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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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zusammengekniffenen Augen anstarrte. Zweifellos bekam sie einen Teil dieses Monologs mit. Wie viel davon? Nicht allzu viel, wie Susannah vermutete; vielleicht hier und da ein Wort, aber der Rest blieb unverständliches Gebrabbel. Jedenfalls benahm Mia sich eindeutig wie die Mutter des Kleinen. Baby Mordred! Das Ganze erinnerte an einen Cartoon von Charles Addams.
    Und ob, meinte Detta nachdenklich. Sie benimmt sich wie eine Mami und geht ganz in dieser Rolle auf, da hast du Recht.
    Aber vielleicht, dachte Susannah, war das auch schon ihr ganzes Wesen. Vielleicht gab es keine Mia mehr, sobald es über den reinen Mutterinstinkt hinausging.
    Eine kalte Hand wurde ausgestreckt und umfasste Susannahs Handgelenk. »Wer ist das? Ist das die Frau, die immer so hässlich redet? Dann musst du sie verbannen. Sie macht mir Angst.«
    Sie machte ehrlich gesagt auch Susannah noch immer etwas Angst, aber nicht mehr so viel wie damals, als sie einsehen gelernt hatte, dass Detta etwas Reales war. Sie waren zwar nicht gerade Freundinnen geworden und würden es vermutlich auch nie werden, aber inzwischen war klar, dass Detta Walker eine mächtige Verbündete sein konnte. Sie konnte mehr als nur ein Miststück sein. Sobald man über den idiotischen Butterfly-McQueen-Akzent hinwegkam, war sie ziemlich scharfsinnig.
    Auch diese Mia könnte selbst ‘ne mächtig starke Verbündete sein, wenn du’s schaffst, sie auf deine Seite zu ziehn. Auf der ganzn Welt gibt’s kaum was Gefährlicheres als ‘ne Mami, die stinksauer ist.
    »Wir gehen jetzt zurück«, sagte Mia. »Ich habe deine Fragen beantwortet, die Kälte ist schlecht für das Baby, und zudem ist die Fiese da. Das Palaver ist beendet.«
    Susannah schüttelte jedoch ihre Hand ab und wich etwas zurück, sodass sie außerhalb Mias unmittelbarer Reichweite war. In der Lücke zwischen den Zinnen pfiff ihr der Wind durch die leichte Bluse, aber er schien auch ihren Verstand zu klären und ihr Denkvermögen aufzufrischen.
    Sie ist zum Teil ich, weil sie Zugang zu meinen Erinnerungen hat. Eddies Ring, die Leute von River Crossing, Blaine der Mono. Aber sie muss auch mehr als ich sein, weil… weil…
    Nur weiter, Mädel, du kommst nicht schlecht voran, bist aber ziemlich langsam.
    Weil sie auch all das andere Zeug weiß. Sie weiß von den Dämonen, von kleinen Dämonen ebenso wie von Elementargeistern. Sie weiß, wie die Balken entstanden sind – wenigstens ungefähr – und was es mit der Prim, dieser magischen Schöpfungssuppe, auf sich hat. Ich kenne nur das Wort ›Prime‹ als Bezeichnung für den ersten Ton einer Tonleiter. Die andere Bedeutung hat sie jedenfalls nicht von mir.
    Dann fiel ihr ein, woran dieses Gespräch sie erinnerte: an Eltern, die ihr Neugeborenes begutachteten. Ihren neuen kleinen Kerl. Er hat deine Nase. Ja, aber er hat deine Augen… aber um Himmels willen, wo hat er dieses Haar her?
    Und sie hat daheim in New York auch Freunde, vergiss das nicht, sagte Detta. Wenigstens möchte sie glaubn, dass sie Freunde sind.
    Sie ist also noch jemand beziehungsweise etwas anderes. Jemand aus der unsichtbaren Welt der Hausdämonen und der Bös-Schlechten. Aber was? Ist sie in Wirklichkeit einer der Elementargeister?
    Detta lachte. Das sagt sie vielleicht, aber da lügt sie, Schätzchen! Das weiß ich bestimmt!
    Was ist sie also? Was war sie, bevor sie Mia wurde?
    Plötzlich klingelte ein Telefon, dessen Ton zu fast ohrenbetäubender Schrillheit verstärkt war. Das Ganze war in diesem verlassenen Schloss so fehl am Platz, dass Susannah im ersten Augenblick gar nicht wusste, was da klingelte. Die Tiere draußen in der Discordia – Schakale, Hyänen, was auch immer –, waren inzwischen verstummt gewesen, aber bei diesem Schrillen begannen sie wieder meckernd zu lachen und zu kreischen.
    Mia, niemands Tochter, Mutter von Mordred, erkannte das Klingeln jedoch augenblicklich als das, was es war. Sie kam nach vorn. Susannah spürte sofort, wie die hiesige Welt ins Schwanken geriet und ihre Realität verlor. Sie schien fast zu erstarren und sich in eine Art Gemälde zu verwandeln. Allerdings in kein sehr gutes.
    »Nein!«, rief sie und warf sich auf Mia.
    Aber Mia – ob schwanger oder nicht, zerschunden oder nicht, mit geschwollenen Knöcheln oder ohne – überwältigte sie mühelos. Roland hatte ihnen mehrere Handgemengetricks beigebracht (über deren Gemeinheit der Detta-Teil ihres Ichs vor Entzücken gekräht hatte), die aber gegen Mia wertlos waren; sie parierte jeden, bevor

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