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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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hatte nicht dazugehört. Was irgendwie nur bewies, wie dicht sie vor völliger Panik gestanden hatte. Aber jetzt…
    Brauchte sie Susannah überhaupt für die kurze Zeit, die sie in dieser übervölkerten und verwirrenden Stadt verbringen würde, die sich so sehr von den stillen Räumen des Schlosses und den stillen Straßen von Fedic unterschied? Bloß um von hier zur Ecke Sixty-first Street und Lexingworth zu kommen?
    Lexington, sagte die in ihrem Inneren gefangene Frau. Lexington . Das vergisst du immer wieder, stimmt’s?
    Ja. Ja, das tat sie. Dabei gab es keinen Grund, etwas so Einfaches zu vergessen; sie war vielleicht nicht in Morehouse gewesen, nicht in Morehouse oder irgendeinem Haus, aber sie war nicht dumm. Weshalb also…
    Was ist?, fragte sie plötzlich. Worüber lächelst du?
    Nichts, sagte die Frau in ihr… aber sie lächelte weiter. Grinste beinahe. Mia spürte das, und es gefiel ihr gar nicht. Oben in Zimmer 1919 hatte Susannah sie in einer Mischung aus Zorn und Entsetzen angekreischt, hatte ihr vorgeworfen, den Mann, den sie liebte, und den Mann, dem sie folgte, zu verraten. Das war der Wahrheit nahe genug gewesen, damit Mia sich dessen schämte. Es machte ihr keinen Spaß, das zu empfinden, aber die Frau in ihrem Inneren hatte ihr besser gefallen, als sie noch geheult und gekreischt hatte und völlig durcheinander gewesen war. Das Lächeln machte sie nervös. Diese Version der braunhäutigen Frau versuchte, den Spieß umzudrehen; sie bildete sich vielleicht ein, sie habe ihn bereits umgedreht. Was natürlich unmöglich war, weil Mia unter dem Schutz des Königs stand, aber…
    Sag mir, worüber du lächelst!
    Oh, wegen nix Besonderem, sagte Susannah, nur klang ihre Stimme jetzt wie die der anderen Frau, jener, die Detta hieß. Die konnte Mia nicht nur nicht ausstehen; vor dieser hatte sie sogar ein bisschen Angst. Es hat da bloß mal diesen Kerl namens Sigmund Freud gegebn, Schätzchen – ein weißer Motherfucker, aber nich dumm. Und der hat gesagt, wenn wer irgendwas dauernd vergisst, kann’s vielleicht daran liegen, dass er’s vergessen will.
    Das ist Unsinn, sagte Mia eisig. Außerhalb der WC-Kabine, in der sie dieses mentale Zwiegespräch führte, öffnete sich die Tür, und zwei weitere Frauen kamen herein – nein, mindestens drei, vielleicht sogar vier –, die in ihrer Vogelsprache zwitscherten und dabei auf eine Weise kicherten, bei der Mia die Zähne zusammenbeißen musste. Wozu sollte ich den Ort vergessen, an dem Leute bereitstehen, um mir zu helfen, mein Baby zu bekommen?
    Na ja, dieser Freud – dieser clevere, Zigarrn rauchende weiße Motherfucker aus Wien –, der hat behauptet, dass wir da so ein Bewusstsein unter unserm Bewusstsein haben, er hat’s das Unbewusste oder Unterbewusstsein oder irgend so ein Scheißbewusstsein genannt. Also, ich behaupte nicht, dass es so was gibt, sondern bloß, dass er’s gesagt hat.
    (Du musst den Tag verplempern, hatte Eddie sie angewiesen; so viel hatte sie mitbekommen, und sie würde ihr Bestes tun – und konnte dabei nur hoffen, dass sie nicht daran arbeitete, Jake und Callahan in den Tod zu reißen, indem sie es tat.)
    Der olle weiße Freud, fuhr Detta fort, der hat gesagt, dass der unbewusste oder unterbewusste Verstand auf viele Weise cleverer als der obere ist. Dass es den meistn Scheiß schneller erkennt als das obere. Und deins versteht vielleicht, was ich dir schon immer gesagt hab, dass dein Freund Sayre nämlich nix als ein verlogener Rattenarsch-Motherfucker is, der dir dein Baby stehln und, ich weiß nich, es vielleicht in der Schüssel da zerschneiden und dann den Vampiren verfüttern wird, als wärn sie Hunde und das Baby nix als eine große Schüssel voll Chappi für Vampire…
    Halt die Klappe! Halt dein Lügenmaul!
    Draußen bei den Waschbecken lachten die Vogelfrauen so schrill, dass Mia ihre Augäpfel erzittern fühlte, während sie sich in ihren Höhlen zu verflüssigen drohten. Sie wollte hinausstürmen und die Frauen an den Köpfen packen, um sie in die Spiegel zu schmettern, wollte das immer wieder tun, bis ihr Blut bis zur Decke spritzte und ihre Gehirne…
    Pfui, wie unbeherrscht, sagte die Frau in ihrem Inneren, die jetzt wieder wie Susannah klang.
    Sie lügt! Dieses Weibsbild LÜGT!
    Nein, antwortete Susannah, und die in diesem einzelnen Wort liegende Überzeugung genügte, um Mia einen Pfeil der Angst ins Herz zu schicken. Sie sagt unverblümt das, was sie denkt, das ist unstrittig, aber sie lügt nicht. Los,

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