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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Augen, aber der Revolvermann war bleich, so überaus bleich.
    »Er hat geweint«, sagte Sheemie (dem Tränen übers Gesicht liefen, während er seinen Traum erzählte), »und ich hab auch geweint, weil ich sehen konnte, dass er schön wie der lichte Tag gewesen war. Er hat gesagt: ›Würde die Folter jetzt aufhören, könnte ich mich vielleicht wieder erholen – wenn auch niemals mein Aussehen, so doch meine Kraft …‹«
    »›Mein Kes‹«, sagte Jake, und obwohl er dieses Wort noch nie gehört hatte, sprach er es richtig aus: fast wie kiss.
    »›… und mein Kes. Aber in noch einer Woche … oder vielleicht schon in fünf Tagen … oder auch nur drei … ist alles zu spät. Dann sterbe ich, auch wenn die Folter aufhört. Und auch du wirst sterben, wenn nämlich die Liebe die Welt verlässt, stehen alle Herzen still. Erzähl ihnen von meiner Liebe und erzähl ihnen von meinen Schmerzen und erzähl ihnen von meiner Hoffnung, die noch lebt. Denn dies ist alles, was ich besitze, und alles, was ich bin, und alles, was ich verlange.‹ Damit hat der Junge sich umgedreht und ist rausgegangen. Und die Fledermausflügeltür hat wieder ihr Geräusch gemacht. Krei-isch.«
    Jetzt sah er Jake an und lächelte wie jemand, der gerade erst aufgewacht war. »Kann Eure Frage nicht beantworten, Sai.« Er klopfte sich mit der Faust leicht an die Stirn. »Hab hier oben nicht viel Hirn, ich – bloß Spinnweben. Das hat Cordelia Delgado immer gesagt, und wahrscheinlich hat sie Recht.«
    Jake antwortete nichts darauf. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Er hatte von demselben entstellten Jungen geträumt, der aber in keinem Saloon, sondern im Gage Park gewesen war, jener Anlage, wo sie Charlie Tschuff-Tschuff gesehen hatten. Letzte Nacht. So musst’ es gewesen sein. Er hatte nicht mehr daran gedacht und hätte sich vermutlich nie daran erinnert, wenn Sheemie nicht seinen eigenen Traum erzählt hätte. Und hatten auch Roland, Eddie und Susannah eigene Versionen dieses selben Traums geträumt? Ja. Das konnte er auf ihren Gesichtern lesen, genau wie er erkennen konnte, dass Ted und Dinky gerührt, aber sonst etwas verwirrt waren.
    Roland stand leicht zusammenzuckend auf, presste kurz eine Hand auf die Hüfte und sagte dann: »Danke-sai, Sheemie, du hast uns sehr geholfen.«
    Sheemie lächelte unsicher. »Wie hab ich das geschafft?«
    »Das braucht dich nicht zu kümmern, mein Lieber.« Roland wandte sich an Ted. »Meine Freunde und ich gehen jetzt kurz hinaus. Wir müssen an-tet miteinander reden.«
    »Natürlich«, sagte Ted. Er schüttelte leicht den Kopf, als wollte er ihn klar bekommen.
    »Tut meinem Seelenfrieden einen Gefallen und macht’s kurz«, sagte Dinky. »Wahrscheinlich ist noch alles im grünen Bereich, aber ich will unser Glück nicht überstrapazieren.«
    »Braucht ihr ihn, um wieder reinzuspringen?«, fragte Eddie, indem er in Richtung Sheemie nickte. Es war eher eine rhetorische Frage; wie hätten die drei sonst zurückkommen sollen?
    »Nun, tja, aber …«, begann Dinky.
    »Dann strapaziert ihr euer Glück ohnehin sehr.« Nachdem Eddie das gesagt hatte, folgten Susannah, Jake und er Roland aus der Höhle. Oy blieb zurück, blieb neben seinem neuen Freund Haylis von Chayven sitzen. Irgendetwas daran beunruhigte Jake. Es war kein Gefühl der Eifersucht, sondern eine unbestimmte Angst. Als sähe er ein Omen, das ein Klügerer als er – vielleicht einer der Manni- Folken – hätte deuten können. Aber würde er die Bedeutung auch wirklich erfahren wollen?
    Möglicherweise nicht.
     
     
    6
     
    »Mein Traum ist mir erst wieder eingefallen, als er seinen erzählt hat«, sagte Susannah, »und hätte er seinen nicht geschildert, hätte ich mich vermutlich nie daran erinnert.«
    »Genau«, sagte Jake.
    »Aber er steht mir jetzt wieder deutlich vor Augen«, fuhr sie fort. »Ich war auf einem U-Bahnhof, und dieser Junge ist die Treppe heruntergekommen …«
    »Und ich war im Gage Park …«, sagte Jake.
    »Und ich war auf dem Spielplatz an der Markey Avenue, wo Henry und ich früher Basketball gespielt haben«, sagte Eddie. »In meinem Traum hat der Junge mit dem blutigen Gesicht ein T-Shirt getragen, auf dem stand: KEINEN MOMENT LANGEWEILE …«
    »… IN MITTWELT«, ergänzte Jake, und Eddie warf ihm einen erstaunten Blick zu.
    Jake nahm das kaum wahr; seine Gedanken wanderten in eine andere Richtung. »Ich frage mich, ob Stephen King in seinen Romanen jemals Träume verwendet. Sozusagen als Hefe, um die Handlung

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