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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sofort. In seinem Blick glitzerte jetzt Interesse, was der Revolvermann nicht wenig ermutigend fand, weil es sich dabei um Patricks »Ich will zeichnen«-Blick handelte. Wenn er dasaß und die Alte Mutter zeichnete, wie sie in der breitesten Astgabel der mächtigsten abgestorbenen Pappel stand, würde er vermutlich wach bleiben. Vielleicht sogar bis Tagesanbruch, wenn das Motiv ihn fesselte.
    »Hier, Patrick.« Er ließ den Jungen sich an den Fuß des Baumes setzen. Der alte Stamm war hart und knotig und – das hoffte Roland zumindest – unbequem genug, um ein Einschlafen zu verhindern. Dem Revolvermann war, als würde er sich unter Wasser bewegen. Oh, wie war er doch müde. Richtig todmüde. »Siehst du den Stern noch?«
    Patrick nickte eifrig. Er schien seine Verschlafenheit nun abgeschüttelt zu haben, und Roland dankte den Göttern für diesen Segen.
    »Wenn er hinter diesem dicken Ast verschwindet, sodass du ihn nicht mehr sehen kannst, ohne aufzustehen … dann rufst du mich. Weck mich auf, so schwierig das dann auch sein mag. Hast du verstanden?«
    Patrick nickte sofort wieder, aber Roland war nun schon lange genug mit ihm unterwegs, um zu wissen, dass ein Nicken dieser Art wenig oder auch gar nichts bedeuten konnte. Der Junge wollte gefällig sein, das war alles. Hätte man ihn gefragt, ob neun und neun neunzehn sei, hätte er ebenso bereitwillig genickt.
    »Wenn du den Stern von deinem Platz aus nicht mehr sehen kannst …« Seine Worte schienen für ihn jetzt aus weiter, weiter Ferne zu kommen. Er würde einfach hoffen müssen, dass Patrick verstanden hatte. Der stumme Junge hatte zumindest den Zeichenblock aufgeschlagen und hielt einen frisch gespitzten Bleistift in der Hand.
    Das ist mein bester Schutz, murmelte Rolands innere Stimme, während er zu seinem Häufchen Felle zwischen dem Feuer und Ho Fat II stolperte. Beim Zeichnen schläft er doch wohl bestimmt nicht ein, oder?
    Das hoffte er jedenfalls, weil er sich dessen natürlich nicht sicher sein konnte. Aber das spielte eigentlich auch keine Rolle, weil er, Roland von Gilead, jetzt auf jeden Fall schlafen würde. Er hatte sein Bestes getan, und das würde genügen müssen.
    »Eine Stunde«, murmelte er, und seine Stimme klang in den eigenen Ohren nur noch ganz schwach. »Weck mich in einer Stunde … wenn die Alte Mutter … wenn der Stern hinter …«
    Roland brachte den Satz nicht zu Ende. Er wusste nicht einmal mehr, was er sagte. Die Erschöpfung übermannte ihn und trug ihn rasch in einen traumlosen Schlaf davon.
     
     

7
     
    Mordred verfolgte das alles durch die weit blickenden Glasaugen. Sein Fieber wütete heftiger denn je, und in dessen heller Flamme war seine Erschöpfung zumindest vorläufig verglüht. Er beobachtete mit lebhaftem Interesse, wie der Revolvermann den stummen Jungen – den Künstler – weckte und dazu zwang, ihm beim Feuermachen zu helfen. Während er zusah, feuerte er den Stummen in Gedanken an, seine Arbeit zu tun und wieder wegzukippen, bevor der Revolvermann ihn daran hindern konnte. Leider passierte das nicht. Ihr Lager befand sich in der Nähe eines Wäldchens mit abgestorbenen Pappeln, und Roland führte den Künstler zu dem größten der dort stehenden Bäume. Er deutete gen Himmel. Der war mit Sternen nur so übersät, aber Mordred vermutete, dass der Alte Weiße Revolvermann-Daddy auf die Alte Mutter zeigte, weil die am hellsten leuchtete. Endlich schien der Künstler (der anscheinend nicht alle Tassen im Schrank hatte) zu verstehen. Er schlug seinen Block auf und hatte schon zu zeichnen begonnen, als der Alte Weiße Daddy ein kleines Stück zur Seite stolperte, wobei er weiter Befehle und Anweisungen murmelte, auf die der Künstler ganz offensichtlich überhaupt nicht achtete. Der Alte Weiße Daddy klappte so plötzlich zusammen, dass Mordred einen Augenblick lang schon befürchtete, dass das Stück Dörrfleisch, das dem Hundesohn als Herz diente, zu schlagen aufgehört haben könnte. Dann bewegte Roland sich im Gras, wälzte sich auf die Seite, und Mordred, der ungefähr hundert Schritte entfernt auf einem kleinen Hügel lag, fühlte seinen Puls wieder langsamer werden. Und selbst wenn der Alte Weiße Revolvermann-Daddy noch so erschöpft war, würden seine Ausbildung und seine Abstammung, die über unzählige Generationen bis zum Eld zurückreichte, dafür sorgen, dass er mit dem Revolver in der Hand hochfuhr, sobald der Künstler einen seiner wortlosen, aber teuflisch lauten Schreie ausstieß. Auf einmal

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