Der Dunkle Turm 7 - Der Turm
Göttliches ist«, sagte Dinky. Auch er sah Eddie an. »Wie die erste halbe Stunde, nachdem man sich einen Schuss gesetzt hat, etwas Göttliches sein kann. Wenn du zufällig weißt, was ich meine.«
Eddie seufzte, vergrub die Hände in den Hosentaschen und schwieg.
Sheemie überraschte sie alle, indem er sich eine der Coyote-Maschinenpistolen griff und in weitem Bogen schwenkte. Wäre sie geladen gewesen, wäre die große Suche nach dem Dunklen Turm in diesem Augenblick mit einem Schlag zu Ende gewesen. »Ich will auch kämpfen!«, rief er. »Peng, peng, peng! Bum-bum-bum-badum!«
Eddie und Susannah duckten sich; Jake warf sich instinktiv vor Oy; Ted und Dinky schlugen die Hände vors Gesicht, als hätten sie es auf diese Weise vor einem Feuerstoß mit fünfzig großkalibrigen Stahlmantelgeschossen schützen können. Roland nahm Sheemie gelassen die Maschinenpistole weg.
»Deine Zeit, uns zu helfen, wird kommen«, sagte er, »aber erst nachdem dieser erste Kampf geführt und gewonnen ist. Siehst du Jakes Bumbler, Sheemie?«
»Aye, er ist bei dem Rod.«
»Er kann sprechen. Sieh zu, ob du ihn dazu bringen kannst, mit dir zu reden.«
Sheemie ging bereitwillig zu Chucky/Haylis hinüber, der immer noch damit beschäftigt war, Oys Kopf zu streicheln, ließ sich auf ein Knie nieder und versuchte Oy den Bumbler dazu zu bringen, seinen Namen zu sagen. Oy tat das fast augenblicklich und bemerkenswert deutlich. Sheemie lachte, und Haylis stimmte in das Lachen mit ein. Es klang, als wären sie zwei Jungen aus der Calla. Wenn auch möglicherweise von der minderen Art.
Roland, dessen Lippen kaum mehr als einen weißen Strich in seinem strengen Gesicht bildeten, wandte sich unterdessen an Dinky und Ted.
7
»Er muss um jeden Preis herausgehalten werden, sobald die Schießerei losgeht.« Der Revolvermann machte eine Handbewegung, als sperre er ein Schloss ab. »Wenn wir unterliegen, spielt es keine Rolle, was später mit ihm geschieht. Siegen wir aber, werden wir ihn noch mindestens einmal brauchen. Wahrscheinlich zweimal.«
»Um wohin zu gehen?«, fragte Dinky.
»Ins Amerika der Fundamentalen Welt«, antwortete Eddie. »In die Kleinstadt Lovell im Westen von Maine. So früh im Juni 1999, wie die Einbahnzeit das zulässt.«
»Dass Sheemie mich damals nach Connecticut geschickt hat, scheint seine Anfälle ausgelöst zu haben«, sagte Ted halblaut. »Ihr wisst, dass sein Zustand sich verschlechtern dürfte, wenn er euch auf die Amerika-Seite zurückschickt? Dass er davon sterben könnte?« Er sprach ganz sachlich. Bloß eine Frage, die Herren Kollegen.
»Das wissen wir«, sagte Roland, »und wenn es so weit ist, werde ich ihn über die Risiken aufklären und ihn fragen, ob …«
»O Mann, das kannst du dir hinten reinstecken«, unterbrach Dinky ihn, und Eddie fühlte sich so an sich selbst erinnert, wie er in den ersten Stunden am Strand des Westlichen Meeres gewesen war – verwirrt, stinksauer und mit Entzugserscheinungen, weil kein Heroin zur Hand war –, dass ihn das Gefühl eines Déjà-vu-Erlebnisses beschlich. »Selbst wenn du ihn auffordern würdest, sich selbst anzuzünden, würde er nur fragen, ob du ein Streichholz für ihn hast. Er hält dich für den Heiland persönlich.«
Susannah wartete mit einer Mischung aus Ängstlichkeit und fast lüsternem Interesse auf Rolands Reaktion. Aber es gab keine. Roland, der die Daumen in den Revolvergurt gehakt hatte, starrte Dinky nur wortlos an.
»Ihr seid euch natürlich darüber im Klaren, dass ein Toter euch nicht von der Amerika-Seite zurückholen kann«, sagte Ted in möglichst vernünftigem Ton.
»Diese Hürde werden wir nehmen, falls und wenn wir dazu kommen«, sagte Roland. »Bis dahin sind erst noch ein paar andere Hürden zu überwinden.«
»Ich bin froh, dass wir uns zuerst das Devar-Toi vornehmen, so groß das Risiko auch sein mag«, sagte Susannah. »Was dort unten vorgeht, ist abscheulich.«
»Ja, Ma’am«, sagte Dinky gedehnt und schob sich einen imaginären Cowboyhut aus der Stirn. »Das ist wohl genau der richtige Ausdruck.«
Die Spannung in der Höhle ließ spürbar nach. Hinter ihnen forderte Sheemie gerade Oy auf, sich herumzuwälzen, was der Bumbler auch bereitwillig tat. Auf dem Gesicht des Rod stand ein breites, nachlässiges Grinsen. Susannah fragte sich, wann Haylis von Chayven zuletzt die Gelegenheit gehabt hatte, sein kindlich bezauberndes Lächeln zu gebrauchen.
Sie spielte mit dem Gedanken, Ted zu fragen, ob es nicht eine
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