Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
Komikers, der gleich Bill Clinton oder Michael Jackson oder vielleicht sogar George Clooney imitieren wollte. Und sie hatte um Hilfe gebeten. Hatte um Hilfe gebeten und gesagt, sie heiße… wie?
    »Susannah Dean«, sagte Trudy. »So hat sie geheißen. Das habe ich Officer Antassi ja gar nicht erzählt.«
    Tja, zu spät, aber zum Teufel mit Officer Antassi mit seinen Buswartehäuschen und kleinen Läden, einfach zum Teufel mit ihm.
    Diese Unbekannte – Susannah Dean, Whoopi Goldberg, Coretta Scott King, wer immer sie war – hat sich für schwanger gehalten. Hat geglaubt, Wehen zu haben. Da bin ich mir fast sicher. Und? Findest du, dass sie schwanger ausgesehen hat, Trudes?
    »Nein«, sagte sie laut.
    Auf der gegenüberliegenden Uptown-Seite wurde das weiße GEHEN erneut zu einem roten WARTEN. Trudy merkte, dass sie sich allmählich beruhigte. Hier zu stehen und das Gebäude Hammarskjöld Plaza Nr. 2 rechts neben sich zu haben war irgendwie beruhigend. Wie eine kühle Hand auf einer heißen Stirn oder ein beruhigendes Wort, mit dem einem versichert wurde, es gebe keinen, absolut keinen Grund, sich tervös-naub zu fühlen.
    Sie konnte ein Summen hören, das merkte sie jetzt. Ein liebliches Summen.
    »Das ist kein Summen«, sagte sie, während aus dem roten WARTEN wieder ein weißes GEHEN wurde (das Ganze erinnerte sie an einen Freund auf dem College, der ihr einmal erzählt hatte, die größte Karmakatastrophe, die er sich vorstellen könne, sei eine Wiedergeburt als Verkehrsampel). »Das ist kein Summen, das ist Gesang.«
    Und dann hörte sie dicht neben sich eine Männerstimme, die sie überraschte, aber nicht erschreckte. »Richtig«, sagte der Mann. Trudy wandte sich um und sah einen Gentleman vor sich, der Anfang vierzig zu sein schien. »Ich gehe dauernd hier vorbei, nur um ihn zu hören. Und weil wir gewissermaßen nur Schiffe sind, die sich nachts begegnen, will ich Ihnen etwas erzählen – als junger Mann hatte ich die schlimmste Akne der Welt. Ich glaube, dass mein Herkommen mich irgendwie von ihr geheilt hat.«
    »Sie glauben, dass Ihre Akne sich durch Ihr Herumstehen an der Ecke Second und Forty-sixth gebessert hat?«, sagte sie.
    Sein Lächeln, von Anfang an nur schwach, aber echt süß, verblasste etwas. »Ich weiß, dass das verrückt klingt…«
    »Ich habe genau hier eine Frau aus dem Nichts auftauchen sehen«, sagte Trudy. »Das ist jetzt dreieinhalb Stunden her. Als sie aufgetaucht ist, hatte sie unterhalb der Knie keine Beine. Dann hat sie sich welche wachsen lassen. Wer ist hier also verrückt, mein Freund?«
    Er starrte sie mit großen Augen an: nur irgendein anonymer Lohnabhängiger im Anzug mit nach der Arbeit gelockerter Krawatte. Und ja, sie konnte auf Stirn und Wangen die Krater und Schatten einstiger Akne erkennen. »Ohne Scheiß?«
    Trudy hob die rechte Hand. »So wahr mir Gott helfe. Die Schlampe hat mir die Schuhe gestohlen.« Sie zögerte. »Nein, sie war keine Schlampe. Ich glaube nicht, dass sie eine war. Sie hatte Angst und war barfuß und hat geglaubt, Wehen zu haben. Ich wollte nur, ich hätte die Zeit gehabt, ihr statt meiner verdammt guten Schuhe meine Turnschuhe zu überlassen.«
    Der Mann warf ihr einen vorsichtigen Blick zu, und Trudy Damascus fühlte sich plötzlich wie erschöpft. Sie ahnte, dass das ein Blick war, an den sie sich würde gewöhnen müssen. Die Fußgängerampel sprang wieder auf GEHEN um, und der Mann, der sie angesprochen hatte, überquerte die Straße, wobei er seinen Aktenkoffer schwang.
    »Mister!«
    Er blieb zwar nicht stehen, sah sich aber über die Schulter nach ihr um.
    »Was hat früher hier gestanden, als Sie noch zur Aknetherapie vorbeigekommen sind?«
    »Nichts«, sagte er. »Hier hat nur ein unbebautes Grundstück hinter einem Zaun gelegen. Als darauf gebaut wurde, dachte ich, damit wäre Schluss – mit dem angenehmen Ton –, aber das war nicht der Fall.«
    Er erreichte den gegenüberliegenden Randstein. Ging die Second Avenue entlang davon. Trudy blieb in Gedanken verloren stehen, wo sie war. Ich dachte, damit wäre Schluss, aber das war nicht der Fall.
    »Woher kommt das wohl?«, sagte sie laut und drehte sich etwas zur Seite, um das Gebäude Hammarskjöld Plaza Nr. 2 direkt vor sich zu haben. Der Schwarze Turm. Das Summen war jetzt, wo sie sich darauf konzentrierte, lauter. Und lieblicher.
    Nicht nur von einer Stimme herrührend, sondern von vielen. Wie ein Chor. Auf einmal war es fort. So plötzlich weg, wie die Schwarze aufgetaucht

Weitere Kostenlose Bücher