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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ist ein Rad, hat Roland gesagt, und nun weiß sie, dass das stimmt. Ihre Erinnerungen an
    (Mittwelt)
    das Wo und Wann des Revolvermanns beginnen verschwommen zu werden, aber sie glaubt, dass sie eben genug im Gedächtnis behalten wird, um zu wissen, dass alles schon einmal passiert ist, und das hat etwas unendlich Trauriges an sich.
    Aber zugleich ist es gut.
    Es ist ein verdammtes Wunder, sonst nichts.
    »Ist dir kalt?«, fragt er.
    »Nein, gar nicht. Warum?«
    »Du hast gezittert.«
    »Nur weil die Sahne so süß ist.« Während sie ihm weiter in die Augen sieht, streckt sie die Zunge heraus und leckt etwas von der Sahne mit den Schokostreuseln ab.
    »Auch wenn du jetzt nicht frierst, bald wirst du’s tun«, sagt er. »Im Radio heißt es, dass die Temperatur heute Nacht um zehn Grad sinken soll. Deshalb habe ich auch was für dich gekauft.« Aus seiner Hüfttasche zieht er eine Strickmütze von der Art, die man über die Ohren ziehen kann. Vorn drauf ist mit roter Wolle FRÖHLICHE WEIHNACHT aufgestickt.
    »Die hab ich bei Brendio’s auf der Fifth Avenue gekauft«, sagt er.
    Susannah hat noch nie von Brendio’s gehört. Vielleicht von Brentano’s, der Buchhandlung, aber nicht von Brendio’s. Aber in dem Amerika, in dem sie aufgewachsen ist, hatte sie natürlich auch nichts von Nozz-A-La oder Autos gehört, die Takuro Spirit hießen. »Haben deine Stimmen dir gesagt, dass du sie kaufen sollst?« Sie zog ihn jetzt ein bisschen auf.
    Er wird rot. »Na ja, also, eigentlich haben sie’s tatsächlich getan. Probier sie auf.«
    Sie passt genau.
    »Erzähl mir was anderes«, sagt sie. »Wer ist gerade Präsident? Aber erzähl mir bloß nicht, dass es Ronald Reagan ist, ja?«
    Er starrt sie einen Augenblick lang ungläubig an, dann lächelt er. »Wer? Der alte Schauspieler, der im Fernsehen die Serie Death Valley Days moderiert hat? Das soll ein Witz sein, oder?«
    »Nein. Ich dachte immer, du machst Witze mit Ronnie Reagan, Eddie.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Schon gut, erzähl mir einfach, wer Präsident ist.«
    »Gary Hart«, sagt er, als spräche er mit einem Kind. »Aus Colorado. Wie du bestimmt weißt, ist er im Jahr 1980 fast aus dem Rennen ausgeschieden – wegen angeblicher krummer Touren. Dann hat er gesagt: ›Zum Teufel mit denen, wenn sie keinen Spaß verstehen‹, und hat durchgehalten. Hat einen Erdrutschsieg erzielt.«
    Sein Lächeln verblasst etwas, während er sie studiert.
    »Du machst mir nicht irgendwas vor, oder?«
    »Machst du mir das mit den Stimmen vor? Die du in deinem Kopf hörst? Die dich um zwei Uhr morgens wecken?«
    Eddie wirkt fast schockiert. »Wie kannst du das wissen?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie dir eines Tages.« Wenn ich sie noch weiß, denkt sie.
    »Es sind nicht nur die Stimmen.«
    »Nein?«
    »Nein. Ich träume von dir. Und das nun schon seit Monaten. Ich habe auf dich gewartet. Hör zu, wir kennen uns ja gar nicht … das Ganze ist verrückt … Ähm, hast du überhaupt eine Bleibe? Du hast keine, stimmt’s?«
    Sie schüttelt den Kopf. Indem sie John Wayne (oder vielleicht Blaine den Mono) passabel imitiert, sagt sie: »Ich bin fremd in Dodge, Pilger.«
    Ihr Herz schlägt langsam und schwer in ihrer Brust, aber sie empfindet aufsteigende Freude. Diese Sache wird gut gehen. Sie weiß nicht, woher sie das wissen kann, aber ja, alles wird bestens werden. Diesmal arbeitet das Ka zu ihren Gunsten, und die Macht des Ka ist gewaltig. Das weiß sie aus Erfahrung.
    »Würde ich fragen, woher ich dich kenne … oder weiß, woher du kommst …« Er macht eine Pause, sieht sie ruhig an und bringt dann den Satz zu Ende. »Oder wie es möglich ist, dass ich dich bereits lieben kann …«
    Susannah lächelt. Es ist schön, wieder zu lächeln, und jetzt tut ihr ja auch die eine Gesichtshälfte nicht mehr weh, weil etwas, das einmal dort war (vielleicht irgendeine Art Narbe – sie kann sich nicht genau erinnern), nun fort ist. »Schätzchen«, sagt sie zu ihm, »wie ich schon gesagt habe, das ist eine lange Geschichte. Im Lauf der Zeit wirst du einiges davon erfahren … soweit ich mich dann noch daran erinnern kann. Außerdem könnte es sein, dass wir noch etwas zu arbeiten haben. Für ein Unternehmen, das Tet Corporation heißt.« Sie sieht sich um, dann fragt sie: »Welches Jahr haben wir?«
    »1987«, sagt er.
    »Und du wohnst drüben in Brooklyn? Oder vielleicht in der Bronx?«
    Der junge Mann, den Träume und zankende Stimmen hierher

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