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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Lieblingssessel sein musste, stand ein Aschenbecher, in dem zwei Pfeifen lagen: eine Maiskolbenpfeife und eine aus Bruyèreholz. Es gab ein altmodisches Radio mit Plattenspieler von Emerson (das Radio war ein Modell mit Mehrfachskala und einem großen geriffelten Einstellknopf), aber keinen Fernseher. Es roch angenehm nach Tabak und Blüten aus einer Duftschale. Obwohl der Raum mustergültig aufgeräumt war, genügte ein einziger Blick, um sagen zu können, dass der hier wohnende Mann unverheiratet war. John Cullums Wohnzimmer war eine bescheidene Ode auf die Freuden des Junggesellenlebens.
    »Wie geht’s dem Bein?«, fragte Cullum. »Scheint wenigstens nicht mehr zu bluten, aber Sie sind beim Vorwärtskommen ganz schön behindert.«
    Eddie lachte. »Es tut beschissen weh, aber ich kann laufen, also kann ich wahrscheinlich noch von Glück sagen.«
    »Das Bad ist dort drüben, wenn Sie sich waschen wollen«, sagte Cullum und zeigte auf die Tür.
    »Sollte ich wohl«, sagte Eddie.
    Das Waschen war eine schmerzhafte Prozedur, aber auch eine Wohltat. Die Beinwunde war tief, die Kugel schien den Knochen jedoch wirklich verfehlt zu haben. Der verletzte Arm war noch unproblematischer dran; die dortige Kugel hatte ihn glatt durchschlagen, Gott sei Dank, und Cullum hatte Desinfektionsmittel in seiner Hausapotheke. Eddie kippte es auf die Wunde, wobei er vor Schmerzen die Zähne fletschte, und benutzte das Zeug dann, um die Beinverletzung und die Platzwunde am Kopf zu desinfizieren, bevor ihn noch der Mut verließ. Er dachte angestrengt nach, ob Frodo und Sam jemals etwas hatten ertragen müssen, was den Schrecken von brennendem Desinfektionsmittel auch nur entfernt nahe kam, aber ihm fiel nichts ein. Na ja, die beiden hatten natürlich auch Elben als Heiler gehabt, oder nicht?
    »Ich hab da was, was Ihnen vielleicht nutzt«, sagte Cullum, als Eddie wieder auftauchte. Der Alte verschwand nach nebenan und kam gleich darauf mit einem braunen Medizinfläschchen zurück. Es enthielt drei Pillen, die er alle in Eddies Handfläche kippte. »Die hab ich letzten Winter gekriegt, als ich mir bei einem Sturz auf dem Eis das gottverdammte Schlüsselbein gebrochen hab. Percodan heißt das Zeug. Ich weiß nicht, ob die Dinger noch wirken, aber…«
    Eddies Miene hellte sich auf. »Percodan, was?«, sagte er und warf die Pillen ein, bevor John Cullum antworten konnte.
    »Wollen Sie die nicht mit Wasser einnehmen, mein Junge?«
    »Nee«, sagte Eddie, der bereits begeistert kaute. »Auf die Weise ist es Genuss pur.«
    Auf einem Tisch neben dem offenen Kamin stand eine Vitrine mit Basebällen, zu der Eddie jetzt hinüberschlenderte, um sie zu betrachten. »O mein Gott«, sagte er, »Sie haben einen von Mel Parnell signierten Ball! Und einen von Lefty Grove! Heiliger Scheiß!«
    »Die sind doch nichts Besonderes«, sagte Cullum und griff nach der Bruyèrepfeife. »Sehen Sie sich erst mal die im obersten Fach an.« Er holte einen Beutel mit Tabak der Marke Prince Albert aus der Schublade eines Beistelltischs und begann die Pfeife zu stopfen. Dabei merkte er, dass Roland ihn beobachtete. »Rauchen Sie auch?«
    Roland nickte. Er zog ein einzelnes Blatt Zigarettenpapier aus der Hemdtasche. »Ich könnt mir vielleicht eine drehen.«
    »Oh, da hab ich was Besseres für Sie«, sagte Cullum und ging noch mal hinaus. Nebenan lag sein Arbeitszimmer, das kaum größer als ein Einbauschrank war. Obwohl der Dickens-Schreibtisch klein war, musste Cullum sich seitlich daran vorbeizwängen.
    »Heiliger Scheiß!«, sagte Eddie, als er den Baseball sah, den Cullum gemeint haben musste. »Mit einem Autogramm von Babe!«
    »Haja«, sagte Cullum. »Aber nicht aus der Zeit, als er bei den Yankees war. Von Yankees signierte Basebälle kann ich nicht brauchen. Der hier wurde signiert, als Ruth noch das Red-Sox-Trikot getragen hat…« Er brach ab. »Da sind sie ja; hab gewusst, dass ich sie irgendwo hab. Vielleicht sind sie ja schon schal, aber es ist noch viel schaler, wenn’s keine gibt, hat meine Mutter immer gesagt. Bitte sehr, Mister. Mein Neffe hat sie dagelassen. Er ist ohnehin kaum alt genug, um rauchen zu dürfen.«
    Er drückte dem Revolvermann eine zu drei Viertel volle Zigarettenpackung in die Hand. Roland betrachtete sie nachdenklich, dann zeigte er auf den Markennamen. »Ich sehe hier das Bild eines Dromedars, aber das bedeutet dieses Wort nicht, oder?«
    Cullum lächelte Roland mit einer Art vorsichtiger Verwunderung an. »Nein«, sagte er. »Dieses

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