Hand, wie jeder Mann und jede Frau meiner Rasse bestätigen kann. Wo ich herkomme, kennen wir einen kleinen Reim: ›Stock und Stein brechen mein Gebein…‹«
    »›… doch Spott wird mir nichts tun‹«, sprach Roland weiter.
    »Nun, ganz so heißt es bei uns nicht, doch ich glaube, es kommt ganz gut hin. Aber es ist dummes Zeug – wie man es auch sagt. Was du getan hast, nennt man nicht umsonst verbale Prügel. Deine Worte haben mir weh getan, Roland – möchtest du hier stehen und mir sagen, du hättest das nicht gewußt?«
    Sie saß in ihrem Rollstuhl und sah voll strahlender, strenger Neugier zu ihm auf, und Roland dachte – nicht zum erstenmal –, daß die blassn Wichsah aus Susannahs Land entweder sehr tapfer oder sehr dumm gewesen sein mußten, ihr in die Quere zu kommen, Rollstuhl hin oder her. Und da er sie kennengelernt hatte, glaubte er nicht, daß Tapferkeit die Antwort war.
    »Ich habe nicht daran gedacht, ob sie dir weh tun würden, und es, war mir auch egal«, sagte er geduldig. »Ich habe gesehen, wie du die Zähne gefletscht hast und beißen wolltest, darum habe ich dir einen Stock zwischen die Kiefer geschoben. Und es hat funktioniert… oder nicht?«
    Jetzt zeigte ihr Ausdruck gekränktes Erstaunen. »Du Dreckskerl!«
    Statt zu antworten, holte er die Waffe aus dem Halfter, fummelte mit den verbliebenen zwei Fingern seiner rechten Hand den Zylinder auf und lud die Kammern mit der rechten Hand nach.
    »Von allen herablassenden arroganten…«
    »Du mußtest beißen«, sagte er im selben geduldigen Tonfall. »Wenn nicht, hättest du nur danebengeschossen – mit der Hand und der Waffe statt mit Auge und Verstand und Herz. War das ein Trick? War es arrogant? Ich finde nicht. Ich finde, Susannah, du warst diejenige mit Arroganz im Herzen. Ich glaube, du warst diejenige, die Tricks im Schilde geführt hat. Aber das beunruhigt mich nicht. Ganz im Gegenteil. Ein Revolvermann ohne Zähne ist kein Revolvermann.«
    »Verdammt, ich bin kein Revolvermann!«
    Er achtete nicht auf sie; er konnte es sich leisten. Wenn sie kein Revolvermann – oder eine Revolverfrau – war, dann war er ein Stockschwinger. »Hätten wir ein Spiel gespielt, wäre es vielleicht anders gewesen. Aber dies ist kein Spiel. Es…«
    Seine gute Hand glitt einen Moment zur Stirn und verweilte da, mit über der linken Schläfe gespreizten Fingern. Die Fingerspitzen, sah sie, zitterten fast unmerklich.
    »Roland, was überkommt dich?« fragte sie.
    Die Hand sank langsam herunter. Er klappte den Zylinder wieder ein und steckte den Revolver in ihr Halfter zurück. »Nichts.«
    »O doch. Ich habe es gesehen. Eddie auch. Es hat angefangen, als wir gerade vom Strand aufgebrochen waren. Etwas

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