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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sicherheitsabstand von zwanzig Schritten zwischen ihnen. »Wo ist die Markey Avenue, Sir? Können Sie mir das sagen?«
    »Aber logisch«, sagte der alte Mann. »Hab’ ich nicht grade gesagt, daß ich seit sweiundswansig Jahren hier lebe? Swei Blogs entfernt. Beim Majestic Theatre lings. Aber ich gann dir gleich sagen, Junge, da gibt es geine Markey Akidimy.«
    »Danke, Sir! Danke!«
    Jake drehte sich um und sah die Castle Avenue hinauf. Ja – zwei Blocks weiter konnte er den unverwechselbaren Baldachin eines Kinos über den Gehweg ragen sehen. Er wollte darauf zulaufen, dann überlegte er sich, daß das Aufmerksamkeit erwecken könnte, und machte langsamer.
    Der alte Mann sah ihm nach. »Sir!« sagte er in einem Tonfall gelinden Staunens zu sich selbst. »Sir, also wirklich!«
    Er kicherte rostig und ging weiter.
     
     

17
     
    Rolands Gruppe machte bei Dämmerung halt. Der Revolvermann hob eine flache Grube aus und entfachte ein Feuer. Sie brauchten es nicht zum Kochen, aber sie brauchten es dennoch. Eddie brauchte es. Wenn er seine Schnitzerei beenden wollte, brauchte er Licht zum Arbeiten.
    Der Revolvermann sah sich um und erblickte Susannah, eine dunkle Silhouette vor dem aquamarinfarbenen, dunkelnden Himmel, aber Eddie konnte er nicht sehen.
    »Wo ist er?« fragte er.
    »Ein Stück die Straße runter. Du läßt ihn jetzt in Ruhe, Roland – du hast schon genug angerichtet.«
    Roland nickte, beugte sich über die Feuerstelle und schlug mit einem abgenutzten Stahlstück auf einen Feuerstein. Bald brannte das Anzündholz, das er gesammelt hatte. Er legte nach und nach kleinere Holzscheite darauf und wartete, daß Eddie zurückkehren würde.
     
     

18
     
    Eine halbe Meile den Weg zurück, von wo sie gekommen waren, saß Eddie mit überkreuzten Beinen mitten auf der Großen Straße, hielt den unvollendeten Schlüssel in der Hand und sah zum Himmel. Er sah die Straße entlang, erblickte das Leuchten des Feuers und wußte genau, was Roland tat… und warum. Dann wandte er den Blick wieder himmelwärts. Er hatte sich noch nie so einsam gefühlt, so ängstlich.
    Der Himmel war riesig – er konnte sich nicht erinnern, daß er jemals soviel endlosen Raum gesehen hatte, so eine ununterbrochene Weite. Er kam sich ungeheuer winzig vor und überlegte sich, daß daran sicher nichts Schlimmes war. Im großen Lauf der Dinge war er winzig.
    Der Junge war jetzt nahe. Er glaubte zu wissen, wo Jake war und was er vorhatte, und das erfüllte ihn mit stummem Staunen. Susannah kam aus dem Jahr 1963. Eddie aus dem Jahr 1987. Dazwischen… Jake. Der versuchte herüberzukommen. Versuchte, geboren zu werden.
    Ich habe ihn getroffen, dachte Eddie. Ich muß ihn getroffen haben, und ich glaube, ich erinnere mich… gewissermaßen. Es war kurz bevor Henry zur Armee gegangen ist, richtig? Er hat Kurse am Brooklyn Vocational Institute genommen und stand total auf Schwarz – schwarze Jeans, schwarze Motorradstiefel mit Stahlkappen, schwarze T-Shirts mit hochgerollten Ärmeln. Henrys James-Dean-Outfit. Hinterhof-Schick. Das habe ich gedacht, aber nie laut ausgesprochen, weil ich nicht wollte, daß er sauer auf mich ist.
    Er stellte fest: Worauf er gewartet hatte, hatte stattgefunden, während er nachdachte; der Alte Stern war herausgekommen. In fünfzehn Minuten, vielleicht weniger, würde sich eine ganze Galaxie fremder Juwelen dazugesellen, aber vorerst leuchtete er noch allein in der weiten Finsternis.
    Eddie hielt langsam den Schlüssel hoch, bis der Alte Stern in der breiten Vertiefung in der Mitte leuchtete. Dann sagte er den alten Kinderreim seiner Welt auf, den seine Mutter ihm beigebracht hatte, während sie neben ihm am Fenster seines Zimmers kniete und sie beide den Abendstern betrachteten, der in der Dunkelheit über den Dächern und Feuerleitern von Brooklyn strahlte: »Sternenlicht, Sternenpracht, bist der erste Stern heut nacht; ich bin klein, mein Herz ist rein, laß meinen Wunsch erfüllet sein.«
    Der Alte Stern leuchtete in der Noppe des Schlüssels, ein Diamant in Asche.
    »Hilf mir, daß ich den Mut aufbringe«, sagte Eddie. »Das ist mein Wunsch. Hilf mir, daß ich den Mut aufbringe, dieses verdammte Ding hier zu vollenden.«
    Er blieb noch einen Augenblick sitzen, dann erhob er sich und schlenderte langsam zum Lager zurück. Er setzte sich ans Feuer, so nahe er konnte, nahm das Messer des Revolvermanns, ohne ein Wort an ihn oder Susannah zu richten, und machte sich an die Arbeit. Winzige Holzstreifchen rollten sich

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