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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Haushälterin, aber Ihnen verrät er bestimmt, was er uns nicht verrät. Denn Sie sehen ihn öfter als wir, und vielleicht sprechen Sie seine Sprache.
    Sie wird ein Tablett tragen, dachte Jake, und als er die Tür aufmachte, lächelte er.
    Mrs. Shaw trug wirklich ein Tablett. Zwei Sandwiches lagen darauf, ein Stück Apfelkuchen und ein Glas Kakao. Sie sah Jake mit gelinder Besorgnis an, als befürchte sie, er könnte sie anspringen und beißen. Jake sah über ihre Schulter, aber von seinen Eltern war nichts zu sehen. Er stellte sich vor, wie sie im Wohnzimmer saßen und ängstlich horchten.
    »Ich habe mir gedacht, du hast vielleicht Hunger«, sagte Mrs. Shaw.
    »Ja, danke.« Er hatte sogar Heißhunger; er hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Er trat beiseite, und Mrs. Shaw kam herein, warf ihm im Vorbeigehen noch einmal einen besorgten Blick zu und stellte das Tablett auf den Schreibtisch.
    »Oh, sieh dir das an«, sagte sie und hob Charlie Tschuff-Tschuff hoch. »Das habe ich als kleines Mädchen auch gehabt. Hast du es heute gekauft, Johnny?«
    »Ja. Haben meine Eltern Sie geschickt, damit Sie herausfinden, wo ich gewesen bin?«
    Sie nickte. Kein Verstellen, keine Ausflüchte. Es war nur eine Aufgabe für sie, wie den Müll hinauszutragen. Du kannst es mir sagen, wenn du willst, sagte ihr Gesicht, oder du kannst den Mund halten. Ich mag dich, Johnny, aber es ist mir so oder so einerlei. Ich arbeite nur hier, und ich hätte eigentlich schon seit einer Stunde Feierabend.
    Was ihr Gesicht ihm sagte, stieß ihn nicht vor den Kopf; im Gegenteil, es trug weiter dazu bei, daß er sich beruhigte. Mrs. Shaw war auch eine Bekannte, die nicht ganz ein Freund war… aber er dachte, sie kam einem wahren Freund vielleicht etwas näher als die Jungs in der Schule und viel näher als seine Eltern. Mrs. Shaw war wenigstens ehrlich. Sie machte nicht herum. Am Monatsende stand alles auf der Rechnung, und sie schnitt immer die Kruste von den Sandwiches weg.
    Jake nahm eines der Sandwiches und biß kräftig davon ab. Salami und Käse, sein Leibgericht. Auch das sprach für Mrs. Shaw – sie kannte alle seine Leibgerichte. Seine Mutter war immer noch der Überzeugung, daß er Maiskolben liebte und Spargelspitzen verabscheute.
    »Bitte sagen Sie ihnen, daß es mir gutgeht«, sagte er. »Und sagen Sie meinem Vater, es tut mir leid, daß ich so unhöflich zu ihm war.«
    Das stimmte nicht, aber sein Vater wollte nur diese Entschuldigung hören. Wenn Mrs. Shaw sie ihm weitergegeben hatte, würde er sich entspannen und sich selbst die alte Lüge wieder einreden – daß er seiner väterlichen Pflicht Genüge getan hatte und alles in Ordnung war, alles in Ordnung, wirklich alles in Ordnung.
    »Ich habe sehr hart für meine Prüfungen gearbeitet«, sagte er mit vollem Mund, »und ich denke, heute morgen ist mir einfach alles über den Kopf gewachsen. Ich war wie erstarrt. Ich mußte raus, sonst wäre ich erstickt.« Er berührte die trockene Blutkruste an der Stirn. »Und was das betrifft, sagen Sie meiner Mutter bitte, daß es wirklich nicht schlimm ist. Ich bin nicht überfallen worden oder so; es war nur ein dummer Unfall. Ein Mann von UPS hat einen Handwagen geschoben, und ich bin direkt dagegengelaufen. Der Schnitt ist nicht schlimm. Ich sehe nicht doppelt, und die Kopfschmerzen sind auch wieder weg.«
    Sie nickte. »Ich kann mir vorstellen, wie es gewesen sein muß – so eine anspruchsvolle Schule. Du bist einfach ein bißchen durchgedreht. Das ist keine Schande, Johnny. Und du hast in den letzten drei Wochen wirklich einen seltsamen Eindruck gemacht.«
    »Ich glaube, jetzt geht es wieder. Ich muß vielleicht meinen Abschlußaufsatz in Englisch neu schreiben, aber…«
    »Oh!« sagte Mrs. Shaw. Ihr Gesicht nahm einen erschrockenen Ausdruck an. Sie legte Charlie Tschuff-Tschuff wieder auf Jakes Schreibtisch. »Das hätte ich fast vergessen! Dein Französischlehrer hat etwas für dich hier gelassen. Ich hole es dir!«
    Sie ging aus dem Zimmer. Jake hoffte, daß Mr. Bissette sich keine Sorgen gemacht hatte, denn Mr. Bissette war ein netter Mann; aber er dachte sich, es mußte wohl so sein, da Mr. Bissette persönlich vorbeigeschaut hatte. Jake hatte so eine Ahnung, daß persönliches Erscheinen bei Lehrern der Piper School eine Seltenheit war. Er fragte sich, was Mr. Bissette dagelassen haben mochte. Er konnte nur vermuten, eine Einladung zu Mr. Hotchkiss, dem Seelenklempner der Schule. Das hätte ihm heute morgen angst

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