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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Mitte des Saals gestellt«, fuhr Roland fort, »und darauf warf jeder Rätselmeister eine Handvoll Rindenrollen, auf denen die Rätsel geschrieben standen. Viele waren alt – Rätsel, die sie von den Ältesten gelernt hatten –, aber viele waren auch neu – eigens zu diesem Anlaß erfunden. Drei Schiedsrichter, darunter immer ein Revolvermann, hörten sie sich an und akzeptierten sie nur, wenn sie ihnen – fair – erschienen.«
    »JA, RÄTSEL MÜSSEN FAIR SEIN«, stimmte Blaine zu.
    »Also wurde gerätselt«, sagte der Revolvermann. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, da er an jene Zeiten dachte, er in dem Alter des geschundenen Jungen war, der mit einem Bumbler auf dem Schoß ihm gegenüber saß. »Sie rätselten stundenlang ohne Ende. Eine Reihe wurde in der Mitte des Saals der Großväter gebildet. Die Position in dieser Reihe wurde durch das Los bestimmt, und da es viel besser war, am Ende der Reihe zu stehen als am Anfang, hoffte jeder auf eine hohe Zahl, obwohl der Gewinner mindestens ein Rätsel richtig lösen mußte.«
    »SELBSTVERSTÄNDLICH.«
    »Jeder Mann – oder Frau, denn viele von Gileads besten Rätselmeistern waren Frauen – näherte sich dem Faß, zog ein Rätsel und reichte es dem Meister. Der Meister stellte es, und falls es noch unbeantwortet war, wenn der Sand der Uhr nach drei Minuten durchgelaufen war, mußte der Teilnehmer die Reihe verlassen.«
    »UND WURDE DEM NÄCHSTEN MANN IN DER REIHE DASSELBE RÄTSEL GESTELLT?«
    »Ja.«
    »ALSO HATTE DIESER MANN ZUSÄTZLICH ZEIT ZUM NACHDENKEN.«
    »Ja.«
    »ICH VERSTEHE. KLINGT ZIEMLICH KNORKE.«
    Roland runzelte die Stirn. »Knorke?«
    »Er meint, es hört sich echt toll an«, sagte Susannah leise.
    Roland zuckte die Achseln. »Ich nehme an, den Zuschauern hat es Spaß gemacht, aber die Teilnehmer nahmen es sehr ernst, und wenn der Wettstreit zu Ende und der Preis ausgegeben war, kam es nicht selten zu Streit und Faustkämpfen.«
    »WAS WAR DAS FÜR EIN PREIS?«
    »Die größte Gans der Baronie. Und Cort, mein Lehrmeister, trug diese Gans jedes Jahr nach Hause.«
    »ER MUSS EIN GROSSER RÄTSELMEISTER GEWESEN SEIN«, sagte Blaine ehrfürchtig. »ICH WÜNSCHTE, ER WÄRE HIER.«
    Da bist du nicht allein, dachte Roland.
    »Jetzt komme ich zu meinem Vorschlag«, sagte Roland.
    »ICH WERDE MIT GROSSEM INTERESSE ZUHÖREN, ROLAND VON GILEAD.«
    »Sollen die folgenden Stunden der Jahrmarkt sein. Du wirst uns keine Rätsel aufgeben, denn du möchtest neue Rätsel hören, und nicht die Millionen, die du zweifellos schon kennen mußt…«
    »KORREKT.«
    »Wir könnten die meisten sowieso nicht lösen«, fuhr Roland fort. »Ich bin sicher, du kennst Rätsel, die selbst Cort überfordert hätten, wären sie aus dem Faß gezogen worden.« Dessen war er nicht sicher, aber die Zeit der Faust war vorbei; es war Zeit, die offene Handfläche darzubieten.
    »GEWISS«, stimmte Blaine zu.
    »Ich schlage vor, anstelle einer Gans sollen unsere Leben der Preis sein«, sagte Roland. »Wir stellen dir die Rätsel, während wir fahren, Blaine. Wenn du jedes einzelne gelöst hast, bis wir in Topeka sind, darfst du deinen ursprünglichen Plan in die Tat umsetzen und uns töten. Das ist deine Gans. Aber wenn wir dich besiegen – wenn wir ein Rätsel in Jakes Buch oder unseren Köpfen finden, das du nicht kennst und nicht beantworten kannst –, dann mußt du uns nach Topeka bringen und uns freilassen, damit wir unsere Suche fortsetzen können. Das ist unsere Gans.«
    Schweigen.
    »Hast du verstanden?«
    »JA.«
    »Bist du einverstanden?«
    Blaine, der Mono, schwieg wieder. Eddie hatte einen Arm um Susannah geschlungen, saß starr da und sah zur Decke der Baronskabine hoch. Susannahs linke Hand strich über ihren Bauch; sie dachte an das Geheimnis, das dort wachsen mochte. Jake strich Oy behutsam über das Fell und vermied die blutigen Stellen, wo der Bumbler gestochen worden war. Sie warteten, während Blaine – der echte Blaine, der jetzt weit hinter ihnen war und sein Quasi-Leben in einer Stadt lebte, wo alle Einwohner von seiner Hand getötet dalagen – über Rolands Vorschlag nachdachte.
    »JA«, sagte Blaine schließlich. »ICH BIN EINVERSTANDEN. WENN ICH ALLE RÄTSEL LÖSEN KANN, DIE IHR MIR STELLT, NEHME. ICH EUCH MIT ZU DEM ORT, WO DER PFAD AUF DER LICHTUNG ENDET. WENN EINER VON EUCH MIR EIN RÄTSEL AUFGIBT, DAS ICH NICHT LÖSEN KANN, SCHENKE ICH EUCH DAS LEBEN UND BRINGE EUCH NACH TOPEKA, WO IHR DEN MONO VERLASSEN UND EURE SUCHE NACH DEM DUNKLEN TURM FORTSETZEN

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