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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Pumps von Ferragamo und ihrer New York Times an sich gedrückt.
    »O Jesus!«, sagte sie. »Verdammt, tut das weh! Mama! Tu was, damit sie aufhören. Er darf noch nicht kommen, nicht hier auf der Straße, und du tust gefälligst was, damit sie aufhören.«
    Trudy wollte die Stimme erheben, um nach einem Streifenpolizisten zu rufen. Aber sie brachte nur einen kleinen, flüsternden Seufzer heraus.
    Die Erscheinung deutete auf sie. »Sie sollten jetzt verschwinden«, sagte sie. »Und wenn Sie die Gendarmerie holen oder die Posse auf mich hetzen, finde ich Sie und schneide Ihnen die Brüste ab.« Sie zog einen der Teller aus ihrer Schilftasche. Als Trudy sah, dass der gebogene Tellerrand aus Metall bestand und scharf wie ein Fleischermesser war, musste sie plötzlich darum kämpfen, sich nicht in die Hose zu machen.
    Finde ich Sie und schneide Ihnen die Brüste ab, und mit dieser scharfen Schneide, die sie vor sich hatte, war das bestimmt leicht. Ritsch-ratsch, augenblickliche Mastektomie, großer Gott!
    »Ich wünsche Ihnen einen guten Tag, Madam«, hörte Trudy sich sagen. Sie sprach wie jemand, der mit dem Zahnarzt zu reden versuchte, bevor die Betäubung abgeklungen war. »Viel Spaß mit diesen Schuhen, tragen Sie sie bei guter Gesundheit.«
    Nicht, dass die Erscheinung besonders gesund ausgesehen hätte. Nicht einmal mit ihren nachgewachsenen Beinen und den ausgefallenen weißen Füßen.
    Trudy setzte sich in Bewegung. Sie ging die Second Avenue entlang davon. Sie versuchte sich einzureden (gänzlich ohne Erfolg), sie habe vor dem Gebäude Hammarskjöld Plaza Nr. 2, das die darin Arbeitenden scherzhaft den Schwarzen Turm nannten, keine Frau ans dem Nichts auftauchen sehen. Sie versuchte sich einzureden (ebenfalls ohne den geringsten Erfolg), dass das eben davon komme, wenn man Roastbeef mit Fritten aß. Sie hätte bei ihrer gewohnten Waffel mit Ei bleiben sollen, man ging ins Dennis’s, um Waffeln zu essen, nicht Roastbeef mit Fritten, und wer das nicht glaube, brauche sich nur vor Augen zu halten, was ihr gerade zugestoßen sei. Sie hatte afroamerikanische Erscheinungen gesehen und…
    Ihre Tasche! Ihre Leinentasche von Borders! Die musste sie irgendwo stehen lassen haben!
    Trotzdem wusste sie es besser. Sie rechnete die ganze Zeit damit, dass die Frau hinter ihr herkommen und dabei wie eine Kopfjägerin aus den tiefsten, dunkelsten Dschungeln Papua-Neuguineas kreischen würde. Am Rücken hatte sie eine tervös-naube Stelle (sie meinte eine nervös-taube Stelle, aber tervös-naub war genau so, wie sie sich jetzt fühlte – irgendwie locker und cool und distanziert), wo der Teller der Verrückten sich in ihren Körper beißen, ihr Blut trinken und dann eine ihrer Nieren essen würde, bevor er – noch immer zitternd – im lebenden Kalk ihres Rückgrats stecken bleiben würde. Sie würde ihn kommen hören, das wusste sie irgendwie, er würde ein pfeifendes Geräusch wie ein Kinderkreisel machen, bevor er in sie krachte, sodass warmes Blut in breitem Schwall über ihre Gesäßbacken und die Rückseite ihrer Oberschenkel strömte…
    Sie war machtlos dagegen. Ihre Blase gab nach, ihr Urin ergoss sich, und die Vorderseite ihrer Slacks, Bestandteil eines sehr teuren Hosenanzugs von Norma Kamali, färbte sich betrüblich dunkel. Inzwischen war sie schon fast an der Ecke Second und Forty-fifth angelangt. Dort konnte Trudy – nie wieder die kalte Realistin, für die sie sich einst gern gehalten hatte – endlich stehen bleiben und sich umsehen. Sie fühlte sich nicht mehr ganz so tervös-naub. Nur warm zwischen den Beinen.
    Aber die Frau, die verrückte Erscheinung, war verschwunden.
     
     
    2
     
    Im Büro bewahrte Trudy hinten in ihrem Kleiderspind ein paar Sachen fürs Softballtraining auf – T-Shirts und zwei alte Jeans. Als sie zu Guttenberg, Furth und Patel zurückkam, zog sie sich als Erstes um. Am zweitwichtigsten war ihr der Anruf bei der Polizei. Der Beamte, der ihre Anzeige entgegennahm, erwies sich als ein gewisser Officer Paul Antassi.
    »Mein Name ist Trudy Damascus«, sagte sie. »Ich bin vorhin auf der Second Avenue überfallen und beraubt worden.«
    Officer Antassi zeigte sich am Telefon ausgesprochen mitfühlend, und Trudy merkte, dass sie sich bei ihm einen italienischen George Clooney vorstellte. Was ja nicht sonderlich viel Phantasie erforderte, wenn man an Antassis Namen und Clooneys dunkle Haare und Augen dachte. In Person hatte Antassi nicht die geringste Ähnlichkeit mit Clooney, aber he, wer

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