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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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schüttelte den Kopf. »Zäh. Bitter. Lieber würde ich Hund essen.«
    »Hast du schon?« fragte Susannah. »Hund gegessen, meine ich.«
    Roland nickte, ging aber nicht weiter darauf ein. Eddie mußte an eine Dialogzeile aus einem alten Film mit Paul Newman denken: Ganz recht, Lady – sie gegessen und wie einer gelebt.
    Vögel zwitscherten fröhlich in den Bäumen. Ein leichter Windhauch wehte über die Straße. Eddie und Susannah streckten ihm dankbar die Gesichter entgegen, dann sahen sie einander an und lächelten. Das Maß an Dankbarkeit, das er ihretwegen empfand, setzte Eddie wieder in Erstaunen – es war beängstigend, jemanden zu haben, den man liebte, aber auch sehr schön.
    »Wer hat diese Straße gemacht?« fragte Eddie.
    »Menschen, die schon lange verschwunden sind«, sagte Roland.
    »Die, welche die Tassen und Teller gemacht haben, die wir gefunden hatten?«
    »Nein – die nicht. Ich könnte mir denken, dies muß eine Kutschenstraße gewesen sein, und wenn sie nach all diesen Jahren noch so deutlich ist, muß sie wahrlich groß gewesen sein… vielleicht die Große Straße. Würden wir graben, würden wir, könnte ich mir vorstellen, das Schotterbett finden, und darunter das Abwassersystem. Aber wenn wir nun schon einmal hier rasten, laßt uns etwas essen.«
    »Essen!« schrie Eddie. »Her damit! Hühnchen Florentiner Art. Polynesische Shrimps! Sautiertes Kalbfleisch mit Pilzen und…«
    Susannah stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Hör auf damit, weißer Junge.«
    »Ich kann nichts dafür, daß ich eine blühende Fantasie habe«, sagte Eddie fröhlich.
    Roland ließ die Tasche von der Schulter gleiten, kauerte sich nieder und stellte eine kleine Mittagsmahlzeit aus Dörrfleisch in olivfarbenen Blättern zusammen. Eddie und Susannah hatten festgestellt, daß diese Blätter ein wenig wie Spinat schmeckten, nur intensiver.
    Eddie schob Susannah zu ihm, dann gab Roland ihr drei »Frikadellen à la Revolvermann«, wie er sie nannte. Sie fing an zu essen.
    Als Eddie sich wieder umdrehte, hielt Roland ihm drei der eingewickelten Dörrfleischstreifen hin, aber noch etwas anderes. Es war das Stück Eschenholz, aus dem der Schlüssel wuchs. Roland hatte ihn von der Wildlederschnur genommen, die ihm nun als offene Schlinge um den Hals hing.
    »He, den brauchst du, oder nicht?«
    »Wenn ich ihn abnehme, kommen die Stimmen wieder, aber sie sind sehr weit entfernt«, sagte Roland. »Ich werde mit ihnen fertig. Eigentlich höre ich sie auch, wenn ich ihn trage – wie die Stimmen von Männern, die leise hinter dem nächsten Hügel sprechen. Das liegt, glaube ich, daran, daß der Schlüssel noch nicht fertig ist. Du hast nicht mehr daran gearbeitet, seit du ihn mir gegeben hast.«
    »Nun, du hast ihn getragen, und ich wollte nicht…«
    Roland sagte nichts, aber seine blaßblauen Augen betrachteten Eddie mit ihrem geduldigen Ausbilderblick.
    »Na gut«, sagte Eddie. »Ich habe Angst, daß ich ihn versaue. Zufrieden?«
    »Laut deinem Bruder hast du alles versaut… ist das nicht so?« fragte Susannah.
    »Susannah Dean, Psychologin. Du hast den Beruf verfehlt, Süße.«
    Susannah war durch den Sarkasmus nicht vor den Kopf gestoßen. Sie hob den Wasserschlauch mit dem Ellbogen wie ein Saufkumpan den Krug und trank in vollen Zügen. »Es stimmt aber, oder nicht?«
    Eddie, dem klar war, daß er auch die Schleuder nicht fertig geschnitzt hatte – noch nicht –, zuckte die Achseln.
    »Du mußt ihn fertigstellen«, sagte Roland nachsichtig. »Ich glaube, der Zeitpunkt kommt, da du ihn benützen mußt.«
    Eddie wollte etwas sagen, dann klappte er den Mund zu. Es hörte sich so einfach an, wenn man es so frei heraus sagte, aber keiner verstand das Wesentliche. Das Wesentliche war dies: Siebzig Prozent oder achtzig würden einfach nicht reichen, nicht einmal achtundneunzigeinhalb. Diesmal nicht. Wenn er es diesmal versaute, konnte er nicht einfach das Ding über die Schulter werfen und weiterziehen. Zunächst einmal hatte er keine Esche mehr gesehen, seit er dieses spezielle Stück Holz geschnitzt hatte. Aber was ihm am allermeisten zusetzte, war dies: Es ging um alles oder nichts. Wenn er sich nur einen Patzer erlaubte, würde sich der Schlüssel nicht drehen, wenn er sich drehen sollte. Und diese kleine Rundung am Ende machte ihn zunehmend nervös. Es sah so einfach aus, aber wenn die Krümmung nicht hundertprozentig stimmte…
    Aber so, wie er ist, wird er auch nicht funktionieren; das weißt du.
    Er seufzte und sah den

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