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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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oft als ›letztwillige Verfügung‹ bezeichnet – war längst nicht mehr vorhanden.«
    »Aber ich hab gewusst, was in dem Umschlag war«, sagte Eddie. »Er hat mich danach gefragt, und ich hab’s gewusst!«
    »Richtig, das hat er mir auch erzählt.« Deepneau betrachtete ihn ausdruckslos. »Er hat gesagt, dass es sich um einen Trick gehandelt hat, den jeder Straßengaukler beherrscht.«
    »Hat er Ihnen auch erzählt, dass er versprochen hat, uns das Grundstück zu verkaufen, wenn ich ihm den Namen sagen kann? Dass er’s versprochen hat, verdammt noch mal?«
    »Er behauptet, unter erheblichem Stress gestanden zu haben, als er dieses Versprechen abgegeben hat. Und davon bin ich übrigens auch überzeugt.«
    »Glaubt der Hundesohn etwa, wir wollten ihn um den Kaufpreis betrügen?«, fragte Eddie. Seine Schläfen pochten vor Zorn. War er schon jemals so wütend gewesen? Doch, einmal, vermutete er. Als Roland sich geweigert hatte, ihn nach New York zurückkehren zu lassen, damit er sich etwas Heroin beschaffen konnte. »Steckt das dahinter? Das haben wir nämlich nicht vor. Er bekommt jeden Cent, den er will – und meinetwegen sogar noch mehr. Das schwöre ich beim Angesicht meines Vaters! Und beim Herzen meines Dinhs!«
    »Jetzt passen Sie mal gut auf, junger Mann, die Sache ist nämlich wichtig.«
    Eddie sah zu Roland hinüber. Roland nickte leicht, dann drückte er seine Zigarette am Stiefelabsatz aus. Eddie sah wieder zu Deepneau hinüber, schweigend, aber mit finsterer Miene.
    »Er meint, dass genau hier das Problem liegt. Er sagt, dass Sie ihm den lächerlich niedrigen symbolischen Betrag nur zahlen – von einem Dollar hätten Sie gesprochen –, um ihn später um den Rest zu betrügen. Er behauptet, Sie hätten ihn zu hypnotisieren versucht, um ihn glauben zu machen, dass Sie ein übernatürliches Wesen sind beziehungsweise jemand mit Zugang zu übernatürlichen Wesen – vom Zugang zu den Millionen der Firma Holmes Dental ganz zu schweigen –, aber er ist nicht darauf reingefallen.«
    Eddie starrte ihn sprachlos an.
    »Das sind Dinge, die Calvin sagt«, fuhr Deepneau im selben ruhigen Ton fort, »aber nicht notwendigerweise die Dinge, die Calvin glaubt.«
    »Was zum Teufel soll das schon wieder heißen?«
    »Calvin hat Probleme damit, sich von Dingen zu trennen«, sagte Deepneau. »Er versteht es recht gut, seltene antiquarische Bücher aufzuspüren – ist ein regelrechter literarischer Sherlock Holmes, was das anbelangt –, und muss sie dann geradezu zwanghaft erwerben. Ich habe erlebt, wie er den Besitzer eines Buchs, das er unbedingt haben will, geradezu verfolgt – das ist leider der einzig richtige Ausdruck dafür –, bis das bedauernswerte Opfer nachgibt und ihm das Buch verkauft. Manchmal nur, damit Cal den Besitzer endlich nicht mehr anruft, möchte ich wetten.
    Mit seinen Talenten, der Lage seiner Buchhandlung und dem beträchtlichen Vermögen, über das er ab seinem sechsundzwanzigsten Geburtstag verfügen konnte, hätte Cal zu einem der erfolgreichsten Antiquare New Yorks oder sogar ganz Amerikas aufsteigen müssen. Sein Problem ist aber nicht der Einkauf, sondern der Verkauf. Sobald er ein Buch besitzt, dessen Erwerb ihn wirklich Arbeit gekostet hat, mag er sich nicht wieder von ihm trennen. Ich weiß noch, wie ein Büchersammler aus San Francisco, ein fast so großer Büchernarr wie Cal selbst, ihn einmal mühsam dazu überredet hat, ihm eine signierte Erstausgabe von Moby Dick zu verkaufen. Allein dabei hat Cal über siebzigtausend Dollar verdient – dafür aber eine Woche lang nicht schlafen können.
    Ähnliches empfindet er in Bezug auf das unbebaute Grundstück an der Ecke Second und Forty-sixth. Es stellt den einzigen wirklichen Vermögenswert dar, den er außer seinen Büchern noch besitzt. Und da hat er sich eben eingeredet, dass Sie ihn darum betrügen wollen.«
    Nun herrschte für kurze Zeit Schweigen, bis Roland sich zu Wort meldete: »Weiß er’s nicht besser – im geheimsten Inneren seines Herzens?«
    »Mr. Deschain, ich verstehe nicht, was…«
    »Aye, Ihr wisst sehr wohl, was ich meine«, unterbrach Roland ihn. »Tut er’s?«
    »Ja«, sagte Deepneau schließlich. »Ich glaube, das tut er.«
    »Versteht er im geheimsten Inneren seines Herzens, dass wir Ehrenmänner sind, die den vollen Kaufpreis entrichten werden, außer uns ereilt der Tod?«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber…«
    »Versteht er auch, was sich erreichen lässt, wenn er das Grundstück uns verkauft und wir diesen

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