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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Mondschein sahen sie silbern aus.
    Während sie noch hinuntersahen, kam ein dunkler fliegender Umriss – vielleicht war es derselbe, der sie vorhin erschreckt hatte – auf die Oberfläche der Schwachstelle herabgestoßen. Er schnappte etwas aus der Luft – ein Insekt? einen anderen, kleineren Vogel? – und stieg wieder höher. Bevor ihm das jedoch gelingen konnte, stieg ein silbriger Arm der Flüssigkeit vom Boden des Canyons empor. Für kurze Zeit wurde das sämige, knirschende Grollen einen Ton höher und verwandelte sich fast in eine Stimme. Der Arm schnappte sich den Vogel in der Luft und zog ihn nach unten. Kurzfristig blitzte ein verschwommenes grünliches Licht wie Elektrizität über die Oberfläche der Schwachstelle, um dann gleich darauf wieder zu erlöschen.
    Die drei Jungen sahen einander mit erschrockenen Augen an.
    Spring rein, Revolvermann, rief plötzlich eine Stimme. Es war die Stimme der Schwachstelle; es war die Stimme seines Vaters; es war auch die Stimme von Marten, dem Zauberer, Marten, dem Verführer. Am schrecklichsten aber, es war seine eigene Stimme.
    Spring rein und mach all diesen Sorgen ein Ende. Hier gibt es keine Liebe von Mädchen, um die du dich grämen musst, keine Trauer um verlorene Mütter, die dir das kindliche Herz schwer machen. Nur das Summen der wachsenden Höhle im Mittelpunkt des Universums; nur die faulige Süße von verwesendem Fleisch.
    Komm, Revolvermann. Sei Teil der Schwachstelle.
    Mit verträumtem Gesicht und leerem Blick ging Alain am Rand des Abgrunds entlang; sein rechter Fuß war so dicht an der Kante, dass der Absatz kleine Staubwölkchen über der Kluft aufsteigen ließ und Geröll den Hang hinunterrollte. Er war noch keine fünf Schritte weit gekommen, als Roland ihn am Gürtel packte und grob zurückzog.
    »Wo willst du denn hin?«
    Alain sah ihn mit den Augen eines Schlafwandlers an. Sie klärten sich allmählich, aber nur ganz langsam. »Ich… weiß nicht, Roland.«
    Unter ihnen summte und knurrte und sang die Schwachstelle. Und obendrein ertönte ein Geräusch: ein blubberndes, schleimiges Murmeln.
    »Ich weiß es«, sagte Cuthbert. »Ich weiß, wohin wir alle gehen. Zurück zur Bar K. Kommt, verschwinden wir von hier.« Er sah Roland flehentlich an. »Bitte. Es ist schrecklich.«
    »Einverstanden.«
    Aber bevor er sie den Weg zurückführte, trat er an den Rand des Abgrunds und sah in den rauchigen, silbernen Schlick unter ihm. »Ich zähle«, sagte er mit einer Art unverkennbarem Trotz. »Zähle: eine Schwachstelle.« Dann, mit gesenkter Stimme: »Und der Teufel soll dich holen.«
     
     
    3
     
    Auf dem Rückweg gewannen sie ihre Fassung wieder – nach dem toten und irgendwie verbrannten Geruch des Canyons und der Schwachstelle war die frische Meeresluft im Gesicht zu haben wunderbar belebend.
    Als sie die Schräge hinaufritten (auf einer langen Diagonalen, um die Pferde zu schonen), sagte Alain: »Was machen wir als Nächstes, Roland? Irgendeine Idee?«
    »Nein. Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht.«
    »Abendessen wäre ein guter Anfang«, sagte Cuthbert strahlend und klopfte auf den hohlen Schädel des Wachpostens, um seinem Vorschlag Nachdruck zu verleihen.
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Ja«, stimmte Cuthbert zu. »Und ich will dir etwas sagen, Roland…«
    »Will, bitte. Jetzt, wo wir wieder auf der Schräge sind, nur noch Will.«
    »Aye, fein. Ich will dir etwas sagen, Will: Wir können nicht mehr lange Netze und Boote und Webstühle und Radeisen zählen. Uns gehen allmählich die unwichtigen Sachen aus. Und ich glaube, wenn wir uns erst einmal um den Pferdezüchteraspekt des Lebens in Hambry kümmern, dürfte es uns deutlich schwerer fallen, die Dummen zu spielen.«
    »Aye«, sagte Roland. Er ließ Rusher anhalten und sah in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Der Anblick der Pferde, die offenbar einer Art Mondsucht verfallen waren und ausgelassen über das silberne Gras tollten, verzauberte ihn vorübergehend. »Aber ich sage euch beiden noch einmal, es geht nicht nur um die Pferde. Braucht Farson sie? Aye, vielleicht. Der Bund ebenfalls. Und Ochsen. Aber es gibt überall Pferde – zugegeben, vielleicht nicht so gute wie hier, aber bei Sturm ist jeder Hafen recht, wie man so sagt. Also, wenn es nicht die Pferde sind, was dann? Solange wir nicht wissen, was es ist, oder zu der Überzeugung kommen, dass wir es nie erfahren werden, machen wir weiter wie gehabt.«
    Ein Teil der Antwort erwartete sie auf der Bar K. Er saß auf dem

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