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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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sich eine weitere Nacht ohne Schlaf zu, einfach weil er wusste, dass dies seine allerletzte sein würde. Er würde sich ganz nahe heranschleichen, so wie er’s schon vergangene Nacht getan hatte. Er würde ihr Lager mit den weit blickenden Glasaugen des alten Mensch-Monsters beobachten. Und wenn sie dann alle schliefen, würde er sich ein letztes Mal verwandeln und über sie herfallen. Hoppla, jetzt komm ich, hu! Der Alte Weiße Daddy würde vielleicht gar nicht aufwachen, obwohl Mordred hoffte, dass er das tat. Ganz zum Schluss. Eben lange genug, um zu erkennen, was mit ihm geschah. Bloß lange genug, um zu begreifen, dass sein Sohn ihn nur wenige Stunden, bevor er seinen kostbaren Dunklen Turm erreicht hätte, ins Land des Todes beförderte. Mordred ballte die Fäuste und beobachtete, wie seine Finger schwarz wurden. Er spürte das grässliche, aber doch auch angenehme Jucken auf beiden Körperseiten, mit dem die Spinnenbeine durchzubrechen versuchten – sieben statt acht, wegen der schlimmengemeinenabscheulichen Schwarzdrossel-Mami, die zugleich schwanger und nicht schwanger gewesen war, und die sollte ruhig bis in alle Ewigkeit schreiend im Flitzerraum verfaulen (oder wenigstens so lange, bis einer der dort hausenden Großen sie fand). Er bekämpfte und beförderte die Verwandlung in seine Spinnengestalt mit gleicher Wut. Zuletzt bekämpfte er sie nur noch, und der Drang, sich zu verwandeln, ließ nach. Er gab einen Siegesfurz von sich, aber obgleich lang und äußerst übelriechend, war er lautlos. Sein Arschloch war jetzt eine kaputte Quetschkommode, die keine Musik mehr machen, sondern nur noch ächzen konnte. Seine Finger nahmen wieder ihre normale rosig-weiße Färbung an, und das beide Körperseiten hinauf- und hinunterlaufende Jucken verschwand. Vom Fieber war ihm schwindelig, und ihm dröhnte der Kopf; seine dünnen Arme (kaum mehr als Haut und Knochen) schmerzten vor Schüttelfrost. Die Stimme seines Roten Daddys war manchmal laut und manchmal leise, aber stets zu hören: Komm zu mir. Eile zu mir. Spute dich in deiner Zwittergestalt. Come-commala, du mein guter Sohn. Wir reißen den Turm nieder, wir zerstören alles Licht, und dann herrschen wir gemeinsam über die Dunkelheit.
    Komm zu mir.
    Komm.
     
     
    2
     
    Gewiss befanden die drei, die noch übrig waren (vier, wenn er sich mitzählte), sich längst nicht mehr unter dem Schirm des Ka. Seit die Prim zurückgewichen war, hatte es kein Geschöpf wie Mordred Deschain mehr gegeben, eines, das halb Hume und halb Bestandteil dieser gehaltvollen und starken Ursuppe war. Einem Wesen dieser Art konnte das Ka bestimmt kein derart prosaisches Ende zugedacht haben wie jenes, das ihm jetzt drohte: Fiebertod durch Lebensmittelvergiftung.
    Roland hätte ihm von vornherein sagen können, dass es keine gute Idee war, das zu essen, was im Schnee neben Dandelos Scheune zu finden war; das hätte übrigens auch Robert Browning gekonnt. Bösartig oder nicht, echtes Pferd oder nicht, Lippy (vermutlich nach einem anderen, besser bekannten Gedicht von Browning mit dem Titel »Fra Lippo Lippi« benannt) war selbst ein krankes Tier gewesen, als Roland ihr Leben mit einer Kugel in den Kopf beendet hatte. Aber Mordred war in seiner Spinnengestalt gewesen, als er auf dieses Ding gestoßen war, das zumindest wie ein Pferd aussah, und fast nichts hätte ihn davon abbringen können, das Fleisch zu fressen. Erst als er wieder seine menschliche Gestalt angenommen hatte, hatte er sich unbehaglich gefragt, wieso an Dandelos knochiger alter Mähre so viel Fleisch hatte sein können und weshalb es so weich und warm, so voll von nicht geronnenem Blut gewesen war. Schließlich hatte sie in einer Schneewehe gelegen – und das seit einigen Tagen. Der Pferdekadaver hätte längst steif gefroren sein müssen.
    Dann begann das Erbrechen. Als Nächstes kam das Fieber – und damit der Kampf, sich nicht zurückzuverwandeln, bis er nahe genug an seinen Alten Weißen Daddy herangekommen war, um ihn in Stücke reißen zu können. Das Wesen, dessen Kommen seit Jahrtausenden vorhergesagt worden war (hauptsächlich von den Manni und meistens in ängstlichem Flüsterton), das Geschöpf, das zu einem Ungeheuer halb Mensch, halb Gott heranwachsen würde, die Kreatur, die das Ende der Menschheit und die Rückkehr der Prim beaufsichtigen würde … dieses Wesen war zu guter Letzt als naives, bösartiges Kind erschienen, das nun an einem Bauch voll vergiftetem Pferdefleisch starb.
    Damit konnte das Ka

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