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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Wir haben … schöne Zeiten erlebt.«
    Roland nickte abermals.
    »Du … du …« Aber diesen Satz brachte Eddie nicht zu Ende. Er hob eine Hand und deutete eine kreisende Bewegung an.
    »Ich habe getanzt«, sagte Roland und nickte. »Die Commala getanzt.«
    Ja, formten Eddies Lippen, dann folgte ein weiterer jener schmerzlich keuchenden Atemzüge. Es war sein letzter.
    »Danke für meine zweite Chance«, sagte er. »Danke … Vater.«
    Das war alles. Eddies Augen blickten weiter in Rolands, und sie waren weiterhin wach, aber er fand keinen Atem, um den zu ersetzen, den er mit diesem letzten Wort, diesem Vater verausgabt hatte. Das Lampenlicht ließ die Haare auf seinen nackten Armen glänzen und verwandelte sie in Gold. In der Ferne murmelte der Donner. Dann schloss Eddie die Augen und ließ den Kopf zur Seite sinken. Seine Arbeit war getan. Er hatte den Pfad verlassen und die Lichtung betreten. Sie blieben um ihn herum sitzen: im Kreis, aber kein Ka-Tet mehr.
     
     

12
     
    Nun war es eine halbe Stunde später.
    Roland, Jake, Ted und Sheemie saßen auf einer Bank mitten auf der Promenade. Dani Rostov und der Bursche, der wie ein Bankier aussah, standen in der Nähe. Susannah war im Schlafzimmer der Präfektenwohnung geblieben, wo sie die Leiche ihres Mannes für die Beisetzung wusch. Sie konnten von der Bank aus hören, dass sie dabei sang. Sie schien lauter Songs zu singen, die sie Eddie auf der gemeinsamen Wanderung hatten singen hören. Einer davon war »Born to Run«. Ein anderer war das »Reislied« aus Calla Bryn Sturgis.
    »Wir müssen hinüber, und zwar sofort«, sagte Roland. Seine Rechte hatte er an der Hüfte, die er sich ständig rieb. Jake hatte gesehen, wie er ein Fläschchen Aspirin (Gott mochte wissen, woher er das hatte) aus seiner Ledertasche geholt und drei Tabletten ohne Wasser geschluckt hatte. »Sheemie, schickst du uns hin?«
    Sheemie nickte. Er war auf Dinky gestützt zu der Bank gehumpelt, aber noch immer hatte keiner von ihnen Zeit gehabt, sich seine Fußverletzung anzusehen. Im Vergleich zu ihren sonstigen Sorgen erschien sein Humpeln als Bagatelle; falls Sheemie Ruiz in dieser Nacht sterben sollte, dann würde sein Tod eher davon herrühren, dass er eine provisorische Tür zwischen der Donner-Seite und Amerika geöffnet hatte. Ein weiterer anstrengender Akt der Teleportation konnte ihm den Tod bringen – was war da ein weher Fuß im Vergleich dazu?
    »Ich werd’s versuchen«, sagte er. »Ich werde mein Bestes geben, das tue ich.«
    »Jene, die uns geholfen haben, einen Blick auf New York zu werfen, werden uns wieder helfen«, sagte Ted.
    Ted hatte eine Methode gefunden, das aktuelle Datum im Amerika der Fundamentalen Welt zu ermitteln. Er, Dinky, Fred Worthington (der Bursche, der wie ein Bankier aussah) und Dani Rostov waren gemeinsam in New York gewesen und konnten klare mentale Bilder vom Times Square aufrufen: die Lichter, das Gedränge, die Kinoreklamen … und, am allerwichtigsten, die riesige Laufschrift, die den Passanten Tagesereignisse meldete und etwa alle dreißig Sekunden über Broadway und Forty-eighth Street umlief. Die provisorische Tür war lange genug offen gewesen, um lesen zu können, dass UN-Experten mutmaßliche Massengräber im Kosovo untersuchten, Vizepräsident Gore an diesem Tag als Präsidentschaftskandidat New York besucht und Roger Clemes am Vorabend dreizehn Batter der Texas Rangers ausgeschaltet habe, ohne damit eine Niederlage der Yankees verhindern zu können.
    Mithilfe der anderen hätte Sheemie die Tür noch ziemlich lange offen halten können (die anderen hatten den Lichterglanz dieses geschäftigen New Yorker Abends mit einer Art hungrigem Staunen angestarrt – nicht mehr brechend, sondern öffnend, sehend), aber das war nicht nötig gewesen. Nach dem Baseballergebnis waren Datum und Zeit in leuchtend gelbgrünen Lettern von der Höhe eines Stockwerks an ihnen vorbeigehuscht: 18.06.1999, 9.19 PM.
    Jake öffnete den Mund, um zu fragen, wie sie sich so sicher sein konnten, tatsächlich einen Blick in die Fundamentale Welt geworfen zu haben, in jene Welt, in der Stephen King noch weniger als einen Tag zu leben hatte, machte den Mund dann aber wieder zu. Die Antwort lag in der Zeit, Dummerchen, so wie es die Antwort immer tat: Die Quersumme der Uhrzeit 9.19 ergab neunzehn.
     
     

13
     
    »Und vor wie langer Zeit habt ihr das gesehen?«, fragte Roland.
    Dinky überlegte kurz. »Muss mindestens fünf Stunden her sein. Wenn man berücksichtigt,

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