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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Stunden?«
    Diese Frage schien Ted zu interessieren, und er dachte eine Weile darüber nach, bevor er antwortete. »Sagen wir fünfundzwanzig«, meinte er dann. »Vielleicht sogar noch etwas länger. Weil die Zeit sich verlangsamt, zumindest hier bei uns. Die Schwächung der Balken scheint Störungen im Zeitfluss zwischen den Welten hervorzurufen. Das ist wohl auch einer der größten Schwachpunkte.«
    Roland nickte. Susannah bot ihm Essen an, aber er schüttelte mit einem Dankeswort den Kopf. Hinter ihnen saß der Rod auf einer Kiste und starrte auf seine nackten, mit Geschwüren bedeckten Füße hinunter. Eddie war überrascht, als er sah, dass Oy sich dem Burschen näherte, und noch überraschter, als der Bumbler Chucky (oder Haylis) gestattete, ihm mit einer missgebildeten Kralle von einer Hand über den Kopf zu streicheln.
    »Und gibt es morgens einen Zeitpunkt, zu dem die Dinge dort unten weniger … ich weiß nicht …«
    »Etwas desorganisiert sind?«, schlug Ted vor.
    Roland nickte.
    »Habt ihr vorhin das Hornsignal gehört?«, fragte Ted. »Kurz bevor wir aufgekreuzt sind?«
    Sie schüttelten alle den Kopf.
    Ted zeigte sich überrascht. »Aber ihr habt doch gehört, dass die Musik angefangen hat, oder?«
    »Ja«, sagte Susannah und bot Ted eine frische Dose Nozz-A-La an. Er nahm sie entgegen und trank genüsslich einen Schluck daraus. Eddie war bemüht, sich kein Schütteln anmerken zu lassen.
    »Danke, meine Liebe. Jedenfalls kündigt das Hornsignal den Schichtwechsel an. Damit beginnt auch die Musik.«
    »Ich hasse diese Musik«, sagte Dinky missmutig.
    »Falls ihre Kontrolle über uns jemals ins Wanken gerät«, fuhr Ted fort, »wäre dies jeweils der günstige Augenblick.«
    »Und wie viel Uhr ist es dann?«, fragte Roland.
    Ted und Dinky wechselten einen unsicheren Blick. Der junge Mann hielt mit fragend hochgezogenen Augenbrauen acht Finger hoch und wirkte erleichtert, als Ted daraufhin sofort nickte.
    »Ja, acht Uhr«, sagte Ted und lachte dann mit einem spöttischen kleinen Kopf schütteln. »Oder das, was acht Uhr wäre – in einer Welt, in der das Gefängnis dort unten stets unverrückbar im Osten läge und nicht wie an manchen Tagen in Ostsüdost.«
    Roland jedoch, der schon lange in einer aus den Fugen gehenden Welt gelebt hatte, bevor Ted Brautigan überhaupt nach Algul Siento gekommen war, fand die Art und Weise, wie einst unverrückbare Tatsachen sich zu verbiegen begonnnen hatten, nicht sonderlich beunruhigend. »Etwa fünfundzwanzig Stunden von jetzt an«, sagte Roland. »Beziehungsweise etwas weniger.«
    Dinky nickte. »Aber falls du auf heilloses Durcheinander rechnest, vergiss es. Jeder kennt seinen Platz und begibt sich auch umgehend dorthin. Das ist alles eingespielt.«
    »Trotzdem«, sagte Roland, »dürfte das für uns der günstigste Augenblick sein.« Dann sah er zu seinem alten Freund aus Mejis hinüber. Und winkte ihn zu sich heran.
     
     

5
     
    Sheemie stellte sofort seinen Teller beiseite, kam zu Roland und führte die Faust an die Stirn. »Heil, Roland … Will Dearborn, der einst war.«
    Roland erwiderte den Gruß, dann sah er zu Jake hinüber. Der Junge erwiderte den Blick unsicher. Roland nickte ihm zu, worauf auch Jake zu ihm kam. Nun standen Jake und Sheemie einander gegenüber, während der zwischen ihnen hockende Roland sie gar nicht mehr anzusehen schien, nachdem er sie zusammengebracht hatte.
    Jake hob eine Faust an die Stirn.
    Sheemie erwiderte diese Geste.
    Jake blickte auf Roland hinab und fragte: »Was soll ich tun?«
    Roland gab keine Antwort, sondern blickte nur gelassen in Richtung Höhleneingang, als gäbe es in der anscheinend endlosen Düsternis dort draußen etwas, was sein Interesse erregte. Und Jake wusste, was von ihm erwartet wurde; er wusste es so sicher, als hätte er in Rolands Gedanken gelesen, um es zu erfahren (was er ganz entschieden nicht getan hatte). Sie waren an eine Weggabelung gekommen. Es war Jake gewesen, der vorgeschlagen hatte, Sheemie entscheiden zu lassen, welchen Weg sie nehmen würden. Zum damaligen Zeitpunkt war ihm das wie eine verrückt gute Idee vorgekommen – Gott mochte wissen, warum. Als Jake jetzt in dieses müde, ernsthafte, nicht sonderlich intelligente Gesicht mit den blutunterlaufenen Augen sah, fragte er sich zweierlei: Was hatte ihn bloß dazu gebracht, diesen Vorschlag zu machen, und wieso hatte nicht jemand – möglicherweise Eddie, der sich trotz allem, was sie durchgemacht hatten, einen verhältnismäßig

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