Der Dunkle Turm 4 - Glas
Fliesen, würde alles sicherlich wieder in Ordnung kommen.«
Darüber lachten alle – sogar Jonas und Miss Cordelia. Susan errötete anmutig und gab Cuthbert einen Klaps auf den Handrücken. Zum ersten Mal war Roland dankbar um den unerbittlichen Sinn seines Freundes für Albernheiten.
Ein anderer Mann gesellte sich zu der Gruppe bei den Punschschüsseln. Dieser Neuankömmling im Frack war vierschrötig und erfreulicherweise nicht dünn. Seine Wangen leuchteten in einer kräftigen Farbe, die vom Wind und nicht vom Alkohol zu stammen schien, und seine hellen Augen lagen in einem Netz aus Fältchen. Ein Rancher; Roland war so oft mit seinem Vater ausgeritten, dass er diese Art Gesicht sofort einordnen konnte.
»Ihr Jungs werdet heute Abend ausreichend Gelegenheit haben, Mädels kennen zu lernen«, sagte der Neuankömmling mit einem freundlichen Lächeln. »Wenn ihr nicht aufpasst, werdet ihr betrunken vom Parfüm werden. Aber bevor ihr sie kennen lernt, würde ich mich gern vorstellen. Fran Lengyll, zu euren Diensten.«
Sein Handschlag war knapp und kräftig; weder eine Verbeugung noch ein anderer Unsinn begleitete das Händeschütteln.
»Mir gehört die Rocking B… oder ich ihr, wie man es auch immer betrachten will. Außerdem bin ich Boss des Verbandes der Pferdezüchter, jedenfalls bis sie mich feuern. Das mit der Bar K war meine Idee. Hoffe, ihr habt nichts dagegen.«
»Es ist alles tadellos, Sir«, sagte Alain. »Sauber und trocken und Platz für zwanzig. Danke. Sie waren zu gütig.«
»Unsinn«, sagte Lengyll, sah aber trotzdem erfreut aus, als er ein Glas Punsch kippte. »Wir stehen alle auf derselben Seite, Junge. John Farson ist heutzutage nur ein falscher Fuffziger in einer ganzen Börse voll Falschgeld. Die Welt hat sich weiterbewegt, sagen die Leute. Ha! So ist es, und ein gutes Stück auf der Straße zur Hölle hat sie sich weiterbewegt. Unsere Aufgabe ist es, das Heu, so gut es geht und so lange es geht, aus dem Ofen herauszuhalten. Für unsere Kinder sogar noch mehr als für unsere Väter.«
»Hört, hört«, sagte Bürgermeister Thorin mit einer Stimme, die nach der Hochebene der Ernsthaftigkeit strebte und dennoch mit einem Platschen in den Graben des Lächerlichen fiel. Roland stellte fest, dass der knochige alte Bursche eine von Susans Händen hielt (sie schien es kaum zu bemerken und sah stattdessen wie gebannt Lengyll an), und plötzlich begriff er: Der Bürgermeister war entweder ihr Onkel oder möglicherweise ein Vetter engsten Grades. Lengyll schenkte beiden keine Beachtung, sondern sah nur die drei Neuankömmlinge an, die er einer eingehenden Prüfung unterzog, zuletzt Roland.
»Falls wir in Mejis etwas tun können, um zu helfen, Junge, fragt nur – mich, John Croydon, Hash Renfrew, Jake White, Hank Wertner, wen auch immer. Ihr werdet sie heute Abend kennen lernen, aye, und ihre Frauen, Söhne und Töchter auch, und ihr müsst nur fragen. Wir mögen hier draußen ein gutes Stück von der Nabe Neu-Kanaans entfernt sein, aber dennoch stehen wir treu zum Bund. Aye, sehr treu.«
»Gut gesprochen«, sagte Rimer leise.
»Und jetzt«, sagte Lengyll, »werden wir angemessen auf eure Ankunft anstoßen. Ihr habt ohnehin schon lange auf einen Schluck Punsch warten müssen. Trocken wie Staub müssen eure Kehlen sein.«
Er drehte sich zu den Bowleschalen um und griff nach der Schöpfkelle in der größeren und prunkvolleren der beiden, winkte aber den Kellner weg, weil er ihnen offensichtlich die Ehre zuteil werden lassen wollte, sie persönlich zu bedienen.
»Mr. Lengyll«, sagte Roland leise. Und doch hatte die Stimme einen befehlsgewohnten Unterton; Fran Lengyll hörte es und drehte sich um. »In der kleineren Schüssel ist alkoholfreier Punsch, oder nicht?«
Lengyll überlegte und schien zuerst nicht zu verstehen. Dann zog er die Brauen hoch. Zum ersten Mal schien er Roland und die anderen nicht als lebende Symbole des Bundes und der Inneren Baronien anzusehen, sondern als richtige Menschen. Junge Menschen. Knaben, wenn man es recht überlegte.
»Aye?«
»Gebt uns davon, wenn Ihr so gütig sein wollt.« Nun spürte er aller Blicke auf sich. Besonders ihren Blick. Er selbst hielt den seinen starr auf den Rancher gerichtet, aber seine periphere Sicht war gut, daher bekam er mit, dass Jonas wieder dünn lächelte. Jonas schien bereits zu wissen, was das zu bedeuten hatte. Roland vermutete, Thorin und Rimer ebenfalls. Diese Landeier wussten eine Menge. Mehr, als sie sollten, und darüber
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