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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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fiel, vielleicht einen männlichen Erben, und was war schon dabei? Reiche Männer, berühmte Männer und blaublütige Männer hatten sich seit Anbeginn der Zeit Feinsliebchen gehalten; Arthur Eld hatte, der Überlieferung zufolge, deren mehr als vierzig gehabt. Also wirklich, was sollte es schon groß bedeuten?
    Ich glaube, ich habe mich in sie verliebt. Das bedeutet es.
    Ein bestürzender Gedanke, doch nicht von der Hand zu weisen; er kannte die Landschaft des eigenen Herzens dafür viel zu gut. Er liebte sie, höchstwahrscheinlich war das so, aber ein Teil von ihm hasste sie auch und klammerte sich an den erschreckenden Gedanken, den er beim Abendessen gehabt hatte: dass er Susan Delgado ins Herz hätte schießen können, wäre er bewaffnet dort gewesen. Teils war Eifersucht dafür verantwortlich, aber nicht nur; vielleicht nicht einmal zum größeren Teil. Er hatte eine unerklärliche, aber machtvolle Verbindung zwischen Olive Thorin – mit ihrem traurigen, aber tapferen Lächeln vom unteren Ende der Tafel – und seiner eigenen Mutter hergestellt. Hatte er diesen traurigen, wehmütigen Ausdruck an dem Tag, als er sie mit dem Berater seines Vaters überrascht hatte, nicht auch in den Augen seiner Mutter gesehen? Marten im offenen Hemd, Gabrielle Deschain in einem Morgenmantel, der ihr von einer Schulter gerutscht war, und das ganze Zimmer vom Geruch dessen erfüllt, was sie an jenem heißen Vormittag getrieben hatten?
    Sein Verstand, so abgebrüht er auch schon sein mochte, schrak entsetzt vor diesem Bild zurück. Stattdessen kreiste er wieder um Susan Delgado – ihre grauen Augen und ihr glänzendes Haar. Er sah sie lachen, Kinn hochgereckt, Hände vor dem Saphir verschränkt, den ihr Thorin gegeben hatte.
    Roland nahm an, dass er ihr die Mätressengeschichte vergeben konnte. Was er ihr trotz seiner Gefühle für sie nicht vergeben konnte, war das schreckliche Lächeln auf Olive Thorins Gesicht, als sie das Mädchen beobachtete, das an dem Platz saß, der rechtmäßig ihr zugestanden hätte. An ihrem Platz saß und lachte.
    Das waren die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, während er ganze Felder von Mondlicht abschritt. Er hatte kein Recht, solche Gedanken zu hegen, Susan Delgado war nicht der Grund für sein Hiersein, noch der lächerliche Bürgermeister mit seinen knackenden Knöcheln und seine bemitleidenswerte Landpomeranze von einer Frau… und doch konnte er sie nicht aus seinen Gedanken verbannen, um sich ganz auf das zu konzentrieren, was seine Aufgabe war. Er hatte das Angesicht seines Vaters vergessen und ging in der Hoffnung, es wiederzufinden, im Mondschein spazieren.
    Auf diese Weise gelangte er zu der schlafenden, versilberten Hauptstraße, ging von Norden nach Süden und überlegte sich, dass er vielleicht doch noch zu Alain und Cuthbert stoßen sollte, um etwas zu trinken und ein- oder zweimal die Würfel die Satansbahn hinunterrollen zu lassen, bevor er aufbrach, um Rusher zu holen und zu Bett zu gehen. Und aus diesem Grund erblickte er Jonas – die hagere Gestalt und das weiße Haar des Mannes waren unmöglich zu übersehen –, der an der Flügeltür des Traveller’s Rest stand und ins Innere schaute. Jonas machte das mit einer Hand am Griff seines Revolvers und einer angespannten Haltung, die Roland sofort auffiel. Etwas ging dort vor, und falls Bert und Alain da drinnen waren, hatte es möglicherweise etwas mit ihnen zu tun. Immerhin waren sie Fremde in der Stadt, und es war möglich – sogar wahrscheinlich –, dass nicht jeder in Hambry den Bund so inbrünstig liebte, wie es beim heutigen Abendessen vorgegeben worden war. Vielleicht waren ja auch Jonas’ Freunde in Schwierigkeiten. Auf jeden Fall braute sich dort etwas zusammen.
    Ohne klare Vorstellung, warum er so handelte, schlich sich Roland auf die Veranda des Gemischtwarenladens. Dort standen eine Reihe geschnitzter Tiere (wahrscheinlich am Boden festgeschraubt, damit Trunkenbolde aus dem Saloon gegenüber sie nicht wegtragen konnten, während sie die Kinderlieder ihrer Jugend sangen). Roland trat hinter das letzte in der Reihe – es war der Bär –, und drückte die Knie durch, damit sein Hut nicht zu sehen sein würde. Dann stand er so reglos da wie die Statue. Er konnte sehen, wie sich Jonas umdrehte, über die Straße schaute, dann nach links blickte, wo er etwas entdeckt hatte…
    Ein Geräusch, ganz leise: Miau! Miau!
    Es ist eine Katze. In der Gasse.
    Jonas sah noch einen Moment hin, dann betrat er den

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