Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
die Wohnung diesmal verließ, würde es für immer sein.
    Er knüllte das Blatt Papier fast zusammen, überlegte es sich dann aber doch anders. Er schrieb: Bitte paßt auf euch auf. Alles Liebe, J. Das war ziemlich dürftig, aber besser als nichts.
    Prima. Würdest du jetzt aufhören, das Schicksal auf die Probe zu stellen, und hier verschwinden?
    Das machte er.
    Es war fast totenstill in der Wohnung. Er schlich auf Zehenspitzen durch das Wohnzimmer, hörte aber nur das Atmen seiner Eltern: das leise Röcheln seiner Mutter, das etwas nasalere Schnarchen seines Vaters, bei dem jedes Einatmen mit einem kurzen, hohen Pfeifton endete., Der Kühlschrank fing an zu summen, als er unter der Tür stand, und Jakes Herz schlug heftig. Dann stand er vor der Tür. Er schloß sie, so leise er konnte, auf, dann ging er hinaus und zog sie behutsam hinter sich zu.
    Ein Stein schien ihm vom Herzen zu fallen, als das Schloß einrastete, und ein starkes Gefühl der Vorfreude überkam ihn. Er wußte nicht, was vor ihm lag, und hatte allen Grund zu der Annahme, daß es gefährlich sein würde, aber schließlich war er elf Jahre alt – zu jung, das exotische Entzücken zu verleugnen, das ihn plötzlich erfüllte. Vor ihm lag eine Straße – eine verborgene Straße, die weit in ein unbekanntes Land führte. Es gab Geheimnisse, die sich ihm offenbaren konnten, wenn er klug war… und wenn er Glück hatte. Er hatte sein Zuhause im kargen Licht der Dämmerung verlassen, und vor ihm lag ein großes Abenteuer.
    Wenn ich standhaft bin, wenn ich es durchstehe, werde ich die Rose sehen, dachte er, als er den Knopf des Fahrstuhls drückte. Ich weiß es… und ihn werde ich auch sehen.
    Auch das erfüllte ihn mit einem solchen Eifer, daß es an Ekstase grenzte.
    Drei Minuten später kam er unter dem Baldachin hervor, der dem Eingang des Hauses Schatten spendete, wo er sein ganzes Leben lang gelebt hatte. Er verweilte einen Augenblick, dann wandte er sich nach links. Diese Entscheidung hatte nichts Wahlloses. Er ging auf dem Pfad des Balkens nach Südosten und nahm seine eigene unterbrochene Suche nach dem Dunklen Turm wieder auf.
     
     
    7
     
    Zwei Tage nachdem Eddie Roland den unfertigen Schlüssel gegeben hatte, drangen die drei Reisenden – heiß, schwitzend, müde und ausgelaugt – durch ein besonders verfilztes Dickicht von Unterholz und jungen Bäumen und fanden zwei parallel verlaufende Pfade unter den verflochtenen Ästen alter Bäume, die sich rechts und links drängten. Nach einigen Augenblicken eingehender Betrachtung kam Eddie zum Ergebnis, daß es sich nicht nur um Pfade handelte, sondern um die Überreste einer längst aufgegebenen Straße. Büsche und verkrüppelte Bäume wuchsen als häßliches Gestrüpp auf dem einstigen Mittelstreifen. Bei den grasbewachsenen Vertiefungen handelte es sich um Reifenspuren, die beide so breit waren, daß Susannahs Rollstuhl darin fahren konnte.
    »Halleluja!« rief er. »Darauf trinken wir!«
    Roland nickte und löste den Wasserschlauch, den er um die Taille trug. Er reichte ihn erst Susannah, die im Tragegurt auf seinem Rücken hing. Eddies Schlüssel, den er jetzt an einer Wildlederschnur um den Hals trug, baumelte bei jeder Bewegung unter dem Hemd. Susannah trank einen Schluck und gab Eddie den Schlauch. Er trank und machte sich daran, den Rollstuhl auseinanderzuklappen. Eddie hatte angefangen, dieses sperrige, unhandliche Fortbewegungsmittel zu hassen; es war wie ein Anker aus Eisen, der sie immerzu aufhielt. Abgesehen von einer oder zwei abgebrochenen Speichen war er noch weitgehend in Ordnung. Eddie hatte an manchen Tagen gedacht, daß das verdammte Ding sie alle überleben würde. Aber jetzt konnte es sich wieder als nützlich erweisen… jedenfalls eine Weile.
    Eddie half Susannah aus dem Tragegurt und setzte sie in den Rollstuhl. Sie drückte die Hände an den Rückenansatz, streckte sich und grinste vor Freude. Eddie und Roland konnten beide das Knacken ihres Rückgrats hören, als sie sich streckte.
    Ein Stück vor ihnen kam ein großes Tier aus dem Wald, das wie eine Mischung aus Dachs und Waschbär aussah. Es sah sie mit seinen goldgesäumten Augen an, schnupperte mit der spitzen, borstigen Schnauze, als wollte es sagen: Huch! Tolle Sache!, ging weiter über die Straße und! verschwand wieder. Zuvor konnte Eddie aber noch seinen Schwanz erkennen – lang und zusammengerollt wie eine fellbezogene Bettfeder.
    »Was war das, Roland?«
    »Ein Billy-Bumbler.«
    »Nicht eßbar?«
    Roland

Weitere Kostenlose Bücher