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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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durch einen ländlichen Ballsaal, wobei ihre nackten Füße durchs Laub raschelten. Manche waren ziemlich eindeutig Kinder des Roderick und so minder, wie Chevin von Chayven es gewesen war. Ihre Haut war mit den Geschwüren der Strahlenkrankheit bedeckt, und nur sehr wenige hatten mehr als ein paar Haarbüschel auf dem Kopf, aber das Licht, das sie umgab, verlieh ihnen eine Schönheit, deren Anblick fast unerträglich war. Eddie sah eine Einäugige, die ein totes Kind zu tragen schien. Sie starrte ihn kummervoll an und bewegte dabei die Lippen, aber Eddie konnte nichts hören. Er hob die Faust an die Stirn und beugte ein Knie. Er berührte einen seiner Augenwinkel und zeigte dann auf sie. Ich sehe dich, besagte diese Geste … das hoffte er zumindest. Ich sehe dich sehr wohl. Die Frau, die das tote oder schlafende Kind trug, erwiderte seine Geste und verschwand dann aus seinem Blickfeld.
    Scharf krachender Donner rollte über den Nachthimmel, und ein Blitzstrahl zuckte mitten in das Leuchten hinab. Eine alte Wettertanne, deren mächtiger Stamm dick bemoost war, wurde getroffen und so der Länge nach gespalten, dass sie in zwei Hälften auseinander fiel. Sie schien innerlich in Flammen zu stehen. Und ein gewaltiges Funkensprühen – keine Feuerfunken, nicht in diesem Fall hier, sondern etwas mit der ätherischen Qualität von Elmsfeuer – stieg sich windend zu den tief hängenden Wolken auf. In diesen Funken sah Eddie winzige tanzende Gestalten, die ihm für einen Augenblick den Atem verschlugen. Ihm war, als sähe er eine ganze Staffel von Elfen wie Glöckchen aus Peter Pan … eben noch hier, dann auf einmal verschwunden.
    »Seht sie euch an«, sagte John ehrfürchtig. »Wiedergänger! Donnerwetter, das müssen hunderte sein! Ich wollte, mein Freund Donnie wär hier und könnt sie sehen.«
    Eddie vermutete, dass Cullum Recht hatte: Hunderte von Männern, Frauen und Kindern gingen durch das Waldstück unter ihnen, gingen durchs Licht, tauchten auf, verschwanden und erschienen wieder. Während er sie beobachtete, spürte er, wie ihm ein kalter Tropfen Wasser in den Nacken klatschte, dann noch einer und noch einer. Der Sturmwind heulte durch die Bäume, bewirkte ein weiteres Hochsprühen dieser feenhaften Gebilde und verwandelte den vom Blitz gespaltenen Baum in zwei riesige, laut knisternde Fackeln.
    »Komm jetzt«, sagte Roland, indem er Eddie am Arm packte. »Hier steht ein Platzregen bevor, bei dem das Ganze wie eine Kerze erlöschen wird. Wenn wir dann noch auf dieser Seite sind, sitzen wir hier fest.«
    »Wo …«, begann Eddie, aber dann sah er selbst, wohin sie mussten. Fast am unteren Ende der Zufahrt, dort, wo der Wald in einen steil in den See abfallenden Felssturz überging, lag der Kern des Leuchtens, der vorerst noch zu hell war, um genauer betrachtet werden zu können. Roland schleppte Eddie in diese Richtung mit. John Cullum beobachtete die Wiedergänger noch einen Augenblick lang wie hypnotisiert, dann wollte er sich daran machen, den beiden zu folgen.
    »Nein!«, rief Roland ihm über die Schulter zu. Es regnete jetzt stärker; die kalten Tropfen auf seiner Haut schienen die Größe von Geldstücken zu haben. »Ihr habt Eure Arbeit, John! Lebt wohl!«
    »Und ihr auch, Jungs!«, rief John zurück. Er blieb stehen und hob grüßend die Hand. Ein Blitzstrahl zuckte über den Himmel und ließ sein Gesicht für Sekundenbruchteile in leuchtendem Blau und tiefstem Schwarz erscheinen. »Und ihr auch!«
    »Eddie, wir rennen jetzt in den Kern des Leuchtens«, sagte Roland. »Das hier ist keine Tür des Alten Volkes, sondern eine aus der Prim – sie ist magisch, musst du wissen. Wenn wir uns ausreichend konzentrieren, bringt sie uns an den gewünschten Ort.«
    »Wohin …«
    »Keine Zeit, keine Zeit! Jake hat mit mir Fühlung aufgenommen; er hat’s mir gesagt! Halt meine Hand fest und denk an gar nichts! Ich kann uns beide hinbringen!«
    Eddie wollte ihn noch fragen, ob er das auch ganz bestimmt wisse, aber dazu kam er nicht mehr. Roland rannte los. Eddie hielt mit ihm Schritt. Sie spurteten die Zufahrt hinunter ins Licht, dessen Atem Eddie wie von einer Million Münder auf seinem Körper spüren konnte. Seine Stiefel raschelten im hohen Laub. Zu seiner Rechten hatte er den brennenden Baum. Er konnte das Harz riechen und das Brutzeln der verbrennenden Rinde hören. Sie kamen dem Kern des Leuchtens immer näher. Anfangs konnte Eddie durch die Helligkeit hindurch noch den Kezar Lake sehen; dann spürte er, wie

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