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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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lauern. Ich sehe weit, Sheemie, hast mich verstanden? Ich sehe weit.«
    Es war nur ein Umschlag, aber in Sheemies Fingern fühlte er sich schwer und irgendwie grauenhaft an, so als wäre er aus Menschenhaut statt aus Papier gemacht. Und was für eine Art von Brief konnte Rhea überhaupt an Cordelia Delgado schicken? Sheemie dachte zurück an den Tag, als er Sai Delgados Gesicht voller Spinnwebchen gesehen hatte, und erschauerte. Die grauenhafte Kreatur, die da vor ihm an der Tür ihrer Hütte stand, hätte genau die Kreatur sein können, die diese Fäden gesponnen hatte.
    »Wenn du ihn verlierst, werde ich es erfahren«, flüsterte Rhea. »Wenn du meine Angelegenheiten einem anderen zeigst, werde ich es wissen. Vergiss nicht, Sohn des Stanley, ich sehe weit.«
    »Ich werde aufpassen, Sai.« Es wäre vielleicht besser, er würde den Umschlag verlieren, aber das würde er auf keinen Fall. Sheemie war dumpf im Kopf, das sagten alle, aber nicht so dumpf, dass er nicht begriffen hätte, warum er hierher gerufen worden war: nicht, um ein Fass Graf zu liefern, sondern um diesen Brief in Empfang zu nehmen und weiterzugeben.
    »Möchtest du ein bisschen reinkommen?«, flüsterte sie und zeigte mit einem Finger auf seinen Schritt. »Wenn ich dir ein kleines Stückchen Pilz zu essen gebe – einen Pilz, den nur ich kenne –, kann ich jedes Aussehen annehmen, das du magst.«
    »Oh, ich kann nicht«, sagte er, griff sich an die Hose und lächelte ein ungeheuer breites Lächeln, das sich innerlich wie ein Schrei anfühlte, der aus seiner Haut hinauswollte. »Das Pillerding ist letzte Woche abgefallen, das ist es.«
    Einen Augenblick konnte Rhea ihn nur anstarren; es war eine der wenigen Gelegenheiten in ihrem Leben, dass sie wirklich überrascht war, und dann brach sie wieder in schnaufendes Gelächter aus. Sie hielt sich den Bauch mit ihren wachsähnlichen Händen und wippte vor Heiterkeit hin und her. Ermot kroch erschrocken auf seinem langen grünen Bauch ins Haus. Irgendwo im Inneren fauchte ihre Katze ihn an.
    »Geh«, sagte Rhea immer noch lachend. Sie beugte sich nach vorn und ließ drei oder vier Pennys in seine Hemdentasche fallen. »Verschwinde von hier, du großer Lügenbold! Und trödle nicht herum, um dir die Blumen anzuschauen!«
    »Nein, Sai…«
    Bevor er noch mehr sagen konnte, fiel die Tür so fest ins Schloss, dass der Staub aus den Ritzen zwischen den Brettern gepustet wurde.
     
     
    7
     
    Roland überraschte Cuthbert, indem er um zwei Uhr vorschlug, dass sie zur Bar K zurückreiten sollten. Als Bert nach dem Grund fragte, zuckte Roland nur die Achseln und schwieg. Bert blickte zu Alain hinüber und sah einen seltsam nachdenklichen Ausdruck im Gesicht des Jungen.
    Als sie sich dem Schlafhaus näherten, überkam Cuthbert ein ungutes Gefühl. Sie erklommen eine Hügelkuppe und sahen auf die Bar K Ranch hinab. Die Tür des Schlafhauses stand offen.
    »Roland!«, schrie Alain. Er zeigte zu dem Pappelwäldchen, wo die Quelle der Ranch lag. Ihre Kleidungsstücke, die sie vor ihrem Aufbruch dort ordentlich aufgehängt hatten, waren wild durcheinander geworfen worden.
    Cuthbert stieg ab und lief hin. Hob ein Hemd auf, roch daran, warf es weg. »Voll gepisst!«, rief er angewidert.
    »Kommt«, sagte Roland. »Sehen wir uns den Schaden an.«
     
     
    8
     
    Es gab eine Menge Schaden anzusehen. Wie du erwartet hast, dachte Cuthbert und sah Roland an. Dann drehte er sich zu Alain um, der düsterer Stimmung zu sein schien, aber eigentlich nicht wirklich überrascht. Wie ihr beide erwartet habt.
    Roland beugte sich über eine der toten Tauben und zupfte etwas so Feines von ihr ab, dass Cuthbert zuerst nicht sehen konnte, was es war. Dann richtete Roland sich auf und zeigte es seinen Freunden. Ein einzelnes Haar. Sehr lang, sehr weiß. Er spreizte Daumen und Zeigefinger und ließ es zu Boden schweben. Dort kam es zwischen den Fetzen von Cuthbert Allgoods Mutter und Vater zu liegen.
    »Wenn du gewusst hast, dass der alte Rabe hier war, warum sind wir dann nicht zurückgekommen und haben ihm das Licht ausgeblasen?«, hörte sich Cuthbert fragen.
    »Weil der Zeitpunkt falsch gewesen wäre«, sagte Roland sanft.
    »Er hätte es getan, wäre einer von uns bei ihm gewesen und hätte seine Sachen verwüstet.«
    »Wir sind nicht wie er«, sagte Roland sanft.
    »Ich werde ihn finden und ihm die Zähne zum Hinterkopf rausschlagen.«
    »Keineswegs«, sagte Roland sanft.
    Wenn Bert sich noch ein sanftes Wort aus Rolands Mund anhören

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