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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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du und ich.«
    »Es ist nicht zerbrochen. Wenn es zerbricht, ist das deine Schuld. Und das würde ich dir nie verzeihen.«
    Nun war Cuthbert derjenige, der stumm blieb.
    »Geh reiten, los doch! Mach einen langen Ausritt. Nimm dir Zeit und reg dich ab. Es hängt so viel von unserer Gemeinschaft ab…«
    »Sag ihm das!«
    »Nein, ich sage es dir. Jonas hat meine Mutter mit einem schlimmen Wort beleidigt. Glaubst du nicht, ich würde mit dir gehen, um nur das allein zu rächen, wenn ich nicht glauben würde, dass Roland Recht hat? Dass es das wäre, was Jonas will? Dass wir die Beherrschung verlieren und blindwütig hinter unserem Hügel hervorgeprescht kommen?«
    »Das ist zwar richtig, aber auch wieder falsch«, sagte Cuthbert. Aber er entspannte die Hände langsam, und aus den Fäusten wurden wieder Finger. »Du siehst es nicht, und mir fehlen die Worte, es dir zu erklären. Wenn ich sage, dass Susan den Brunnen unseres Ka-Tet vergiftet hat, würdest du sagen, dass ich eifersüchtig bin. Aber ich glaube, das hat sie, ohne es zu wissen und ohne es zu wollen. Sie hat seinen Verstand vergiftet, und das Tor zur Hölle wurde aufgestoßen. Roland spürt die Hitze, die aus dieser offenen Tür kommt, und denkt, dass es nur seine Gefühle für sie sind… Aber wir müssen es besser machen, Al. Wir müssen besser denken. Für ihn, wie auch für uns und unsere Väter.«
    »Nennst du sie unseren Feind?«
    »Nein! Wenn sie das wäre, dann wäre es leichter.« Er holte tief Luft, atmete aus, holte wieder Luft, atmete wieder aus, holte ein drittes Mal Luft und atmete wieder aus. Mit jedem Atemzug fühlte er sich wieder etwas normaler, wieder etwas mehr wie er selbst. »Vergiss es. Vorerst gibt es nichts mehr zu sagen. Dein Rat ist gut – ich werde wohl einen Ausritt machen. Einen langen.«
    Bert ging zu seinem Pferd, drehte sich dann aber noch einmal um.
    »Sag ihm, dass er sich irrt. Sag ihm, selbst wenn er Recht hat, noch abzuwarten, hat er aus den falschen Gründen Recht, und damit läge er durch und durch falsch.« Er zögerte. »Erzähl ihm, was ich über das Tor zur Hölle gesagt habe. Sag ihm, das ist mein Teil der Gabe. Wirst du ihm das sagen?«
    »Ja. Aber halte dich von Jonas fern, Bert.«
    Cuthbert stieg auf. »Ich kann nichts versprechen.«
    »Du bist kein Mann.« Alain hörte sich traurig an; sogar den Tränen nahe. »Keiner von uns ist ein Mann.«
    »Was das angeht, solltest du dich lieber irren«, sagte Cuthbert, »weil nämlich Männerarbeit auf uns zukommt.«
    Er wendete sein Pferd und ritt im Galopp davon.
     
     
    10
     
    Er ritt ein gutes Stück die Küstenstraße entlang und bemühte sich, an überhaupt nichts zu denken. Er hatte festgestellt, dass einem manchmal unerwartete Gedanken in den Sinn kamen, wenn man die Tür für sie offen ließ. Häufig sogar äußerst nützliche Gedanken.
    Heute Nachmittag kam es allerdings nicht dazu. Verwirrt, elend und ohne einen frischen Gedanken im Kopf (oder auch nur der Hoffnung auf einen) wandte sich Bert schließlich nach Hambry zurück. Er ritt die Hauptstraße von einem Ende zum anderen entlang und winkte oder sprach mit Leuten, die ihn grüßten. Sie drei hatten hier eine Menge gute Menschen kennen gelernt. Manche betrachtete er als Freunde, und er glaubte, dass die einfachen Leute von Hambry sie in ihr Herz geschlossen hatten – junge Burschen, die weit entfernt von ihrem Zuhause und ihren Angehörigen waren. Und je besser Bert diese einfachen Leute kennen lernte und betrachtete, desto weniger glaubte er, dass sie etwas mit Rimers und Jonas’ hässlichem kleinem Spiel zu tun hatten. Weshalb sonst hatte sich der Gute Mann für Hambry entschieden, wenn nicht aus dem Grund, dass es eine solch ausgezeichnete Deckung bot?
    Heute waren eine Menge Leute unterwegs. Der Bauernmarkt brodelte, die Stände auf den Straßen waren gut besucht, Kinder lachten über eine Vorführung mit Kasper und Grete (Grete jagte Kasper im Augenblick hin und her und verprügelte den armen, alten, ewig unterlegenen Kerl mit ihrem Besen), und die Dekorationen für den Erntejahrmarkt machten gute Fortschritte. Aber Cuthbert verspürte nur wenig Erregung und Vorfreude hinsichtlich des Jahrmarkts. Weil es nicht seiner war, nicht das Erntefest von Gilead? Möglich… aber hauptsächlich, weil ihm Verstand und Herz so schwer waren. Wenn dies alles das Erwachsenwerden bedeutete, dachte er, könnte er gut auf die Erfahrung verzichten.
    Er ritt zur Stadt hinaus, hatte das Meer nun im Rücken und die

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